OT: Paratrooper
HORROR: USA, 1988
Regie: William Wesley
Darsteller: Ted Vernon, Michael David Simms, Richard Vidan, Kristina Sanborn
Nach einem Raubüberfall landen fünf Gangster mit zwei Geiseln und einer Millionenbeute in einem gottverlassenen Wald- und Wiesenlandstrich, dessen Vogelscheuchen ein dämonisches Eigenleben entwickelt haben ...
Als sehr viel kurzweiliger als erwartet hat sich das Wiedersehen mit den SCARECROWS herausgestellt. Damals vor ein paar hundert Jahren im VHS-Zeitalter habe ich ihn im Rahmen eines Splatterfilmabend unter Kumpels in Gestalt einer auf Tape gebannten englischsprachigen Pressekopie in liderlichster Bildqualität geschaut und schnell wieder vergessen.
Heuer auf DVD wiederentdeckt und dabei zwei Überraschungen erlebt. Überraschung Nummer 1: Der Film, der auch unter seinem Originaltitel PARATROOPER kursiert, ist ein richtig unterhaltsamer (Sorry, Jo, für die Wortwahl ;-) Horrorflick und vielleicht tatsächlich das Beste auf diesem Gebiet, was ihr neben der NACHT DER VOGELSCHEUCHE derzeit ergattern könnt. Überraschung Nummer 2: Warum zum Teufel ist mir das nicht schon damals aufgefallen?
Denn SCARECROWS ist ein Splatterfilm, der auf jegliches Vorgeplänkel verzichtet und gleich zur Potte kommt. Die Gangster werden von einem Komplizen gelinkt. Der flieht mit der Millionenbeute des Nächtens in eine äußerst ländliche, gottverlassene Gegend. Die anderen krummen Hunde nehmen die Verfolgung auf - und der Vorspann ist gerade dem Bildschirm entschwebt, da gibt es schon die ersten feindlichen Zusammenstöße mit den wahrlich gespenstischen Vogelscheuchen, die es in der Location wie Eulen in Athen (und Baustellen in Karlsruhe) gibt.
Die sind in ihrem wurmstichigen, an die königlichen Gianetto de Rossi-Zombies aus Fulcis WOODOO - DIE SCHRECKENSINSEL DER ZOMBIES erinnernden Charme ohnehin das (un-)heimliche Prunkstück des Films. Da hat die Special Make-up-Abteilung unter Leitung des später in Hollywood durchgestarteten Maskenbildners Norman Carbrera ganze Arbeit geleistet - PARATROOPERs Vogelscheuchen zählen sicherlich zu den erschreckendsten ihrer Art.
Dafür sind die Darsteller des Kanonenfutters eher billig und die Story äußerst simpel geraten. Was dem Spaß aber nur geringen Abbruch tut. Weil William Wesley in seinem freilich niedrig-budgetierten Filmdebüt praktisch keinen Leerlauf zulässt und Komponist Terry Plumeri somit gezwungen ist, das Letzte aus seiner fast schon klassisch anmutenden Gruselfilmmusikkonserve herauszududeln.
Die Protagonisten bewegen sich zu jeder Sekunde des Films in einer von dämonischen Vogelscheuchen verseuchten Wald- und Wiesentodeszone. Und wenn sie denn sterben, dann tun sie dies ganz und gar nicht klassisch zurückhaltend, sondern durchaus im Stile eines gröberen US-Splatterfilms aus den Tiefen der 80er.
Ein Krabbelsack voll Kutteln und Gore, wie er unlängst in Ryûhei Kitamuras neuestem Gewaltausbruch NO ONE LIVES geplatzt ist, kann man schon in diesem mittlerweile auch schon wieder 25 Jahre alten Film bewundern. Und derlei derber Ideen hat SCARECROWS in seiner zweiten Halbzeit noch einige mehr auf Lager. Höhepunkt des zynischen Ränkespiels ist sicherlich das Opfer, welches als Zombie wiederkehrt und als solcher mit Stroh und Beutegeld ausgestopft ist.
Die Idee, die Vogelscheuchen sprechen zu lassen, ist grundsätzlich nicht schlecht; nur leider klingen die blechern hallenden Stimmen sowohl in der originalen als auch in der deutschen Sprachfassung wenig furchteinflössend, so dass man sich vielleicht doch besser an die alte Weisheit "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" gehalten hätte. Selbiges gilt wohl auch für den deutschen Sprecher, der im ansonsten köstlichen Trailer das englische Wort SCARECROWS ständig falsch ausspricht.
In diesem Sinne (mit gespenstischem Hall unterlegt): "Die Rache der SCARECRAUS ist ihnen sicher!"
Billig gecastete Schauspieler treffen auf furchterregende Zombie-Vogelscheuchen...in einem simpel gestrickten, aber rasant und blutig inszenierten US-Splatterfilm aus den Tiefen der 80er.