OT: Shadows
DRAMA: USA, 1959
Regie: John Cassavetes
Darsteller: Ben Carruthers, Lelia Goldoni, Hugh Hurd, Anthony Ray
Der in der New Yorker Jazzszene spielende SHADOWS schildert den Alltag der drei afroamerikanischen Geschwister, Ben (Ben Carruthers), Lelia (Lelia Goldoni) und Hugh (Hugh Hurd). Alle Leichtigkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die drei sowohl auf beruflicher, als auch auf privater Ebene sehr mit dem allgegenwärtigen Rassismus zu kämpfen haben.
SHADOWS war der Debütfilm von John Cassavetes (MORD AN EINEM CHINESISCHEN BUCHMACHER). Der Film erschien 1959 wie ein UFO am amerikanischen Filmhimmel. SHADOWS war der erste amerikanische Independentfilm. Er erschien im selben Jahr wie Jean-Luc Godards AUSSER ATEM in Frankreich. Der Film nahm die Reformbewegung des New Hollywood um eine ganze Dekade vorweg und ebenso lang dauerte es, bis Cassavetes selbst mit FACES (1968) an seinen Erstling anknüpfen konnte.
SHADOWS war auch einer der ersten amerikanischen Filme, die sich offen mit dem grassierenden Rassismus der amerikanischen Gesellschaft auseinandersetzte. Das hatte zu der Zeit neben Cassavetes meines Wissens nach nur der gebürtige Hamburger Douglas Sirk (SOLANGE ES MENSCHEN GIBT) gewagt. Doch während die Schwarzen bei Sirk nach wie vor überwiegend in den für Hollywood typischen klischeehaften Nebenrollen auftauchten, ist SHADOWS der wohl erste amerikanische Film, in dem die Hauptdarsteller selbst Schwarze sind. Somit kann SHADOWS auch als Vorläufer des amerikanischen Black Cinema angesehen werden.
Doch so bedeutungsschwanger dies alles auch klingen mag: SHADOWS zeichnet sich insbesondere durch seine große Leichtigkeit aus. Denn dies ist insbesondere auch ein Film über Jazz. Nicht nur, dass SHADOWS in der New Yorker Jazzszene spielt und deshalb auch der Soundtrack aus Jazzmusik besteht. Cassavetes hat vom Jazz auch das Prinzip der Improvisation übernommen. Die Dialoge in SHADOWS sind reine Improvisation und sind deshalb so ganz anders, als die typischen gekünstelten Dialoge in einem klassischen Hollywood-Film. Dadurch zeichnet sich bereits Cassavetes Debütfilm durch eine Lebensnähe aus, wie sie auch kennzeichnend für alle seine weiteren Filme werden wird.
In SHADOWS scheinen auch nicht nur die Dialoge alleine, sondern ebenfalls ein großer Teil der Handlung an sich improvisiert zu sein. Dadurch fehlt dem Film, wie es ebenfalls für Cassavetes kennzeichnend ist, auch der für einen klassischen Hollywood-Film typische Spannungsbogen. SHADOWS ist keine durchkomponierte Geschichte mit Anfang, Mitte und Ende, sondern eine filmische Momentaufnahme, die uns erlaubt mal kurz in das Leben der Protagonisten hineinzuschnuppern. Der Film fängt einfach irgendwo an und ist dann irgendwann einfach wieder vorbei. Was dazwischen passiert ist alles sehr authentisch und atmosphärisch eingefangen, aber in diesem Fall leider auch ein wenig langweilig. Aber auch dies ist konsequent und so zeigt die letzte Einstellung von SHADOWS eine Schrifttafel mit den Worten:
THE FILM YOU HAVE JUST SEEN WAS AN IMPROVISATION
John Cassavtes´ Film SCHATTEN ist der erste amerikanische Independentfilm. SHADOWS ist reiner Jazz. Der Film zeigt Jazzmusiker, auf der Tonspur läuft Jazzmusik und sämtliche Dialoge sind wie beim Jazz reine Improvisation. SHADOWS ist ein atmosphärischer Trip in das New York der späten 50er-Jahre. Leider kommt hierbei trotz aller unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten auch öfter mal ein wenig Langeweile auf. So kann ich hier die eigentlich notwendige dringende Empfehlung doch nur ein wenig bedingt aussprechen (7,5 Punkte).