DRAMA: D/A, 2005
Regie: Benjamin Heisenberg
Darsteller: Bastian Trost, Mehdi Nebbou, Loretta Pflaum, Gundi Ellert, Wolfgang
Pregler
Nachwuchsforscher Johannes wird vom Verfassungsschutz kontaktiert um ein Auge auf
seinen arabisch-stämmigen Kollegen zu werfen, also
Informationen über diesen zu sammeln. Ein Auftrag den Johannes vehement ablehnt, er
verabscheut diese Art der Ermittlung. Die Zusammenarbeit mit seinem algerischen
Kollegen Farid hingegen entwickelt sich gut, die beiden werden sogar privat Freunde.
Als sich jedoch beide in die gleiche Frau verlieben, überlegt sich Johannes die
Sache mit dem Verfassungsschutz noch einmal ganz genau, zumal Farid manchmal recht
merkwürdige Verhaltensweisen an den Tag zu legen scheint ...
Der deutsche Film Schläfer behandelt ein hochaktuelles Thema und bringt es auf eine menschliche Ebene. Es geht um die wachsende Angst vor Terroranschlägen und die Bekämpfung der Terrorgefahr durch Überwachung. Die stetig steigende Anzahl von
Überwachungskameras und Maßnahmen wie die Online-Durchsuchung sprechen eine
eindeutige Sprache. Es genügt oftmals nur ein kleiner Verdachtsmoment um auf die
Liste der zu Überwachenden zu gelangen, vor allem wenn man über einen
Migrationshintergrund verfügt und/oder einer bestimmten Religionsgemeinschaft
angehörig ist.
Schläfer bringt diese globalen Probleme auf eine weniger abstrakte, nicht zu sagen private Ebene. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Johannes und seine beruflichen wie privaten Probleme und Erfolge. Mit Dingen wie Terrorismus oder dem gläsernen Menschen hat er wenig am Hut, er kümmert sich mehr um die Entwicklung seines eigenes Lebens und seiner beruflichen Laufbahn, als um die politischen Themen. Umso unvermittelter treten sie immer wieder in sein Leben, ganz leise und vorsichtig schleichen sie sich in seinem Kopf ein und beginnen sich zusehends mit seinen persönlichen Interessen zu vermischen.
Johannes ist eigentlich kein schlechter Mensch, er ist nett, kümmert sich um seine
pflegebedürftige Großmutter und ist frei von Vorurteilen. Er wirkt nicht wie ein
klassischer Denunziant. Als menschliches Wesen sind ihm aber auch Gefühle wie
Eifersucht nicht fremd. Regisseur Heisenberg zeigt, wie sich langsam zarte Bande
zwischen Beate und Farid entwickeln und sich Johannes mehr und mehr zum fünften Rad
am Wagen degradiert fühlt. Dadurch wird das Verhalten von Johannes nachvollziehbar,
da es menschlich ist. Die Eifersucht, fehlende berufliche Würdigung und eine
öffentliche Bloßstellung durch seinen Chef, all dies nährt Rachegefühle in ihm.
Auch wenn man als Zuseher das Verhalten des Hauptprotagonisten als falsch erkennt,
wendet man sich nicht angewidert ab, da man immer noch im Hinterkopf hat, dass
Johannes im Grunde kein schlechter Mensch und sein Verhalten nachvollziehbar ist.
Bastian Trost stellt Johannes als einen innerlich zerrissen Charakter dar. Johannes
schämt sich ob des Vertrauens, das ihm Farid entgegenbringt, gleichzeitig versucht
er sich einzureden, dass er im Grunde nichts schlechtes tut, er klammert sich an
Dinge wie die Worte der Frau des Verfassungsschutzes: "Der Farid kann sich doch
freuen, wenn gerade Sie es machen, wo Sie doch so integer sind." Wie gesagt,
Johannes ist eigentlich kein schlechter Mensch, er tut ja eigentlich nichts wirklich böses, zündet keine Bomben, erfindet keine Gerüchte über Farid. Er tut im
entscheidendem Moment einfach nichts und weiß doch, dass das falsch ist.
Schläfer ist sicherlich kein einfacher Film, er konfrontiert den Zuseher mit
unangenehmen Fragen und mit einer ungewöhnlichen Annäherung an die Probleme
unserer Zeit. Auch wenn einige Szenen vermutlich aus Geldmangel ziemlich billig
aussehen (solche Szenen sind zum Glück in der Minderheit) kann man den Film als
gelungen bezeichnen.
Spannendes Drama über die Vermischung aktueller globaler Probleme mit den althergebrachten Differenzen innerhalb des menschlichen Zusammenlebens und den Problemen, die daraus resultieren können.