OT: Satánico Pandemonium
NUNSPLOITATION: Mexiko, 1973
Regie: Gilberto Martinez Solares
Darsteller: Cecilia Pezet, Enrique Rocha, Delia Magana, Veronica Avila
Der gutherzigen und eigentlich frommen Schwester Maria erscheint der Leibhaftige und fortan wird sie von wollüstigen und mörderischen Visionen gequält. Die Grenzen zwischen Traum, Wahn und Wirklichkeit verschwimmen immer mehr und alsbald befindet sich Maria auf dem direkten Weg in die Hölle ...
SATANICO PANDEMONIUM. Da war doch was außer der schweren Wahrscheinlichkeit, dass Quentin Tarantino und Robert Rodriguez diesen obskuren mexikanischen Nunsploitation-Flick aus dem Jahr 1973 auch gesehen haben; denn wie lautet Salma Hayeks Rollenname in FROM DUSK TILL DAWN gleich noch mal? Ah ja, richtig: Eine Skandalszene including eine junge, erwachsene Nonne und einen blutjungen Schäferjungen.
Denn kurz nach dem die besagte Nonne beim Blumenpflücken während des frommen sonntäglichen Waldspaziergangs dem leibhaftigen Luzifer in der latino-gigoloesken Gestalt von Enrique Rocha begegnet ist, entflammt sie in verbotener Begierde auf einen kaum der Pubertät entwachsenen Ziegenpeter. Doch der Skandal war in meiner Erinnerung weitaus skandalöser und ist bei der gestrigen Neusichtung von SATANICO PANDEMONIUM sogar zu etwas zusammengeschrumpft, was sich kaum noch als Skandälchen bezeichnen könnte. Denn die skandalösen Fummelszenen sind doch sehr, sehr handzahm in Szene gesetzt und auch der Darsteller des Schäferbürschchens dürfte tatsächlich ein paar Jährchen älter sein als er auf den ersten Blick aussieht. Also, kein Grund die Polizei zu rufen. Bei aller satanischen Lasterhaftigkeit bewegt sich der Film des mexikanischen Vielfilmers Solares also durchaus im Rahmen des Erlaubten.
In einem WTF-Moment der blutigen Art kulminiert Schwester Marias Stelldichein mit dem Hirtenjungen dennoch. Auch wenn das dort zum Einsatz kommende Messer wohl die offensichtlichste Trickwaffe der Filmgeschichte sein dürfte: Die Plastikklinge zieht sich bei jedem Stich wie ihre Pendants aus den YPS-Heften artig in den Griff zurück und das Blut spritzt nicht aus dem Opfer, sondern ganz deutlich aus der Messerklinge. Doch so billig der Gimmick auch ist, die Überraschung ist gelungen.
Überraschungen, Ungewöhnlichkeiten und kleinere Provokationen jenseits der konventionellen Sehgewohnheiten hat SATANICO PANDEMONIUM ohnehin im Dutzend in petto. SATANICO PANDEMONIUM - optisch und thematisch die Filmschwester von Moctezumas ebenfalls in Mexiko entstandenen ALUCARDA - schwebt nämlich im Kinouniversum Lichtjahre von Etikette und Filmalltäglichkeit entfernt in seiner ganz eigenen Umlaufbahn.
Ein Nunsploitationflick der ganz kauzigen, deliriösen Sorte, der sich manchmal anfühlt wie gerauchter Satanswurz und irgendwo zwischen seinen blasphemischen Visionen und Wollustsanfällen immer wieder die vom Klerus unterdrückte und verdammte Sexualität sowie geheuchelte Nächstenliebe an den Pranger stellt.
Trotz der knalligen "From Bride of Christ to Slave of Satan"-Tagline oder dem markigen Alternativtitel LA SEXORCISTA geht es hier weit gemächlicher und weniger furios als bei der irrwitzigen wie entfesselt am umgedrehten Kreuz rotierenden ALUCARDA zu; was SATANICO PANDEMONIUM im Vergleich unspektakulärer macht. Doch die hübsche Cecilia Pezet, welche hier die von der Gnade abfallende Schwester Maria spielt, erledigt den Job mit Bravour, Charisma und oftmals blanken Busen. Eine talentierte Augenweide, keine Frage. Und auf die Ohren gibt es eine unaufdringliche, aber herrlich psychotronische Soundkulisse von Gustavo César Carrión.
Am Ende steht eine gelungene Auflösung, die den irrlichternden, verwirrenden Fieberwahn-Plot erklärt und dem Nonnendelirium zwischen Lust und Mord die richtige Würze gibt.
Die Schwester im Geiste von ALUCARDA rotiert nicht ganz so irrwitzig entfesselt und blasphemisch wie eben jene am umgedrehten Kreuz, doch Freunde filmischer Obskuritäten dürfen sich über ein weiteres kauziges Exponat aus Mexiko freuen. SATANICO PANDEMONIUM ist nicht nur die Namensgeberin von Salma Hayeks Figur aus FROM DUSK TILL DAWN, sondern in erster Linie ein fiebriges Nonnendelirium zwischen Lust und Mord. Geboten wird Nunsploitation der deliriösen Sorte, die zwischen ihren blasphemischen Visionen und (moderaten) Wollustsanfällen immer wieder die vom Klerus unterdrückte und verdammte Sexualität sowie geheuchelte Nächstenliebe an den Pranger stellt und sich manchmal anfühlt wie gerauchter Satanswurz.