TRASH: USA, 1964
Regie: Nicholas Webster
Darsteller: John Call, Leonard Hicks, Pia Zadora
Während die Kinder auf der Erde sich auf den Weihnachtsmann freuen und dieser auch schon in der Endphase der Fließbandgeschenkherstellung ist, schauen die Kinder auf dem Mars in die Röhre. Im wahrsten Sinne. Denn dort, im frei empfangbaren, amerikanischen Sendeprogramm, sinnieren sie deprimiert ob der Glückseligkeiten des freien, amerikanischen Maximalkonsums im Dienste des Nächsten, an dem sie nicht teilhaben. Was liegt näher, als den Weihnachtsmann zum Mars zu entführen? Gesagt, getan, doch - oh Schreck - den gibts auf der 5th Avenue an jeder Ecke. Ja, wer ist nun der richtige?
KRITIK:Passend zur Jahreszeit kramt filmtipps.at ganz tief in der Rappelkiste des Trashs nach einem Weihnachtsfilm und wählt aus dem Fundus ganz mutig SANTA CLAUS CONQUERS THE MARTIANS aus, den es als Public Domain allerorts umsonst gibt. Allerdings, dafür auch noch einen Cent zu verlangen wäre schon dreist, denn SANTA CLAUS genießt nun nicht zufällig den eher zweifelhaften Ruf, einer der schlechtesten Filme aller Zeiten zu sein, was aber andererseits nun auch wieder ein Qualitätsmerkmal sein kann.
Ho ho ho, nachdem wir also die vermutlich zuckersüßesten 80 Minuten aller Zeiten angesehen haben, kleben sogar meine Finger an der Tastatur fest. Dazu dröhnt dieser ekelige Titelsong noch im Ohr. Geträllert von Pia Zadora - im zarten Alter von 9. Ja ja, Hooray for Santy (!) Claus. Hurraaa. Jede Zelle meines Körpers ist glücklich.
Aber jetzt mal von Anfang an. WAS bitte macht der Weihnachtsmann im Weltraum? Wie verzweifelt muss man sein, wenn man DAS als Idee verkaufen muss? Okay, es gibt nichts, was es nicht gibt, aber es gibt auch Grenzen. Davon scheint SANTA CLAUS CONQUERS THE MARTIANS sich aber nicht im mindesten beeindrucken zu lassen.
Schon gewusst, dass es auf dem Mars einen Monat namens Septober gibt? Anscheinend ist der so heiß, dass die grüne Schminke regelmäßig verläuft. Just kidding... Nein, ernsthaft, die Marsianer sehen exakt so scheiße aus, wie sich das klein Fritzchen vorstellt - mit ausfahrbaren Antennen und Staubsaugerschläuchen auf dem Kopf. Aber hey, it's Trash, wenn's nicht so wäre, wäre der Film ja nicht der Rede wert. Der unfreiwillige Humor funktioniert wenigstens, anders als die Comic-Relief-Einlagen von Dropo, der Lachnummer der marsianischen Armee, bei dem sich ein Erschießungskommando wünscht. Aber leider reden wir ja über das Fest der Liebe.
Dropo verkleidet sich als Santa Claus, und wir haben einen der tiefsinnigsten Dialoge der Filmgeschichte zu verzeichnen.
Marsianier: "Halt! Wohin gehen Sie?"Das Highlight des Films ist dann der Nordpol, an dem die naseweisen Kiddies endlich mal erfrieren könnten. Was aber nicht geschieht. Und der Eisbär im Schafsfell ist nun auch zu putzig. Der echte Santa Claus zählt mit Pfeife im Mund derweil seine Rentiere auf.
"Prancer and Dancer, Thunder and Blitzen, Vixen and Nixon."
VIXEN und NIXON??? Oha. Ist das wirklich jugendfrei? Und was raucht Santa gerade?
Die Frage muss man auch dem deutschen Raketenwissenschaftler stellen, der Santa Claus retten will, in dem er ein paar Raketen hinterherschickt. Und dann? Nichts. Die ganze Rettungsaktion verläuft in den unendlichen Weiten des Weltalls. Vermutlich suchen die Raketen heute noch Santa. Und nach den anderen schwarzen Löchern der Logik.
SANTA CLAUS CONQUERS THE MARTIANS ist der Rohrkrepierer zum Fest. So bad it's good. Leider aber nutzt sich der unfreiwillige Humor auch schnell ab - und der Müll ist einfach das, was er ist. Wer also seinen Liebsten das Fest versauen oder seinen Kindern den Glauben an das Erhabene nehmen will, zielstrebiger als mit diesem Marshmallow des Grauens gehts nicht.