HORROR: USA, 2011
Regie: Padraig Reynolds
Darsteller: A.J. Bowen, Sonny Marinelli, Anessa Ramsey, Katherine Randolph
Am Ende einer Zechtour zu Frühlingsanfang finden sich die Freundinnen Alyssa und Rachel aufgeknüpft in einer Scheune wieder, wo sie ein irrer Farmer allem Anschein nach für eine bessere Ernte seiner Götzenstatue im Maisfeld opfern möchte. Einer der beiden Frauen gelingt die Flucht, doch sie platzt mitten in eine Lösegeldübergabe von Kindesentführern. Und nicht nur sie: Auch die wurmstichige Mordmaschine Wormface hat seinen Verschlag auf der Farm verlassen, um das entflohene Menschenopfer zurückzuholen. Und dafür geht er über einige Leichen ...
Frühlingsrituale mit Menschenopfern für eine gelungene Ernte, zum Tribut an alte, finstere Gottheiten oder profan dienlich zur Pflege eines Body Counts, haben ja langzurückreichende Tradition in unserem Lieblingsgenre, dem Horrorfilm. Blutige Erntedankfeste haben etwa schon die KINDER DES ZORNS gefeiert. Oder DIE SCHWARZE 13 und auch der heidnische Kult um den WICKER MAN.
Schon allein der Titel von Padraig Reynolds Debütfilm hört sich in diesem Zusammenhang höchstverdächtig an. Als uns dann gleich zu Beginn noch Texttafeln darüber informieren, dass in den letzten drei Jahrzehnten in einem bestimmten Landstrich immer wieder junge Frauen stets zum Frühlingsanfang auf Nimmerwiedersehen verschwinden, wird die Sache noch suspekter. Der zum Vorspann gereichte Blick über die Heimat mit ihrem blühenden Mais sowie den satten grünen Feldern, Auen und Wiesen lassen dann wirklich keinen Zweifel zurück: Die heidnischen Opferbräuche zur Sicherung einer ertragreichen Ernte haben auch die Backwoods, USA erreicht. Der Mais braucht Blut!
Da Reynolds die blutigen Frühlingskulte mit einer blutigen Kindesentführung gekreuzt hat und beide Handlungsstränge in einem abgelegenen Fabrikgelände zusammen laufen lässt, wird's eigentlich nie langweilig. Den Fuß immer auf dem "Es passiert was!"-Gaspedal beginnen die RITES OF SPRING zunächst im Gewand eines heidnischen Terrorflicks. Das BLUTGERICHT IN TEXAS-Setting wird mit morbiden Götzenstatuen in Maisfeldern und Opfern, die mit primitiven Tiermasken ausstaffiert werden, ergänzt, während die bösen Kindesentführer in KILLERS- oder SCARECROWS-Manier mit noch böseren Psychopathen konfrontiert werden.
Einer davon -und der übernimmt in der zweiten Filmhalbzeit das Zepter- ist das sogenannte Wormface, der den klingenden Name seiner wurmstichigen Visage zu verdanken hat. Wormface entpuppt sich als schweigsamer, schier unaufhaltsamer Killer in Jason-Manier, der aus RITES OF SPRING für die letzten fünfunddreißig Minuten einen waschechten, relativ blutigen Slasherflick macht, der von seiner Machart etwas an die Kollegen VENOM - BISS DER TEUFELSSCHLANGEN, LAID TO REST, INBRED oder das MY BLOODY VALENTINE-Remake erinnert. Nur dass er nicht ganz so plump wie LAID TO REST daherkommt und nicht das grobe Massaker der beiden letztgenannten bietet. Allerdings wirkt das Szenario sehr angstschweißgetränkt und es ist auch alles andere als unblutig.
Man könnte sagen, RITES OF SPRING spult all die dem Genrefreund wohlbekannten Routinen ab - und tut dies durchaus souverän und dreckig, aber auch (und das belässt ihn letztendlich in der passablen Masse) ohne echte Überraschungen.
Nichtsdestotrotz werden Fans auch an diesem neuesten Output des Mad Dimension-Labels ihre Freude haben. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn sich die Qualität der deutschen Synchronisation langsam, aber sicher der Güte der recht gelungenen Filmauswahl (Von Mad Dimension kamen unter anderem schon der indonesische Hingucker MODUS ANOMALI, der gialloeske S/M-Thriller RED NIGHTS oder die kleine, aber feine Pariser Alienmutantenapokalypse DEAD SHADOWS) annähren würde. Auch bei RITES OF SPRING klingt die deutsche Sprachfassung wieder billig am Rande zur Unbrauchbarkeit; das Ausweichen auf die Originaltonspur war zumindest für mich einmal mehr unerlässlich.
Der Mais braucht Blut! - Eine Hälfte Terrorfilm mit Menschenopfern für eine gute Ernte und zur anderen Hälfte im Stile einer angstschweißgetränkten Hetzjagd dargebotener Slasherflick vom Schlage eines VENOM oder LAID TO REST. Souverän, dreckig und nicht unblutig bekommt der Fan die bekannten Genre-Routinen vorgeführt; viel mehr aber auch nicht. Dennoch ein passables, für Slasherfreunde sicherlich nicht uninteressantes Debüt des Horrorfilmers Padraig Reynolds.