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Samurai Fiction

Samurai Fiction

OT: Samurai Fiction
KOMÖDIE: JAPAN, 1998
Regie: Hiroyuki Nakano
Darsteller: Morio Kazama, Tomoyasu Hotei, Hiroshi Kanbe

STORY:

UAAAAAAaaaaahhhh! Das kostbare Mizoguchi-Familienschwert wurde - sagen wir mal, unter "etwas missglückten" Umständen - "gestohlen". Eigentlich, so Vater Mizoguchi, wäre das ja nur halb so schlimm, eine Kopie ist schnell erstellt und kein Mensch würde den Unterschied bemerken. - Aber da hat er die Rechnung ohne seinen hitzköpfigen Sohn Hanbei gemacht. Bebend vor Wut stürzt sich dieser, Schwert gezückt, in die Verfolgungsjagd. Angestochener Eber nichts dagegen.

Dass dieser noch von seinen zwei eher unterbelichteten Kumpanen begleitet wird, macht die Sache um nichts besser und so muss der pensionierte Clan-Ninja-Chef auch noch ein paar Schwarzmaskierte zum Aufpassen hinterher schicken.

Dies geht natürlich alles fürchterlich in die Hose. Die Ninjas erwischen per Wurfstern den Falschen; einer der Freunde stirbt und Hanbei selbst wird schwer verletzt, ist er doch dem Schwertdieb technisch in keinster Weise gewachsen.

Glücklicherweise kommt ein pensionierter Samurai vorbei, der Hanbei bei sich aufnimmt und zusammen mit seiner schönen Tochter versucht, den cholerischen Jungspund wieder aufzupäppeln. Doch wie hindert man einen adoleszierenden, (leider martialisch völlig untalentierten) schwertschwingenden Wüterich mit kaum verheilten Wunden davor, gleich wieder in die nächste Klinge zu laufen? Keine leichte Sache das, keine leichte Sache.

KRITIK:

Funky. Es gibt wohl keinen anderen Film, der diesem Attribut mehr gerecht wird. Die BLUES BROTHERS sind dagegen so cool wie ein Kärntner Trachtenanzug am Life Ball. Dies liegt natürlich vor allem am Soundtrack von Tomoyasu Hotei (der zugleich auch den Schwertdieb spielt), der musikalisch die Gitarre würgt, so dass sogar Homer Simpson sich noch ne Scheibe Würgetechnik abschneiden könnte. Fans von guten Gitarrensoundtracks (wie beispielsweise in Jim Jarmusch DEAD MAN) dürften auch hier in akustische Orgasmen fallen.

Dazu kommt noch eine großartige Cinematografie, die wie selbstverständlich Akira Kurosawas Klassiker aufs Korn nimmt und rezitiert: Man merkt, dass auf Kamerawinkel und Einstellungen sehr großen Wert gelegt wurde, damit der bewanderte Cineast sofort darin die alten Meisterwerke (wie z.B. YOJIMBO) erkennt - natürlich nicht ohne genügend Platz für zahlreiche Gags und Seitenhiebe zu lassen.

So wurden wohl alle Szenen unter dem Aspekt der maximal möglichen Coolness (kurz: MMC) gedreht. Das ging scheinbar teilweise auf Kosten der durch den Film-Titel antizipierten Schwertchoreographien, wie andere kritische Samurai-Film-Fans in ihren Rezessionen bemängeln. Mich hat dieser Umstand hingegen gar nicht gestört.

So macht Samurai Fiction einfach großen Spaß. Es ist witzig zuzusehen, wie Hanbei von einem Wutanfall in den nächsten stürzt (siehe Trailer), es ist zum Niederknien den cholerischen Schwertschwinger später blumenpflückend im Wald zu sehen und auch der andere Cast ist sooooo cool & funky, ganz egal, ob es sich um glückspielende Geishas, trottelige Trunkenbolde oder Möchtegern-Meuchelmörder handelt.

Es gibt für den Genuss nur eine Voraussetzung: Der Film MUSS in Originalsprache gesehen werden! Noch nie gab es einen Movie, bei dem der japanische O-Ton so essentiell war, um ein Gefühl für die Komik zu erhalten. Durch die Synchronisationen wirkt das Ganze nämlich sonst nur halb-lustig. Die englische Sychro ist um einiges besser gelungen als die deutsche. Aber trotzdem: Finger weg davon, Untertitel anwählen und genießen. Würde ich diesen Film in deutschem Ton ansehen, bekäme er von mir bestenfalls 5 von 10 Kampfszenen am Meeres-Strand.

Samurai Fiction Bild 1
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FAZIT:

"A Samurai Movie for the MTV-Generation” wirbt der englische Trailer. Wenn man bedenkt, dass vor den vielen Jahren, als der Film gemacht wurde, die MTV-Generation tatsächlich noch cool war, dann passt das auch, wenngleich es dem Werk nicht ganz gerecht wird. Aber kein Nachteil ohne Benefit: Im Gegensatz zu früher, wo man für die japanische Import-DVD ca. 50 EUR zahlen musste, gibt es mitunter einen günstigen Release im Zuge der INTO ASIA EDITION von REM. Ansonsten schließe ich mich dem Cover der meiner Luxus-DVD-Edition an: Funky! Peace und Rock & Roll!

WERTUNG: 8 von 10 nicht dummen Steinen. Unterschätzt nie die Macht der Steine! Peace!
TEXT © Andreas Berger
Dein Kommentar >>
Harald | 10.02.2010 07:29
Cooler als die Blues Brothers? Gewagte Aussage ;-) Samurai Fiction war einer meiner ersten japanischen Filme überhaupt; hab ich seinerzeit sogar im Kino gesehen. Vielleicht war ich damals noch nicht ganz bereit für diese Art des Humors. Das Kino gibt's übrigens auch nimmer (UCI Lasallestraße).
So, der Opa hat mal wieder vom Krieg erzählt ;-)
Andreas | 10.02.2010 09:47
....vielleicht bist du "Pre"-MTV-Generation :-)
Harald | 10.02.2010 13:31
Eigentlich nicht. MTV gibts seit 1980. Sehen konnte ich es aber erst Mitte der 90er. Alternative Nation und Headbangers Ball waren schon cool.
Andreas | 10.02.2010 14:04
aaah. headbangers ball. that's some good memories. *seufz*

oder ray cokes. das erinnert mich, dass es auch mal eine gute zeit im fernsehen gab.
Harald | 10.02.2010 14:18
gutes tv gibt's immer noch: tracks auf arte und kultur-zeit auf 3sat. manchmal auch der donnerstag abend im orf.
Andreas | 10.02.2010 14:41
ich hab mich da auf die sogenannten dezidierten musiksender (mtv, viva,...) bezogen...
Harald | 10.02.2010 15:25
gotv hat manchmal auch seine momente.
Andreas | 10.02.2010 16:23
der muss dazu gekommen sein, nachdem ich meinen fernseher verbannt habe...
Nic | 10.02.2010 16:53
es geht aufwärts mit dir, andi. coole sache :)
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