HORROR: USA, 2017
Regie: F. Javier Gutiérrez
Darsteller: Johnny Galecki, Aimee Teegarden, Laura Wiggins, Jill Jane Clements, Zach Roerig
Julias Freund Holden geht aufs College um Philosophie zu studieren. Die beiden wollen ihre Beziehung aufrecht erhalten, aber nach einiger Zeit meldet sich Holden nicht mehr. Julia vermutet, dass etwas passiert ist. Sie macht sich am College auf die Suche nach ihrem Freund und trifft auf einen Professor und dessen geheimen Uni-Club, die mit Hilfe eines mysteriösen Videos, das jeden der es sieht innerhalb von 7 Tagen tötet, versuchen die Seele und den Tod zu erforschen. Um zu überleben, muss man das Video kopieren und es jemand anderem zeigen.
Um Holden zu retten, sieht sich Julia das Video für ihn an. Der große Schock - sie kann keine Kopie davon machen. Und dann ist da noch das sonderbare Mal auf ihrer Hand.
Auf RINGS war ich wirklich sehr gespannt, zum einen weil es die erste US-Fortsetzung der RING-Reihe seit knapp 13 Jahren ist, zum anderen weil der Trailer wirklich gut ausgesehen hat. Entsprechend gespannt war ich und habe mir die Blu-ray direkt ausgeliehen, als sie in meiner Videothek in die Regale gestellt wurde. Mit Vorfreude und völlig unvorbereitet bin ich an RINGS herangegangen - ich hatte mich vorab von allen Informationen zur Handlung und den Kritiken ferngehalten - und bin letztlich leider arg enttäuscht worden.
Die ersten gut 45 Minuten ist RINGS noch halbwegs ertragbar, aber danach schlittert er unaufhaltsam und mit versagenden Bremsen dem Abgrund der Grottigkeit entgegen. Zumal es doch bitte nicht zu viel verlangt gewesen wäre etwas Originalität von einem Franchise zu erwarten, dass einst mit einer frischen Idee gestartet ist und dem Horrorgenre einen modernen Klassiker geschenkt hat.
Stattdessen bedient sich RINGS munter nicht nur bei anderen Filmen wie zum Beispiel, mit seinem Opener im Flugzeug, bei FINAL DESTINATION. Immerhin gehört diese Sequenz noch zu den besten des Films. Aber auch beim (japanischen Original-)Franchise wird ordentlich abgekupfert. So ist die Idee der Erforschung der Seele und des Nachlebens mit Hilfe des Videos und Samara - beziehungsweise Sadakos im Original - schon in RING 2 verwendet worden.
Das an sich wäre ja kein Problem, wenn die Autoren wenigstens etwas daraus gemacht hätten, aber so dient der geheime College-Club lediglich als Aufhänger für die Spurensuche auf alten Friedhöfen, in kleinen Hinterwäldler-Käffern und in dunklen Häusern blinder Priester - spannend. Darüber hinaus ist es faszinierend, wie gut unsere Hauptfiguren stets aussehen - der Schrecken der Heimsuchung steht ihnen jedenfalls in keiner Sekunde ins Gesicht geschrieben. Womit ich nicht sagen will, dass Julia und Holt schlecht spielen würden, aber die Make Up-Abteilung scheint das wasserfeste Make Up rausgeholt zu haben, denn unsere beiden Hautpfiguren sehen in den schlimmsten Moment aus, als wären sie einer Folge PRETTY LITTLE LIARS entsprungen.
Einige ganz nette Ideen, wie zum Beispiel eine, aus einem auf der Mattscheibe liegenden Flachbildfernseher, kriechende Samara, und dass sie weiterflackert während sie schon längst in der echten Welt umherläuft, sind derweil ganz nette Ideen. Sie vermögen die Stimmung im zweiten Akt etwas zu heben. Wenn auch nur kurzzeitig, denn wirklich spannend ist die Spurensuche die sich kurz darauf entspinnt nicht, eher wie aus jedem zweiten Post 2005er Horrorfilm schon mal gesehen.
Das Finale von RINGS ist dann obendrauf noch gigantischer Bockmist. Schlecht abgekupfert bei DON'T BREATHE, wenigstens halbwegs zu ertragen dank Vincent D'Onofrio, mäßig spannend und zudem uninteressant aufgelöst. Der durchaus atmosphärische Auftritt Samaras durch ein Mobiltelefon - auch nicht gerade neu, in SADAKO 3D, aus der japanischen RING-Reihe, wurden Mobiltelfone bereits eingesetzt - wird durch den unübersichtlichen und handwerklich schlechten Schnitt kaputt gemacht.
Lediglich in der letzten Szene, zugleich eine Hintertür für weitere Fortsetzungen, kann RINGS noch einmal überzeugen und zeigt was aus dem Stoff hätte gemacht werden können. Auch hier allerdings, neu ist die Idee nicht, stattdessen von RING SPIRAL - dem Buch - inspiriert. Das "Alternative Ende", zu finden auf der RINGS Blu-ray, ist deutlich effektiver als das Ende der Kinofassung und wäre die bessere Wahl gewesen. Eine Fortsetzung hätten beide rechtfertigen können, auch wenn eben jene eh ungewiss ist, in Anbetracht des schlechten Einspielergebnisses und der mieserablen Kritiken, die RINGS, zum Teil verdient, einfahren musste.
RINGS ist vermutlich die beste Fortsetzung die die 10er Jahre für das THE RING-Franchise zu bieten haben. Betrachtet man die unglaubliche Schwemme an - vorallem - halbseidenen Forsetzungen aus den letzten Jahrzehnten, ist es nicht weiter verwunderlich, dass RINGS nicht wirklich überzeugen kann, obwohl er sich atmosphärisch wohlig-kühl nach den frühen 2000er Jahren anfühlt. Und davon abgesehen, war auch RING 2 (US) schon eher hanebüchener Blödsinn, der die Ring-Mythologie weitestgehend ins Lächerliche gezogen hat.
Dafür bedient sich RINGS nun munter beim gesamten Franchise und verkauft seine Ideen als frisch, bis auf den Flugzeugabsturz zu Beginn, der die Geschichte in Gang setzt, und dem Finale hat RINGS aber nicht viel zu bieten. Alles in allem bleibt ein lauer "Schocker" der Gore Verbinskis erstem Teil nicht mal das Wasser reichen könnte, wenn Samara es höchstpersönlich aus dem Brunnen holen würde. Langsam aber sicher haben die Japaner die Nase in Sachen RING-Verfilmungen wieder vorn.
In diesem Sinne... glaubt doch keine Sau, dass Holden Philosophie studiert. Der sieht eher nach Football-Stipendium aus.
Letztlich ist RINGS nicht der schlechteste Film aller Zeiten und auch nicht der schlechteste RING-Film, aber er ist eben auch nicht gut. Er ist anschaubar, für Fans vielleicht sogar ganz nett, aber alles in allem für die RING-Mythologie unnötig, verwirrend und als Horrorfilm eher ärgerlich als unterhaltsam. Ein klarer Fall des berühmten Satzes mit X. Immerhin mit einem Herz für das RING-Franchise, macht das gerade so...