HORROR/KOMÖDIE: F/USA, 2010
Regie: Quentin Dupieux
Darsteller: Stephen Spinella, Wings Hauser, Roxane Mesquida
Ein Autoreifen erwacht eines Tages zum Leben, stolpert durch die Wüste, drückt Bierflaschen und Skorpione platt, verliebt sich, wird zum Stalker und zieht eine Blutspur durch Nevada
KRITIK:Ja, ein Autoreifen ist der Hauptdarsteller im neuen Filmprojekt von Quentin Dupieux, besser bekannt durch sein DJ-Projekt Mr. Oizo. Remember "Flat Eric"? Ja? Dann dürfte ungefähr klar sein, in welche Richtung die filmische Reise geht.
Ein bissl zu sehr in die eigene Originalität verliebtes Mehr-Kopf-denn-Bauchkino, das Nonsens höherer Ordnung und Kunstanspruch in Einklang bringen will. Hört sich das anstrengend an? Stellen wir uns vor, Spike Jonze hätte ein Splatterkomödien-Remake von Spielbergs DUEL gedreht. Das Ergebnis könnte RUBBER in etwa nahe kommen.
Einige nette Jokes sorgen für Kurzweil, und nach einer kurzen Einführung, in der uns ein Sheriff das Konzept NO REASON - in jedem genialen Film wird die Schlüsselidee nicht erklärt - näher bringt, nimmt der Reifen Fahrt auf. Was sich ihm in den Weg stellt, seien es Kleintiere, Gegenstände, bald Menschen, wird per Telekinese (!) zur Explosion gebracht. Das Effekte-Team hat ganze Arbeit geleistet und bringt mehr Köpfe zum Platzen als weiland David Cronenberg in SCANNERS.
Doch dann verliert unser Killer-Reifen seine Bodenhaftung, nimmt Kurs auf die Meta-Ebene und zieht das Publikum ins Geschehen mit ein. Letzteres tritt in Gestalt von einem Dutzend Schaulustigen auf, die das blutrünstige Treiben aus sicherer Entfernung via Fernglas verfolgen, mit mehr oder weniger geistreichen Wortmeldungen kommentieren und dabei die Hinterhältigkeit des Regisseurs schwer unterschätzen.
Das kann man lustig finden oder aber auch ein bissl bemüht. Ich darf hier aus dem FFF-Blog des geschätzten Kollegen Marcel zitieren:
"Wäre der Film bei seinem Profilneurotiker geblieben, hätte es eine reizvolle Hommage an HITCHER oder DUEL werden können. Durch den gewollten Bruch nimmt sich der Film aber selbst die Möglichkeit, die absurde Grundidee in letzter Konsequenz durchzuziehen. Das augenzwinkernde Hey-das-ist-nur-ein-Film ist redundant, weil der Zuschauer bei einer amoklaufenden Gummiummantelung einen solchen Hinweis nicht mehr braucht. Es sei denn, im Kino sitzen ein paar Autoreifen."
Anyway, RUBBER ist spaßig und unterhaltsam, absurd und blutig, zwar nicht unbedingt rasend spannend, aber sympathisch und deshalb eine Empfehlung.
Ein verliebter Autoreifen gibt Gummi und zieht eine Blutspur durch die Wüste. Eine schrille, aber liebenswerte Splatter-Komödie von Flat Eric-Erfinder Mr. Oizo, die vielleicht ein bissl zu angestrengt zwischen Nonsens und Kunstanspruch pendelt.
Zu sehen am Do 30.09. 19:30 am /slashfilmfestival.