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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE

Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen

Der Frauengefängnisfilm. Ein FILMTIPPS.at-Special.

I.    Einleitung
II.    Gruppendusche, Peitsche, Lesbensex  – Die Charakteristika des Frauengefängnisfilms
III.    Die braven Anfänge
IV.    Sleaze galore: Die 70er und 80er Jahre
V.    Der Anfang vom Ende – Die 90er bis heute



I. Einleitung

Wir von FILMTIPPS.at sind ja generell ein wenig speziell. Und unsere kleine, feine Seite sowieso. Von unseren Besprechungen ganz zu schweigen. Aber hier und da gibt es Themen, die sind so speziell, dass man sie nur in einem Spezialbeitrag besprechen kann. Und zwar nicht in irgendeinem Spezialbeitrag, sondern in einem FILMTIPPS-SPECIAL. So wie zum Beispiel meine Marathondurchläufe von HALLOWEEN (1978-2002), FREITAG DER 13. (1980-2003) und A NIGHTMARE ON ELM STREET (1984-2003).

Während das jedoch einzelne Reihen (im selben Genre) waren, widme ich mich heute einmal einem ganzen Genre. Angekündigt wurde es mehr oder minder schon vor geraumer Zeit, aber wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben. Schon gar wenn es sich um etwas so komplexes handelt, wie eine kleine Abhandlung über die Geschichte des Frauengefängnisfilms.

Ein Genre, das nicht nur unglaublich wandelbar ist, wie wir noch erfahren werden – also, ihr, weil ich hab‘s ja geschrieben und weiß das daher alles schon –, sondern auch eine wirklich bewegte Geschichte aufzuweisen hat. Dabei war dieses Genre stets eines – verrucht. Nicht weiter verwunderlich, steht der Frauengefängnisfilm doch seit seiner Hochphase hauptsächlich für Sexismus, Sadismus und perverse Allmachtsphantasien notgeiler Männer. Doch darüber hinaus war der Frauengefängnisfilm auch immer schon ein wenig feministisch – eine Aussage, die Alice Schwarzer wohl zur Weißglut bringen würde, doch die gute Dame hat sich eh schon selbst als moralische Instanz disqualifiziert (nicht dass sie das jemals wirklich war).

Zwar lag das Hauptaugenmerk gerade in den 70ern – inspiriert durch Jess Francos Vorreiterrolle – auf nackter Haut, Lesbensex, sexueller Gewalt und… nun ja, Frauen in Ketten; doch waren am Ende nicht immer die Frauen die Starken? Die die sich ihrer Rollen der Unterdrückten nicht beugen wollten, sondern zurückschlugen und Rache üben konnten an ihren Peinigern? So standen diese Frauen nicht nur für die Frau an sich, die sich allmählich von ihrer Rolle als schwaches Geschlecht lossagen wollte. Sie waren – und sind es immer noch - auch ein Sinnbild für jeden Menschen, der sich seinem Schicksal nicht beugen möchte, sondern aufbegehrt und sich vor sich und der Umwelt behauptet.

Auch wenn es sich so liest, möchte jedoch keineswegs leugnen, dass es Vordergründig um nackte Haut und Sadismus ging und geht und dass wohl so mancher Schmuddelregisseur einfach seinen Neigungen freien Lauf ließ und dafür noch bezahlt wurde – die Glücklichen, newa.

Es gibt also nicht nur unzählige Filme, die im Laufe der Jahrzehnte von geldgeilen Grindhouseproduzenten – die mir allemal lieber sind als geldgeile Hollywoodproduzenten die auch die letzte beschissene Jungendbuchvorlage noch in einem beschissenen Film verwursten müssen –, sondern auch viele verschiedene Stilrichtungen, Interpretationsmöglichkeiten und Gruppenduschen.

Nur eins haben so gut wie alle Filme gemein – Biber galore. Ein Frauengefängnisfilm ohne, ist kein Frauengefängnisfilm. Und jetzt viel Spaß auf unserer kleinen Zeitreise…



II. Gruppendusche, Peitsche, Lesbensex  – Die Charakteristika des Frauengefängnisfilms


Dem Frauengefängnisfilm wird sehr oft vorgeworfen – und das in der Regel von Außenstehenden, Leuten die für diese Art von Film keinerlei Sympathien hegen –, dass er sehr stark auf Formeln basiert. Dazu kann ich bloß eins sagen: Sie haben Recht. Aber, seien wir ganz ehrlich, welcher Film welchen Genres tut das nicht? Im Actionfilm gibt es den Helden und den Bösewicht. Es gibt Schießereien, Schlägereien, Verfolgungsjagden und am Ende großes Krachbumm. Beim Slasher gibt es den üblen Messerschwinger und jede Menge Schlachtvieh in Form rumhurender Teenies. Und am Ende überlebt das enthaltsame Mädchen. In der romantischen Komödie verlieben sie sich und sind glücklich. Dann passiert etwas, das die beiden trennt, doch am Ende finden sie wieder zusammen. So weit, so schön. Was sollte auch falsch sein an Formeln, am großen gemeinsamen Nenner? Ohne wäre es ja auch kaum möglich, Filme in Genres einzuteilen, wüsste man nicht, ob dieser oder jene Film etwas für einen sein könnte. Die Abwechslung kommt durch das Spiel mit eben jenen Formeln. Durch das immer neue Zusammensetzen der einzelnen Bausteine, mit dem Spiel mit der Erwartungen des Zuschauers.

An dieser Stelle mögen die Kritiker einwerfen, dass ja genau das das Problem mit dem Frauengefängnis sei. Nämlich, dass die Variation fehle, dass die Formeln in immer derselben Reihenfolge und derselben Zusammensetzung runtergebetet werden. Auch hier haben diese kritischen Stimmen in gewisser Weise Recht. Variationen sind eher die Ausnahme denn die Regel. Die Filme basieren auf derselben Formel, setzen die Bausteine auf die ewig gleiche Art und Weise zusammen. Aber, ist das wirklich schlecht? Nein, ganz im Gegenteil. Denn man darf den Frauengefängnisfilm natürlich nicht an Maßstäben „normaler“ Filme messen. Wie bekannt, ist der Frauengefängnisfilm ein Subgenre des Sexploitationfilms, der wiederum eine Variation des Exploitationfilms ist, der durch die gezielte Ausbeutung fragwürdiger Themen stark auf seine Formeln setzt.

Der geneigte Zuschauer möchte nun mal nicht großartig überrascht werden, begeistert die fantastischen Kniffe der Drehbuchautoren bewundern, über den absolut neuen Ansatz und die Herangehensweise an das Thema diskutieren. Er möchte das sehen, was er von dem Film auch erwartet und das sind – seien wir ehrlich – nun mal Sex und Gewalt. Die beiden Grundkomponenten aus denen ein jeder guter Sexploitationstoff besteht. So hat nun jedes Subgenre des Sexploitationfilms seine ganz eigenen Charakteristika, die sich, wie auch im Falle des Frauengefängnisfilms, über die Jahre herausgearbeitet haben. Im Folgenden sollen diese Charakteristika erörtert werden.

Zunächst hätten wir einmal die obligatorische Damsel in distress. Das arme, unschuldige Mädchen von nebenan – vergleichbar mit dem Final Girl des Slasherfilms –, das in der Regel ohne eigenes Verschulden eine Haftstrafe antreten muss. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, häufig jedoch politische Intrigen, in die die arme Damsel in distress hineingezogen wird. Oder ihr wird etwas angehängt, das sie natürlich nicht getan hat. Gerne auch von einer korrupten Polizei, die auch schon mal mit Menschenhändlern zusammenarbeitet, die – praktischerweise – einen Frauenknast führen und somit immer genug Mädchenmaterial für ihre Knastbordelle haben – gern gesehene Besucher sind durchaus auch mal angesehene Politiker, womit sich der Kreis irgendwie wieder schließt und wir bei der politischen Intrige wären.

Im harten Alltag eines Frauengefängnisses hat es das liebe, nette Mädel von nebenan natürlich besonders schwer. Nicht nur die brutalen Wärter – seien es nun Männer oder Frauen mit, na klar, lesbischen Vorlieben – machen unserer armen Damsel in distress oftmals das Leben schwer. Auch die Mitinsassen denken natürlich nicht daran, die Neue mit offenen Armen zu empfangen. Es gibt schließlich eine Hackordnung und die gilt es durchzusetzen. Und natürlich ist auch Sex in der Abgeschiedenheit des Gefängnisses eher Mangelware. Theoretisch natürlich, denn das gilt höchstens für Sex mit Männern – es sei denn, die eine oder andere Gefangenene hat sich einen notgeilen Wärter angelacht, der es ihr mal so richtig besorgen kann. Aber, in der Regel ist Sex nur eins – lesbisch. Und ein hübsches, junges Mädel, Frischfleisch also, das ist lecker. Es kommt also, wie es kommen muss – zu sexuellen Übergriffen von allen Seiten. Für dieses Problem gibt es zwei mögliche Lösungen – die taffe Gute, die schon lange im Knast sitzt – meist auch unschuldig – und nicht nur ein gutes Herz hat, sondern auch eine Stahlfaust. Sie nimmt die Neue unter ihre Fittiche und verteidigt sie – zumindest – gegen die Angriffe der Mitgefangenen. Oder aber, she grows a pair – wie man im Englischen so schön sagt – und lernt sich ordentlich durchzusetzen.

Eine von beiden Lösungen kristallisiert sich meist beim ersten großen Gruppenduschen heraus. Denn, so ein Gefängnisalltag ist verdammt anstrengend. Klar, dass die Damen da schwitzen wie verrückt und daher erst mal allesamt unter die Dusche müssen. Seife ist genug vorhanden. Und jemanden zum Einreiben der Brüste und Schenkel – öh, und natürlich des Rückens – findet man schnell. Sind ja alle geil und alle lesbisch. Und weil sich das unter der Dusche so schön anbietet, kommt es oftmals auch gleich zum…

Catfight. Denn der darf auf keinen Fall fehlen. Wie gesagt, wenn die Wärter nicht gerade damit beschäftigt sind, ihre perversen und sadistischen Neigungen auszuleben, dann haben sich die Mädels untereinander in der Wolle. Wo viele Insassen auf engstem Raum zusammengepfercht sind, da herrscht dicke Luft. Und deshalb wird oft geprügelt, sehr zum Leidwesen der – ohnehin schon spärlichen – Klamotten. Sehr zur Freude des männlichen Publikums.

Doch aller Ärger ist nichts im Vergleich zum gemeinsamen Groll gegen die böse Gefängnisverwaltung. Und so stellen selbst die ärgsten Konkurrentinnen ihre Streitigkeiten ein, um entweder zu fliehen – gerne nackt, durch den Dschungel oder ähnlich unwirtliches Gelände –, oder um sich zusammenzuschließen. Und dann gemeinsam eine Revolte anzuzetteln, bei der nicht nur die Klamotten zerreißen und der Wasserschlauch für Abkühlung auf nackter Haut sorgt, sondern auch um sich an den fiesen Wärtern zu rächen. So mancher Bösewicht tritt da schon mal zum verfrühten Ableben an – gerne brutal. Am härtesten hat es da wohl ILSA – THE WICKED WARDEN (1977) erwischt, denn ihr Ende ist wahrlich animalisch. So ein Happy End, das ist eben der Damsel in distress vorbehalten.

Schön, nun da wir geklärt hätten, was ein Frauengefängnisfilm ist und wie er funktioniert, widmen wir uns seiner Geschichte.



III. Die braven Anfänge

Die Anfänge des Frauengefängnisfilms reichen zurück bis in die 30er Jahre. Die damaligen Filme hatten noch wenig zu tun mit dem, was einmal aus ihnen werden sollte. Der Beginn dieses verrufenen Genres ist vor allem eins – harmlos. Zwar waren wohl diverse Pulp-Elemente vorhanden, allerdings war der Exploitationfilm noch gar nicht erfunden und die Geschichten simple Melodramen.

Erst in den 50er-Jahren, als auch der Teeniefilm eine erste Hochphase erlebte und mit deftigen – für die damalige Zeit – Exploitation-Elementen gespickt wurde, begann auch der Frauengefängnisfilm „wilder“ zu werden. Stellvertretend für diese Ära des Genres soll an dieser Stelle WOMEN’S PRISON (1955) stehen, inszeniert von Lewis Seiler, der unter anderem auch bei YOU CAN’T GET AWAY WITH MURDER (1939) mit Humphrey Bogart Regie führte (kein Frauengefängnisfilm, aber wohl etwas bekannter).

Ende der 1960er Jahre war es dann allerdings so weit. Die Welt war reif für eine gewaltige Ladung Sleaze. Das erkannte niemand Geringerer als der große Maestro der Sexploitation, Jess Franco. Mit seinem Film 99 WOMEN (1969) erschuf der umtriebige Regisseur – vermutlich ohne es zu erahnen – ein neues Subgenre, nämlich den Frauengefängnisfilm wie wir ihn heute kennen und lieben. Viele der später für das Genre wichtigen Elemente wurden von Franco bereits hier genutzt und in den darauffolgenden Jahren und ganz besonders dem nächsten Jahrzehnt, den durchtriebenen Siebzigern, expliziter, um weitere schmuddelige Elemente erweitert und geradezu zur Pflichtübung. Das Publikum hatte schließlich Blut geleckt und wollte mehr.



IV. Sleaze galore: Die 70er und 80er Jahre


Und mehr sollte es auch bekommen, denn der Frauengefängnisfilm erwies sich, in der von Franco geprägten Form, als überaus lukrativ. Da die Betonung in Filmgeschäft auf Geschäft liegt, war es also nur eine Frage der Zeit, bis findige Produzenten auf den Zug aufsprangen und eine gewaltige Menge an sleaziger Unterhaltung für das lechzende Publikum in die Kinos feuerten. Die Siebziger Jahre sind demnach so etwas wie das Kambrium des Frauengefängnisfilms (wobei das Gültigkeit für den (S)Exploitationfilm an sich hat. Das Exploitationkino war damals natürlich noch einfach Kino mit exploitativen Elementen; die Kategorisierung als Genre erfolgte erst später), denn ähnlich der kambrischen Explosion schossen Frauengefängnisfilme plötzlich wie Pilze aus dem Boden.

Dabei ist zu beobachten, dass innerhalb des Subgenres noch einmal verschiedene Strömungen auszumachen sind. Mit einigen davon wollen wir uns jetzt exemplarisch näher befassen.

Frauenknast im Land der aufgehenden Sonne

Der Erfolg des Frauengefängnisfilms sprach sich alsbald auch in Japan rum. Dort waren Sexploitationfilme in etwa ebenso beliebt wie in Europa und bereits seit den frühen Sechziger Jahren entwickelte sich in Nippon das Genre des Pink Films (pinku eiga). Diese – salopp ausgedrückt – Softsexfilmchen, welche inzwischen eine bis heute andauernde Tradition in Japan haben, verbinden möglichst viele Nackedei- und Sexszenen mit einer – möglichst – schlüssigen Handlung. Dabei hatten die Regisseure immer relativ freie Hand, was die Handlung – höhö – betrifft, solange nur genug nackte Haut zu sehen war. Moderne Vertreter dieses Genre sind unter anderem THE STRANGE SAGA OF HIROSHI THE FREELOADING SEX MACHINE (2005) oder auch der äußerst unterhaltsame THE GLAMOROUS LIFE OF SACHIKO HANAI (2003) – der es vor ein paar Jährchen sogar zu einer Ausstrahlung auf arte brachte.

Pink Filme liefen einige Jahre lang sehr erfolgreich, hatten aber eher wenige exploitative Elemente. Dies sollte sich in den 70ern ändern, als sich langsam aber sicher das Sub-Genre des Violent Pink Films abspaltete und begann der Sexploitation alle Ehre zu machen. Vor allem das alt-ehrwürdige Studio Toei versorgte den Markt mit verdammt harten Violent Pinkys, die mal in der Zeit der Samurai, mal in der – damaligen – Gegenwart angesiedelt waren, aber eins gemeinsam hatten: Sie verbanden auf eine Art und Weise Sex und Gewalt, wie es eigentlich nur die Japaner können. Meist ultra-brutal aber doch technisch gekonnt und elegant in Cinemascope auf Zelluloid gebannt, lockten sie die Massen. Ein früher Vertreter dieser Violent Pinkys ist der, auch für Einsteiger ins Genre, zu empfehlende Toei-Streifen TERRIFYING GIRLS' HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM (1973). Das – fast schon – Spätwerk ZERO WOMAN: RED HANDCUFFS (1977) ist zwar ein gelungenes Beispiel dafür, wie heftig es im Violent Pink Film zugehen kann, daher aber auch eher nichts für zartbesaitete Gemüter – schon alleine auf Grund des äußerst zynischen Weltbilds und der gar nihilistischen Atmosphäre.

Aber, nun gut, schwenken wir langsam aber sicher zum Kernthema zurück. Gerade der Frauengefängnisfilm bot sich als Grundlage für Violent Pink Filme an, da er auf Grund seiner Konzeption geradezu dafür prädestiniert war, sexploitative Elemente kinderleicht einzubauen. Doch die Toei-Studios wären nicht die Toei-Studios, respektive, die Japaner wären nicht die Japaner, wenn sie nicht auch aus dem Grundprinzip „Frauen im Knast geschändet“ technisch Beeindruckendes herausgeholt hätten. Der wohl bekannteste Vertreter des japanischen Frauengefängnisfilms dürfte zweifelsfrei und absolut berechtigter Weise Shunya ITOs Mangaverfilmung SASORI – SCORION (1972) sein. Aus diesem Film wurde eine offiziell vierteilige Reihe. Weitere Teile die im Endeffekt hauptsächlich den Titel und den Namen Sasori mit den Originalfilmen gemein haben, erscheinen bis heute, so zum Beispiel SHIN JOSHU SASORI: 701-GO (1976) – im Endeffekt haben wir es also mit einem ähnlichen Phänomen wie bei den unzähligen Djangos zu tun, die in den 70ern die Kinos unsicher machten. Aber, bleiben wir beim Original. Die ersten drei Teile der Reihe wurden von Shunya ITO selbst inszeniert, der vierte Teil SASORI - GRUDGE SONG (1973) von Yasuharu HASEBE.

Was diese Reihe von Frauengefängnisfilmen und vor allem den ersten Teil SCORPION sowie den direkten Nachfolger SASORI: JAILHOUSE 41 (1972) auszeichnet und sie von den – meist äußerst schnell und billig heruntergekurbelten – europäischen Genrebeiträgen noch immer abhebt und unterscheidet, ist das hohe technische Geschick mit dem sie umgesetzt wurden. Shunya ITO darf mit Fug und Recht als Meister seines Fachs gelten. Seine SASORI-Filme sind von surrealen Elementen durchsetzt und bezaubern und faszinieren durch die geschickt inszenierte und spielerische Umsetzung. Visuell beeindruckend, überzeugen diese Filme auch abseits ihrer sexploitativen Elemente, vor allem auch durch die bezaubernde Meiko KAJI, die auch das – von Tarantino in KILL BILL (2003/2004) recycelte – unglaublich stimmungsvolle Titellied von LADY SNOWBLOOD (1973) Urami Bushi sang, das während ich diese Zeilen tippe, bereits einige Male aus meinem Lautsprecher gedrungen ist.

Über das unsägliche und widerwärtig schlechte Remake SASORI - BESESSEN VON RACHE (2008) sollte man zwar eigentlich den Mantel des Schweigens breiten, doch um der Chronistenpflicht Genüge zu tun, sei er hier erwähnt. Und dann bitte schleunigst wieder vergessen.


„Jawoll, mein Fuhrer!“ – Frauenlager und Hakenkreuz


Eine Spielart des Frauengefängnisfilms stellt der Frauenlagerfilm dar. Im Grunde genommen unterscheiden sich beide Sub-Genres bloß durch die Umgebung in denen die jeweiligen „Geschichten“ „spielen“; das Frauengefängnissetting wurde durch ein Lager irgendwo im Nirgendwo getauscht. Häufig wurden jedoch zusätzlich und vermehrt politisch heikle Themen als Basis für die „Geschichte“ (aus)genutzt. Das kann zum Beispiel die Hong Kong’sche Flüchtlingspolitik sein, wie in FRAUEN IM FOLTERCAMP (1980). Noch beliebter allerdings, und weitaus erfolgreicher, waren Oberaufseherinnen in hautengen, pechschwarzen SS-Uniformen.

Bei der amerikanischen Produktion LOVE CAMP 7 (1969) handelt sich um den ersten Frauenlagerfilm, der die – hüstel – Handlung zum Zwecke einer größeren Schockwirkung in das Dritte Reich verlagert und somit Gelegenheit bietet für jede Menge Hakenkreuze, Sleaze und schlechtes Deutsch. Während bereits LOVE CAMP 7 (s)exploitative Elemente aufweist, sollte es doch ein anderer Film sein, der für das guilty in guilty pleasure verantwortlich sein sollte.

Von LOVE CAMP 7 inspiriert, erschufen David F. Friedman und Don Edmons 1974 ein Werk, das selbst unter den verrufenen Naziploitern seinesgleichen sucht: ILSA – SHE WOLF OF THE SS (1974). Selten wurde ein Film seinem sleazigen Ruf derart gerecht wie die moralisch absolut fragwürdige Sleazegranate mit Dyanne Thorne in der Hauptrolle. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt und selbst ohne die Konzentrationslagerkomponente bieten DIE HÜNDINNEN VOM LIEBESLAGER 7 noch genug schmuddeliges „Eyecandy“ um hinterher eine Dusche zu rechtfertigen.

Das kam an beim Publikum, daher ist es fast schon obsolet zu schreiben, dass er eine ganze Reihe von ähnlichen Filmen nach sich zog. Auch mit Ilsa ging es weiter, wenn auch ohne Hakenkreuze und das Set von EIN KÄFIG VOLLER HELDEN. In den beiden Nachfolgern verschlägt es Ilsa nämlich als HAREMSWÄCHTERIN DES SCHEICHS (1976) in die Wüste und als TIGERIN (1977) in die ewige Kälte nach Sibirien. Auch Jess Franco und Erwin C. Dietrich sprangen auf den Ilsa-Zug auf, doch dazu später mehr.

Widmen wir uns zunächst noch einmal den Naziploitern, die sich auch grob in zwei Lager – beabsichtigtes Wortspiel – teilen. Zum einen gibt es Filme die (s)exploitative Elemente aufweise und mit der Nazi-Thematik noch einmal eine ordentliche Portion moralische Verwerflichkeit draufwerfen (wollen), aber an und für sich auch für empfindlichere Gesellen zu goutieren sind. In der Regel drehen sich diese Filme um das Plotdevice des Frontpuffs und handeln von den Versuchen Frauen – mehr oder weniger auf freiwilliger Basis – als Unterhaltung für die Frontsoldaten zu rekrutieren. In der Folge gibt es dann jede Menge Softsex zu „bestaunen“ und hier und da mal ein „Heil Hitler“ zu vernehmen. Prominentestes Beispiel dürfte wohl Tinto Brass‘ SALON KITTY (1976) sein, der laut Filmdienst „lediglich auf den Reiz von Sex und Nazi-Nostalgie baut.“ – eine Kritik die den Kern eines jeden Naziploiters ziemlich gut beschreibt.

Das indirekte Remake zu Kittys Salon ist PRIVATE HOUSE OF THE SS GIRLS (1977), in dem Bruno Mattei die Sleaze-Schraube – aber auch den Trashfaktor, bedingt durch sein handwerkliches Unvermögen – noch um einiges angedreht hat. Auch Erwin C. Dietrich inszenierte 1974 das Biberfest EINE ARMEE GRETCHEN (1974), der jedoch nicht gerade als Sternstunde des Sexploitationkinos bezeichnet werden kann.

Begeben wir uns also lieber wieder in sleazigere Gefilde. Neben jenen – zumeist harmlosen – Softsexern nämlich, gibt es auch noch eine Reihe von Filmen die ganz in der Tradition von ILSA – SHE WOLF OF THE SS stehen, selbstverfreilich ohne die Messlatte zu erreichen, die Don Edmunds damals in Sachen guilty pleasure setzte.

Ganz vorne dabei waren, wie könnte es denn anders sein, natürlich die Italiener die ja zu damaliger Zeit gerne auf jeden Zug aufsprangen, der irgendwie Richtung „Schnelle Kohle“ fuhr. Bereits erwähnter Bruno Mattei war stets ganz vorne dabei, schmuddelte so richtig mit und schnitt – weil’s mehr schockt und was mehr schockt, bringt auch mehr Moneten – gerne auch Originalaufnahmen in seine Naziploiter. PRIVATE HOUSE OF THE SS GIRLS war also eher so was wie ein harmloser Ausrutscher Matteis.

Ein bisschen weiter ging schließlich der italienische Regisseur Mario Caiano indem er in seinen – ich sag’s mal frei weg absolut lahmen – Beitrag zum Genre, NAZI LOVE CAMP 27 (1977), Hardcoreelemente während einer Vergewaltigungsszene reinschnitt. Will man nicht sehen, muss man eigentlich auch nicht, denn selbst von diesem „Ausrutscher“ abgesehen taug das lahme Vehikel nicht viel, da Caiano sich nicht entscheiden konnte, ob er nun Drama oder doch sleazige Sexploitation machen wollte.

Schon viel spaßiger geht’s da bei den beiden munteren Gesellen SS EXPERIMENT LOVE CAMP (1976) und SS HELL CAMP (1977) zu. Beide sind deutlich weniger extrem als DIE HÜNDINNEN VON LIEBESLAGER 7, was durchaus begrüßenswert ist, da dadurch der Unterhaltungswert enorm steigt. Sowohl das „Liebescamp“ als auch das „Höllenlager“ sind immer noch sleazig bis zum Abwinken, unterhalten aber vor allem durch trashige Schauwerte, denn den Kappes der in beiden Filmen als Geschichte verkauft wird, kann man nicht mit Absicht verbrechen. So geht es bei diesen Filmen weniger um schockende Bilder auf der Leinwand als vielmehr um barbusige Schauwerte, ein „schockierendes“ Setting und jede Menge Blödsinn.

Während die Italiener, allen voran Bruno Mattei, also gerne mal so richtig die Sleaze-Keule schwangen und auf jegliche moralische Werte verzichteten, waren viele ihrer Naziploitation-Frauenlagerfilme nicht halb so hart wie die Werbung es einem weismachen wollte – und die sleazigen Höhenflüge der Ilsa erreichten sie sowieso nie.

Frauenknast in aller Welt


Der Frauengefängnisfilm wurde im Laufe der 70er Jahre ein weltweites Phänomen. Nachdem er sich in Europa entwickelte, steuerten bald schon Produzenten aus aller Welt Filme zum gigantischen Kanon des Sub-Genres bei. In der Schweiz zum Beispiel versuchte sich Erwin C. Dietrich höchstselbst an dem ein oder anderen Film mit Frauengefängnissetting – wenn er nicht gerade Jess Franco damit beauftragte, der dann auch deutlich heftigere Kost präsentierte. Onkel Erwin war ja seit jeher eher ein Freund sanfter Sex-Unterhaltung und machte, wenn er selbst Hand anlegte – höhö – eher bumsintensive Softsexer denn harte Sleazestreifen. So war bereits sein Beitrag zur Naziploitation, EINE ARMEE GRETCHEN (1974), ein harmloser – und leider auch stellenweise ziemlich dröger – Genrebeitrag. Dementsprechend nehmen sich auch seine Ausflüge in die Frauengefängnisse dieser Welt extrem harmlos aus, sind aber, wie im Falle von GEFANGENE FRAUEN (1979) durchaus unterhaltsam.

Weeeeeitaus sleaziger hielten es da die Kollegen aus Übersee, vor allem jene aus eher exotischen Landen. So drehte der Regisseur – hust, hust - Oswaldo de Oliveira in Brasilien mit BARE BEHIND BARS (1980) einen der sleazigsten Frauenknaststreifen der Genregeschichte. Der Film genießt einen gewissen Kultstatus, der sich mir nicht so recht erschließen will – vermutlich genießt er diesen Ruf rein aus seiner eklatanten Schmierigkeit heraus, schließlich gibt’s hier jede Menge Sex. Die Gewalt die in Sexploitationfilmen damit einhergeht fehlt allerdings fast völlig.

Es ist ja bekannt, dass Frauengefängnisfilme nicht gerade dafür bekannt sind große Geschichten zu erzählen – wer will das auch schon –, aber wenigstens versuchen hätte man es doch können. Denn ganz ohne Handlung funktioniert nur Hardcore-Pornographie – und sonen Gonzo-Streifen guckt man in der Regel auch nicht bis zum Ende. Zumal darauf geachtet wird, dass die „Darsteller“ nicht einzig und allein durch ihre pure Hässlichkeit auffallen. Letzen Endes ist BARE BEHIND BARS für einen Porno zu eklig, (selbst) für einen Frauenknaster zu dämlich, aber ein gutes Beispiel dafür, wie schmierig es in diesem Genre werden kann.

Sogar auf den Philippinen trieb man sich gerne in Frauengefängnissen rum und nahm es da mit den Menschenrechten der Insassinnen nicht unbedingt so genau. Auch Pam Grier durfte mehrfach Gefängnisluft schnuppern, auch wenn THE BIG BIRD CAGE schon eher Frauenlager ist und FRAUEN IN KETTEN (1972) eher von der Flucht aus dem Frauenknast denn vom harten Knastalltag handelt. Letzterer ist übrigens eine amerikanische Co-Produktion und auch alleine haben die Amis sich gerne hinter schwedische Gardinen verirrt. Auch wenn Filme die von Sex und Gewalt leben, man kann es sich denken, im prüden Amerika eher weniger Sex und Gewalt zu bieten haben. Die Action steht da schon eher im Vordergrund, wie bei FRAUEN IM ZUCHTHAUS…oder langweilige Geschichten, wie beim schnarchigen EXZESSE IM FRAUENGEFÄNGNIS (1993).

Der Herr des Frauengefängnisfilms


Kommen wir zurück zu dem Mann, der nicht nur die Welt mit dem Genre des Frauengefängnisfilms beglückte, sondern gleichzeitig auch zu dessen wichtigstem Vertreter zählt. Die Rede ist natürlich von niemand Geringerem als dem großen Maestro Jess Franco.

Dass es Franco in der Regel nicht um die Kunst des Filmemachens ging, sondern darum zwei Dinge die ihm besonders wichtig waren zu vereinen – nämlich Geld und nackte Frauen – sieht man dem Hauptteil seines Oeuvres deutlich an. Doch auch wenn viele seiner Filme wirken wie schnell heruntergekurbelte und auf Profit ausgelegte Wichsvorlagen für das geifernde Publikum – was sie ohne Frage auch sind -, so lässt sich ein gewisses Talent dennoch nicht leugnen. Mit Filmen wie DER HEXENTÖTER VON BLACKMOOR (1969) bewies Franco, dass er mit dem richtigen Budget durchaus ordentliche Filme hervorbringen konnte, auch wenn der Unterhaltungswert dadurch in gewisser Weise litt. In DOWNTOWN – DIE NACKTEN PUPPEN DER UNTERWELT (1975), in dessen Zentrum unweigerlich der enorme Biberpelz von Francos Gattin Lina Romay steht, zeigte er, dass er sogar Anleihe an nicht-schmuddeligen populären Genres nehmen konnte. Im Falle von DOWNTOWN ist dies offensichtlich der Film Noir, herrlich gewürzt mit einer passenden Prise Humor, der den Film durch die Rainer Brandt-Gedächtnissynchro zu einem – trotz ausufernder Sexszenen – kurzweiligen und spritzigem Vergnügen macht.

Trotz allem, zu seinen besten Werken zählen ohne Frage seine Beiträge zum verruchten Genre des Frauengefängnisfilms. Selbstredend sind sie das in der Regel nicht aufgrund ihrer rein objektiv hochwertigen Qualitäten; ganz im Gegenteil. Auch wenn Franco wackelige Zooms, Fokusprobleme und Einstellungen durch Fenster – ob offen oder geschlossen, gerne auch durch Milchglas – für handwerklich anspruchsvolle und gelungene Werkzeuge des Filmhandwerks hält, so sind sie in der Regel doch nur eins – filmischer Schwachfug. Die wahren Qualitäten von Francos Frauengefängnisfilmen liegen im schieren Unterhaltungswert. Denn zum einen sind sie von trashiger Spaßigkeit, technischer Unzulänglichkeit und schlichtweg durchzogen von extremer Sleazigkeit. Darüber hinaus hatte Franco – und das mögen viele vielleicht anders sehen – schlichtweg mit die hübschesten Frauen in seinen Filmen.

Einen qualitativen Ausrutscher nach oben erlaubte sich Jesus mit seinem – nicht ganz so offiziellen – Beitrag zur ILSA-Reihe. Sein Stammproduzent, der allseits geschätzte Erwin Dietrich – von uns nur liebevoll Onkel Erwin genannt – hatte den richtigen Riecher und wollte was vom ILSA-Boom abgreifen. Aus Ilsa wurde dann recht schnell Greta und Franco drehte den dazugehörigen Frauenknaster GRETA – HAUS OHNE MÄNNER (1977). Ironischerweise wurden die Verwertungsrechte für die Americas von David Friedmann gekauft – wir erinnern uns, dem Mann der als Hermann Träger Ilsa ursprünglich auf die Menschheit los lies –, und der Film in den USA als vierter Teil der Reihe ILSA – THE WICKED WARDEN verkauft. Das war freilich nicht schwer, denn die Ähnlichkeiten sind so groß, dass es nur einer Namensänderung brauchte. Franco stand der Original-Trilogie in Sachen Sadismus und Sleazigkeit übrigens in nicht viel nach. Vor allem die berühmt-berüchtigte „Nadelkissen-Szene“ und der Abgang Ilsas zeugen von fiesem Erfindungsreichtum und sind von Franco sogar sehr gut – sprich schmerzhaft – umgesetzt worden.

Noch im selben Jahr drehte der emsige Spanier einen weiteren Klassiker des Genre, und packte noch eine Schippe Sleaze auf sein bisheriges Werk drauf. In FRAUEN FÜR ZELLBLOCK 9 (1977) tragen die gefangenen Frauen erst gar keine Kleidung die sie ausziehen könnten.

In den 80ern schließlich hörte Franco noch lange nicht auf mit dem Filmen, das Genre des Frauengefängnisfilms ließ er allerdings hinter sich. Mit SADOMANIA – HÖLLE DER LUST (1981) lieferte Franco seinen letzten Genre-Beitrag ab und zeigte noch einmal eindrucksvoll, was er konnte – und was eben nicht.

Auch wenn SADOMANIA der letzte Frauenknaster Francos war, so war doch noch lange nicht Schluss mit schwedischen Gardinen, denn es wurde anderenorts fleißig weitergedreht. In Italien zum Beispiel, wo Bruno Mattei mit Laura Gemser die Fortsetzung zu LAURA – EINE FRAU GEHT DURCH DIE HÖLLE (1982) drehte und gleichzeitig eine Fortsetzung zur Emmanuelle-Reihe; so lautet der Originaltitel von LAURA II – REVOLTE IM FREUENZUCHTHAUS (1983) auch EMANUELLE FUGA DALL’INFERNO.

Die große Ära des Frauengefängnisfilms neigte sich zwar langsam den Ende zu, doch durch die 80er hindurch wurden immer noch Filme gedreht, die im Geiste der großen Werke der 70er standen und die ein oder andere Genreperle erblickte das Licht der Welt. So wie AUSGESTOSSEN – NACKTE GEWALT IM FRAUENGEFÄNGNIS (1984) – der zu meinen persönlichen Favoriten zählt. Doch je weiter die Produktionsdaten der Filme dem Ende des Jahrzehnts entgegenrücken, desto mehr merkt man, dass die 90er Jahre ein Ende für das Genre bedeuteten – jedenfalls für die große Exploitation-Ära des Frauengefängnisfilms.



V. Der Anfang vom Ende – Die 90er bis heute


Zwar wurden auch in den 90ern noch fleißig Filme gedreht, doch die schiere Menge wie noch in den zwei Jahrzehnten zuvor wurde nicht mehr erreicht. Das Genre hatte seinen Zenit überschritten. Zum einen dürfte das natürlich auch mit der besseren Verfügbarkeit von Pornographie zusammenhängen, die es in gewisser Weise überflüssig machte, sich auch noch so etwas wie Handlung drumherum anzuschauen. Andererseits jedoch wurden einfach andere Genres immer populärer, so dass der Frauengefängnisfilm weitestgehend verdrängt wurde.

EXZESSE IM FRAUENGEFÄNGNIS (1993) blieben mehr noch als in den Jahrzehnten zuvor bloß hohle Werbeversprechungen und die einst so beliebten Genre-Elemente wurden weit in den Hintergrund gedrängt.

In der Hardcorepornographie dient das Frauenknastsetting allerdings seit jeher eher als Kulisse für Gonzo-Filmchen mit Knastanstrich, denn dem Geist der 70er Jahre verhaftete Hardcore-Abenteuer. Im Softcorebereich griff zum Beispiel Schmuddelfink Fred Olen Ray das Thema mit seinem Softsexer BIKINI CHAIN GANG (2005) auf. Und dann gäbe es da noch den Werwolf/Frauenknast-Mutanten WEREWOLF IN A WOMEN'S PRISON (2006), doch auch das ist bei weitem einfach nicht mehr dasselbe (und viel zu modern, wenn mich wer fragt).

Dem Genre treu ergeben ist bis heute der wohl größte aller Frauenknast/-lager/-folter Film-Fans - nämlich Andreas Bethmann. Der ist nicht nur Autor des Deep Wet Torture Handbooks und zieht Fans gerne mit überteuerten Hartboxen von Scheißfilmen die Kohle aus den Taschen (auch ich bin schon drauf reingefallen, siehe EXZESSE IM FRAUENGEFÄNGNIS) sondern betätigt sich auch als Regisseur. Mit durchaus deftigem Budget für eine semi-professionelle Produktion, mehr Sets als bloß dem örtlichen Wald und Gastauftritten von Meister Jess Franco und seiner angetrauten Lina Romay höchstpersönlich, brachte Bethmann ANGEL OF DEATH II (2007) raus und huldigte damit nicht nur Franco sondern auch dem ganzen Genre - nach Ansicht vieler ist das mit der Huldigung allerdings auch anders zu sehen.

Währenddessen schloss sich auch der Kreis und mit Trash-TV à la HINTER GITTERN – DER FRAUENKNAST (1997 – 2007) – erwartet bloß keine Besprechung von mir dazu, auch hab ich meine Grenzen –, kehrte das Genre schließlich zurück zu seinen Anfängen als Melodrama zurück.

Für den geneigten Fan von Welt bedeutet das zwar die bittere Erkenntnis, dass die glorreichen Zeiten des gepflegten Frauenknasters schon lange vorbei sind. Aber gleichzeitig steht ein riesiger Fundus an Filmen aus eben jener glorreichen Dekade zur Verfügung, der viele, viele Stunden gepflegt ungepflegter Unterhaltung garantiert.

Der Frauenknast unseres Vertrauens wird also noch eine ganz Weile geöffnet haben.

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Im Anschluss - quasi als extra FILMTIPPS.at-Service für unsere treuen Leser - könnt ihr in der nachfolgenden Liste alle im Text erwähnten Filme in alphabetischer Auflistung finden. Die Rezensionen werden nach und nach ergänzt.

Liste aller erwähnten Frauengefängnis-/Frauenlagerfilme (nach Alphabet):

-99 Women
-Angel of Death 2
-Ausgestossen - Nackte Gewalt im Frauengefängnis
-Bare Behind Bars
-Bikini Chain Gang
-Exzesse im Frauengefängnis
-Frauen für Zellblock 9
-Frauen im Foltercamp
-Frauen im Zuchthaus
-Frauen in Ketten
-Gefangene Frauen
-Ilsa – Die Hündinnen vom Liebeslager 7
-Ilsa – Die Tigerin
-Ilsa – Haremswächterin des Scheichs
-Ilsa – The Wicked Warden
-Laura – Eine Frau geht durch die Hölle
-Laura II – Revolte im Frauenzuchthaus
-Love Camp 7
-Nazi Love Camp 27
-Sadomania – Hölle der Lust
-Sasori  - Jailhouse 41
-Sasori – Besessen von Rache
-Sasori – Grudge Song
-Sasori – Scorpion
-Shin joshû sasori: 701-gô
-SS Experiment Love Camp
-SS Hell Camp
-The Big Bird Cage
-Werewolf in a Women’s Prison
-Women’s Prison

Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 1
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 2
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 3
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 4
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 5
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 6
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 7
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 8
Scharfe Miezen und Schwedische Gardinen - Bild 9

Dein Kommentar >>
Johannes | 19.06.2014 19:51
Vielen, vielen Dank für euer Lob, Leute!! :)

@Harald: Keine Sorge, dass V-Wort würde mir doch nie über die Finger kommen... (außer es steht mal wieder ein Rape'n'Revenge-Film zur Besprechung bereit). ;)
>> antworten
toxic | 15.06.2014 16:41
*Am Niederknien*

Er hat es getan! Du hast es getan!
Einfach nur ein großartiges, sehr unterhaltsames und 'spezielles' Special. Ich wusste gar nicht, dass man sich diesem Genre so philosophisch nähern kann:-)
Die Sasori Filme sind dabei wirklich noch am gelungensten, sowohl handwerklich als auch schauspielerisch... und es gibt ein Drehbuch, dem ich einen humanistischen Kern nicht absprechen kann - anders als bei den eher schwierigen Nazischmutzstreifen, die z.T. starke Bauchschmerzen hinterlassen oder einfach nur Brechreiz. Aber passend zur WM darf es auch gerne mal brasilianisch zugehen, denn gegen einen üblen Kater helfen nackte Frauen, wie Gott sie schuf, die zu atmosphärischer Musik lesbischen Schwachsinn verzapfen, immer noch am besten. Die neueren Versuche, wie z.B. Bikini Chain Gang atmen leider nicht mehr den Flair der alten Tage durch Ihren billigen Digi-Look und die Abwesenheit im Wald lebender Nagetiere ;)
Erschreckend ist, dass ich anhand deiner Liste feststelle, dass ich vermutlich nahezu alle relevanten Vertreter des WIP-Films schon in die Finger bekommen habe. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf noch kommende Reviews.
Mein Lieblingsfilm in diesem Zusammenhang ist der Prototyp vom Dreamteam Franco/Dietrich mit dem schönen Namen "Frauengefängnis", der einfach exemplarisch für leere Sinnlosigkeit aber tolle sleazig-warme Atmosphäre steht ohne zu misogyn zu sein.
Ach ja, ich werd wohl zwischen den ganzen Fussballspielen ins VHS/DVD Regal schauen und mir das ein oder andere sündige Vergnügen nochmal zu Gemüte führen. Schön!

10 von 10 Bibern im Käfig

...man tun mir die Knie weh
Johannes | 19.06.2014 19:48
Vielen Dank für dein Lob, toxic. Aber komm lieber wieder hoch - ich will ja nicht, dass dir die Knie wehtun. :D

Ich werde mir wohl in der WM-Zeit während dem ein oder anderen Spiel lieber noch einen schönen Frauenknaster zu Gemüte führen - aber wenn man sich für Fußball interessiert, ist das auch schön als Lückenfüller. ;):D
>> antworten
Erich H. | 15.06.2014 13:26
Mann, kannst du quatschen, werter Kollege. Da fühlt man sich aufgrund eigenen Verbaldurchfalls richtig gut :-)
Soso, "spritziges Vergnügen" also ;-)
Ne, nicht auf mich hören, tolles Special, könnte sogar diesem nicht umstrittenen Genre, wie du ja richtig bemerkst, ein paar neue Fans ins Lager spielen. Und noch dazu ein SubSubgenre, das deutschsprachig nicht gerade häufig beleuchtet wurde, obwohl das ganz einfach auch sein muss. Spitze.
Abgegangen wäre mir in deiner History noch ein wenig VERGEWALTIGT HINTER GITTERN (JACKSON COUNTY JAIL), der zwar auf diversen Datenbanken nicht ganz unberechtigt als Drama geführt ist, der aber von seinem Storytelling durchaus (zumindest meiner Meinung nach) ein wichtiger Film zum Frauengefängnis-Genre darstellt. Aber ich mag mich durchaus täuschen.
Noch einmal: Tolles Special!
Harald | 15.06.2014 16:14
Absolut toll. Unser speziellster Mann hat sich wieder einmal selbst übertroffen.
Und: Ich bin doch etwas erleichtert, dass das V-Wort nicht vorkommt.
>> antworten
Chris | 11.06.2014 19:13
Hinter sleazigen Gardinen... Ein sehr schönes Special, Herr Kollege.
Alle Daumen hoch! PS: Von 99 WOMEN hab ich sogar die Soundtrack-
CD.
>> antworten
Andreas | 11.06.2014 09:53
WOW! Einfach nur Wow!
>> antworten