OT: Room
THRILLER/DRAMA: GB/USA, 2015
Regie: Lenny Abrahamson
Darsteller: Brie Larson, Jacob Tremblay, Sean Bridgers, William H. Macy
Heute ist ein besonderer Tag für Jack: Er ist fünf Jahre alt geworden. Seine Ma hat einen Kuchen gebacken. Leider ohne Kerzen, denn die gibt es nicht in dem neun Quadratmeter großen Raum, den Jack mit seiner Ma bewohnt und den Jack offensichtlich noch nie verlassen hat...
"And now the sun is low
And these walls try to break my soul
And now the moon is full
And I won't see nothing tonight
But the tears in her eyes and
My four walled world"
Temple Of The Dog - Four Walled World
Die Vorraussetzungen meinerseits, was den Oscar-preisgekrönten Film ROOM anbelangt, waren eher schwierig: Mir ist nämlich das Konzept "Kinderfilme für Erwachensene" beziehungsweise "kindlich-märchenhafter Blick auf die Realität" im Kino eher suspekt. Andererseits besitze ich ein real existierendes Vater-Gen und weiß um die verblüffende Fähigkeit von Kindern, Dinge zu "beseelen", ihre Fantasie kreativ zu nutzen und in vermeintlich banalen Dingen faszinierendes zu entdecken. Für Jack - und das ist das Entscheidende - ist der Raum, den er aus Gründen, die sich dem Zuseher nicht sofort erschließen, nicht verlassen darf, nämlich keineswegs klein. Es ist seine Welt, sein Abenteuerspielplatz, aber auch sein sicherer Ort, wo die schützende Mutter immer bei ihm ist.
Die Szene, in der die Mutter die kindliche Ordnung zerstört, zerstören muss, um zu überleben, ist definitiv eine der beklemmendsten Szenen in einem an klaustrophobischen, beklemmenden Momenten nicht gerade armen Film. Ich weiß, ich neige gelegentlich zur Übertreibung, aber eine Steigerung des nervenaufreibenden Psychoterrors der erste Hälfte von ROOM ist eigentlich kaum mehr denkbar.
Kamera und Tonspur machen die Wahrnehmung des Kindes für den Zuseher unmittelbar erfahrbar: Die geordnete, sprichwörtlich kleine Welt zu Beginn, das Chaos, die akute Reizüberflutung, die Agoraphobie später.
Über die Geschichte selbst möchte ich nicht mehr verraten, als das, was eh allgemein bekannt ist, nämlich dass ROOM an reale Fälle der österreichischen Kriminalgeschichte erinnert.
Dass der Film seine unglaublich intensive Wirkung nicht über die gesamte Laufzeit aufrecht erhält, mag man fast erleichtert feststellen. In der zweiten Hälfte mutiert der zutiefst verunsichernde Psycho-Horrorfilm zu einem vergleichsweise konventionellen Familiendrama. Der Tiefenwirkung des Films tut dies natürlich keinen Abbruch. Dringende Empfehlung von meiner Seite.
Eine Mutter und ihr Sohn leben in einem einzigen kleinen Raum. Der Bub hat noch nie das Tageslicht gesehen. Oscar-prämiertes Kammerspiel, basierend auf realen Kriminalfällen. Und einer der nervenaufreibendsten Filme der letzten Zeit.