OT: Escalofrío
HORROR: Spanien, 1977
Regie: Carlos Puerto, Juan Piquer Simón
Darsteller: Angel Aranda, Sandra Alberti, Marian Kerr, Jose Guillen
An einer Ampel werden Andres und seine schwangere Frau Anna von einem anderen Ehepaar angesprochen. Der Mann gibt vor, Andres von früher zu kennen, obwohl dieser sich nicht wirklich erinnern kann. Trotzdem nehmen Andres und Anna die Einladung des angeblichen alten Bekannten an, das Wochenende in dessen Landhaus zu verbringen. Das Landhaus entpuppt sich schließlich als das abgelegene, unheimliche Domizil einer Bande von Teufelsanbetern ...
Wie versprochen der satanische Gruppensex.
Doch bevor es auf Teufels Geheiß zum Fremddeibeln auf die pentagrammene Spielwiese geht, zunächst einmal die Eckdaten zum Film, bei dem sich niemand anderes als Juan Piquer Simón uncredited den Regiestuhl mit Carlos Puerto geteilt hat. Im späteren Verlauf seiner langen Karriere als Filmemacher, Produzent und Drehbuchautor brachte Simón unter anderem den abstrusen, aber köstlichen Schneckenhorror SLUGS und den kruden Kettensägen-Slasher PIECES unter die Leute. So abseitig, psychotronisch, diabolisch und sleazy wie in SATAN'S BLOOD wurde es aber nie wieder...
Hier lässt man die Verschwörung und den Okkultismus schwarze Hochzeit feiern, während der düstere europäische Erotik-Horrorfilm Spalier steht.
In seiner ersten Dreiviertelstunde wandelt SATAN'S BLOOD dann auch folgerichtig auf den Pfaden zwischen plakativen Satanskitsch (viele Totenschädel, Kapuzenroben, Ouija-Bretter, schwarze Kerzen, schwarze Bücher), Nuditäten und unvermittelt hereinbrechender Verstörung (Stichwortkette: Küche, Hausherrin, rohes Fleisch). Dabei arbeitet man langsam, aber erfolgreich an einer bedrohlich-düsteren Atmosphäre mit einer seltsam okkulten Note, stiftet aber auch ordentlich Verwirrung. Die Hintergründe der Figuren werden nur schemenhaft gezeichnet, manchmal sogar ganz ausgespart und von Anfang an wird unmissverständlich klargemacht, dass hier das "Es passiert" und nicht das "Warum passiert es?" zählt.
Ebenso als gegeben muss man die himmelschreiende Blauäugigkeit unseres Pärchens in distress hinnehmen, welches natürlich kreuzdämlich in die Falle tappt und auch angesichts der immer bedrohlicher werdenden Geschehnisse "tapfer" im abgelegen Satanistenlandhaus die Stellung hält anstatt vernünftigerweise die Biege zu machen. Doch wollen wir mal nicht vergessen, dass hier der Leibhaftige seinen Bockshuf im Spiel hat. Und schließlich ist He's the One who corrupt and defile us...
Doch hat man SATAN'S BLOOD erst einmal seine innere Alptraumlogik zugestanden; ja, dann wartet fürwahr ein abseitiger Leckerbissen auf all diejenigen Horrorfans, die weder Sex noch Teufel fürchten und vor allem eine Schwäche für obskure Streifen aus den 70ern mitbringen.
Dann - Schlag Halbzeit Mitternacht! - bittet der Deibel zum Partnertausch in Diabolus. Es wird aus der Schwarzen Litanei rezitiert. Ein Jesus-Bild geht in Flammen auf. Vor (schwarz-)magischem (Kamin-) Feuer räkeln sich die eingeölten, nackten Körper im Pentagramm. Dazu wabert unheilvoll psychedelische Musik, die klingt als käme sie direkt aus den Katakomben der Church of Satan. Und danach geht es ohne Umschweife für die letzten vierzig Minuten direkt ins psychotronische Pandämonium.
Nun jagt ein diabolischer Twist den nächsten. Die verstörenden Sequenzen werden effektiver und what the fuckiger: Mehr rohes Fleisch, lebende Puppen, nächtliche Besuche vom Sukkubus und ein herbeigerufener Arzt, der zunächst völlig seriös und vernünftig wirkt, erteilt einem Leichnam plötzlich die Absolution -nach blasphemischer Lesart, versteht sich. Die Normalität zerbröselt, alles ist Alptraum und der Film offenbart seine wahre Stärke. Die liegt nun mehr in seiner schieren Unberechenbarkeit.
Nun ist SATAN'S BLOOD ein ebenso merkwürdiger wie bizarrer Horrortrip in enger Seelenverwandtschaft zu Fredas überaus seltsamer TRAGIC CEREMONY. Nur eben furioser. In diesem Sinne: "O Satan, corrupt and defile us!"
Ein flotter Vierer in Nomine Satanas. Die Zigarette danach wird mit Tod und Wahnsinn geraucht. Eine diabolische Verschwörung, die in der zweiten Halbzeit endgültig zum psychotronischen Pandämonium wird. Für Leute, die ihre Horrorfilme haarklein erklärt und mit den üblichen Zutaten bevorzugen, dürfte SATAN'S BLOOD nahezu ungenießbar sein. Doch wenn ihr obskure Horrorfilme mögt, auf 70er Jahre-Okkultismus steht und Erotik in Verbindung mit Blasphemie cool findet; ja dann dunkelt das Heimkino ab, zeichnet mit Fledermausblut ein Pentagramm um euren Filmsessel und genießt SATAN'S BLOOD am besten heiß, mit etwas Nebel und einem rohen Stück Fleisch.