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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Red Scorpion

Red Scorpion

ACTION: NAM, ZAF, USA, 1988
Regie: Joseph Zito
Darsteller: Dolph Lundgren, M. Emmet Walsh, Al White, T.P. McKenna

STORY:

Der SpezNas-Elitekämpfer Nikolai wird von der russischen und kubanischen Militärführung beauftragt in Afrika den Rebellenführer Sundata zu töten. Dafür soll er sich mit dessen Adjütanten anfreunden und so Informationen zum Aufenthaltsort Sundatas bekommen. Während seiner Mission kommen Nikolai Zweifel, ob er wirklich für die richtige Sache kämpft.

KRITIK:

RED SCORPION ist einer dieser Filme an die ich mich dahingehend erinnern kann, dass ich weiß ihn als Kind mal gesehen zu haben, mir aber wirkliche Details nicht Erinnerung geblieben sind – mal abgesehen von Lundgren, mit eingeöltem nackten Oberkörper, der mit dem AK Russen wegballert. Und da ich Freitagabend Lust auf so einen richtig reaktionären Actionfilm aus den guten alten Zeiten hatte, landete also der Rote Scorpion im Abspieler. Da der Film von Joseph Zito ist, dachte ich mir, muss es auch richtig schön knallig und politisch fragwürdig werden. Der gute Mann ist schließlich – neben FREITAG DER 13. TEIL 4 - DAS LETZTE KAPITEL –  verantwortlich für Actionpropaganda wie MISSING IN ACTION und INVASION U.S.A, beide mit dem unbesiegbaren Chuck Norris in der Hauptrolle.

Auch Dolph Lundgrens Nikolai ist eine unzerstörbare Killermaschine, ein SpezNas und treu ergebener Diener des Kommunismus. Erstmal mag man sich fragen, wieso ein russischer Supersoldat der Held eines amerikanischen Actionfilms ist, zumal der zur Zeit des Kalten Kriegs gedreht wurde. Nun, Nikolai mag Russe sein, aber tief in seinem Herzen ist er natürlich Amerikaner. Ganz so, wie wir im Grunde unseres Herzen eigentlich alle Amerikaner sein wollen – viele von uns wissen das nur noch nicht. Es bedarf nur des Scheiterns seiner Mission, um das wahre Gesicht des Kommunismus zu enthüllen, denn als die Russen ihn verraten und die Kubaner ihn foltern, da entschließt er sich, den armen Afrikanern zu helfen – und damit dem American Way of Life zu folgen.

Lustigerweise macht es den Eindruck, als hätte sich Nikolai schon kurz nach seiner Flucht mit den Einheimischen angefreundet. Sein erneuter Rückfall zum blutrünstigen Russen und seine erst dann folgende Läuterung wirken so etwas doppelt gemoppelt. Interessant ist, wie viel Zeit folgend dafür aufgebracht wird, um Nikolais Transformation zu erzählen. Seine Flucht, seine Adoption durch einen Buschmann und dessen Clan, seine Drogentrips, sein Skorpions-Tattoo, für einen Actionfilm wird hier sehr viel Wert auf seine Entwicklung gelegt – Schwarzenegger oder Stallone hätten in der Zwischenzeit schon längst mindestens 100 Leute weggepustet.

Trotzdem wird es nicht langweilig, denn der kernige Russe mit dem arischen Gesicht weiß zu gefallen. Er ist nicht direkt sympathisch, aber mit einer gesunden Mischung aus Kraft, Charme und Naivität gewappnet – Dolph Lundgren „at his best“ eben. Und wenn dann im Finale Nikolai und seine neugewonnene schwarzen Freunde auf die Basis der Kubaner und Russen vorrücken um ein für alle Mal klar zu machen, wessen Land das ist, dann wird ein Actionfeuerwerk aufgebrannt, das sich gewaschen hat.

Es scheppert und kracht an allen Ecken und Enden. Häuser explodieren, Menschen brennen und fallen um wie die Fliegen. Hände werden abgeschossen und Autos nur mit Muskelkraft angehoben. Wen stört es da, dass dieses explosive Finale so unvermittelt und plötzlich kommt, als wäre die Filmrolle gerissen. Und wenn am Ende die Kommunisten besiegt sind, und der Übermenschen-Russki ein Amerikaner geworden ist, dann darf er mit einem zünftigen „Fucking A!“ das Ende des Tages einleiten.

Leider nervt die Figur des amerikanischen Reporters Dewey – äußerst passend verkörpert von M. Emmet Walsh – ungemein. Sein aufdringlicher Russenhass wird im gesamten Film derart übertrieben geäußert, dass seine Figur durch die humoristischen Töne zum Klassenclown verkommt, dessen Gequatsche man nicht ernst nehmen darf. So darf er Amerikas Standpunkt vertreten, ohne zum tumben Redneck zu verkommen. Bloß wird er dadurch so unausstehlich, dass der Russe Nikolai letztlich ein viel angenehmerer Zeitgenosse ist, als der Amerikaner.

Schwer unterhaltsam sind derweil einige der Komödienelemente, von denen die meisten sicherlich beabsichtigt waren. So wird Nikolai von einer Granate weggesprengt, in dem Moment, in dem er sich die Hose ausziehen will, was ungeheuer lustig aussieht. Fortan muss er denn auch oben ohne rumlaufen – im Übrigen gab es während der Dreharbeiten einen Assistenten, der dafür zu sorgen hatte, dass Lundgren nie zu viel Wasser am Tag trinkt. Denn zu viel Wasser macht den Körper schwammig und dann schwindet die schöne Definition. Muss hart gewesen sein, beim Actiondreh in der Wüste Namibias. Mein persönliches Humor-Highlight ist allerdings der Buschmann, der über des Russen Wildschweinjagdversuche und sonstige scheiternde Unternehmungen so herzlich lacht, dass es direkt ansteckend ist.

In diesem Sinne: „Are you out of your mind?““No, out of bullets!”

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FAZIT:

RED SCORPION ist feines reaktionäres Actionkino, das sich erstaunlich viel Zeit für die Figurenentwicklung nimmt – dass die eher Marke „1 plus 1 gleich 2“ ausfällt, dürfte sich von selbst verstehen. Dafür gibt es einiges an Humor und gerade im Finale mächtig Krachwumm. Lundgren gibt den russischen Elitekämpfer mit dem guten Herz, als wäre er dafür geboren und wenn man mal von der nervigen Nebenfigur des amerikanischen Reporters absieht, haut RED SCORPION richtig gut rein. Dazu kommt, dass (im O-Ton) die Russen endlich mal wie Russen, die Kubaner wie Kubaner und Amerikaner wie Amerikaner reden. Alles in allem eine unterhaltsame Mischung aus PHANTOM KOMMANDO und RED HEAT, mit einem Hauch INVASION U.S.A.

WERTUNG: 8 von 10 fröhlichen Abenden in der Kneipe.
Dein Kommentar >>
Harald | 16.05.2016 21:16
Ja, auch ein Highlight meiner verlängerten Kindheit. Von der angesprochenen politischen Fragwürdigkeit hab ich ja damals wenig mitbekommen.
Aber die Trivia auf IMDB lesen sich eher abenteuerlich: Verstoß gegen UNO-Sanktionen, finanziert vom südafrikanischen Militär, Produzent sitzt wegen Betrugs im Gefängnis ...
Johannes | 16.05.2016 21:42
Da war generell was los beim Dreh. Als Lundgren sein Stuntdouble am Set kennengelernt hatte, hatte der sich kurz zuvor bei den Dreharbeiten schon den Hals gebrochen. Lundgren müsste auch vieles selbst machen, z.B. die Stunts auf dem fahrenden LKW - das würde heutzutage keine Versicherung mehr mitmachen. Außerdem war selbst sein Fahrer ständig bewaffnet unterwegs, weil es so gefährlich war in Afrika...
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