DRAMA/HORROR: USA, 2010
Regie: Simon Rumley
Darsteller: Amanda Fuller, Noah Taylor, Marc Senter
Erica hat ein Motto: "Never fuck the same guy twice". Doch was die junge Frau wirklich will, ist Nähe. Die findet sie - vorerst - beim undurchsichtigen Irakkrieg-Veteran Nate. Doch Happy End wird es für das ungleiche Paar keines geben, so viel ist sicher
KRITIK:Verzeiht bitte die rudimentäre und möglicherweise nichtssagende Inhaltsangabe. Aber RED WHITE & BLUE zählt zu jener Kategorie von Filmen, die umso besser funktionieren, je weniger man von der Geschichte weiß.
Keine Angst, ihr könnt ruhig weiterlesen. Hier kommen keine Spoiler.
RED WHITE & BLUE ist die jüngste Veröffentlichung der Störkanal-Reihe, die sich qualitativ hochwertigem Kino der härteren Gangart verschrieben hat. Regisseur Simon Rumley hat bereits 2006 mit dem Horror-Drama THE LIVING AND THE DEAD auf sich aufmerksam gemacht.
Lassen wir den Regisseur am Besten gleich selbst zu Wort kommen: "Als ich mit der Arbeit an RED WHITE & BLUE anfing, da habe ich mir die Frage gestellt, wie ich einen Horrorfilm machen kann, ohne einen Horrorfilm zu drehen. Die Grundprämisse eines Horrorfilms baut normalerweise immer darauf auf, dass jemand eine andere Person töten möchte und sie deswegen jagt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie ich solch einer Grundprämisse einen rationalen und nachvollziehbaren Kontext verleihen kann, ohne dabei die Klischees des Horror-Genres zu bedienen."
(Aus dem im Booklet abgedruckten Interview mit Simon Rumley).
Stimmt, gängige Klischees werden großräumig umschifft, Erwartungshaltungen unterlaufen und die Charaktere sehr gut eingeführt. 50 Minuten dauert es, bis wir sie alle kennengelernt haben: Die junge, unstete, offensichtlich schwer traumatisierte Erica, den introvertierten Kriegsveteran Nate, und den - scheinbar - emotional stabilen Franki, der in einer Metal-Band spielt und sich aufopferungsvoll um seine krebskranke Mutter kümmert.
Bis dahin wähnt man sich in einem Sozialdrama, das den Wegen einer Handvoll Protagonisten in der Stadt Austin, Texas folgt. Und dann nimmt der Film die Wendung ja, zu was eigentlich? Zum Torture-Porn? Nein, obgleich der Grad der Gewaltdarstellung stellenweise durchaus den Hostel-Gedächtnispreis verdient. Jedenfalls hat man nicht das Gefühl, dass die Gewalt in RED WHITE & BLUE zum puren Selbstzweck verkommt. Was sie aber auch nicht weniger erträglich macht.
Vergleiche? Kann man sich ein Michael Haneke-Remake von LAST HOUSE ON THE LEFT vorstellen? Minus professorenhaft erhobenen Zeigefinger. Aber auch minus Exploitation-Attitüde. Schwierig, oder?
Wenn man so will, liegt hier ein Arthouse-Terrorflick vor, der vielleicht formal nicht in jeder Hinsicht überzeugt, aber Staunen macht. Passt in die Störkanal-Reihe wie der Baseballschläger in die Visage. (Das war jetzt doch ein kleiner Spoiler, sorry ;-)
Ambitionierter, in seiner brutalen Konsequenz schwer verdaulicher Independentfilm vom einschlägig erfahrenen britischen Regisseur Simon Rumley, der sein 'Texas Revenge Movie' (Arbeitstitel) in den trostlosen Suburbs der hitzeflirrenden texanischen Hauptstadt Austin angesiedelt hat.