OT: Rats - Notte di Terrore
ENDZEIT/TIERHORROR: Italien, Frankr, 1983
Regie: Bruno Mattei
Darsteller: Ottaviano Dell'Acqua, Geretta Geretta, Gianni Franco, Alex McBride
Wir schreiben das Jahr 21schlagmichtot nach der Bombe. In Bella Italia ist also Endzeit. Da entschließt sich eine äußerst illustre und noch geschmackloser gekleidete Gruppe junger Biker mit solch lustigen Spitznamen wie "Taurus", "Lucifer", "Chocolate", "Video" oder ganz ordinär "Kurt" zu einem kleinen Boxenstopp in einer gottverlassenen Stadtruine. Eine ganz fatale Entscheidung, weil hier längst fette, eklige, struppige Kanalratten das Kommando übernommen haben. In Filmminute 53 wird die Protagonistin "Chocolate" mitten in einem Belagerungsszenario kreischen: "Ouch Scheiße! Wir haben vergessen, dieses Fenster da zu verbarrikadieren..." Kurz darauf, nachdem eine Leidensgenossin aufgrund des vorangegangenen Faux Pas von Rattenbissen übersät im hohen Fieberbett deliriert, möchte der Kollege "Taurus" zwecks Wundreinigung Wasser holen, doch dann fällt ihm siedendheiß ein: "Ouch! Scheiße! Ich habe das Wasser draußen vergessen!" Ihr merkt schon: Unsere wackeren Endzeitkrieger in RATS - NIGHT OF TERROR sind zwar nicht so schlau wie ihre vierbeinigen, haarigen Opponenten aus der Gattung Rattus norvegicus, aber zumindest genauso häßlich...
Ich persönlich finde das Thema "Ratten versus Menschen nach dem Fallout in den Ruinen unserer Städte" grundsätzlich sehr interessant. Der britische Autor James Herbert hat daraus mal einen sehr packenden und recht fiesen Horror-Roman mit dem Titel Domain verfasst. Wenn ihr ihn noch irgendwo finden solltet, lest ihn.
Doch habt ihr eben das Röcheln gehört? Das war die Hoffnung, die zuletzt gestorben ist. Hat doch tatsächlich einer geglaubt, dass das Duo Infernale Bruno Mattei und Claudio Fragasso aus diesem Stoff einen ernstzunehmenden Horrorfilm zaubern würde. Guter Witz! Immerhin haben die beiden ja schon HELL OF THE LIVING DEAD verbrochen. Und Schlimmeres: ZOMBIE IV- DIE LETZTEN MENSCHEN.
Mit Trash, Schlock und Dümmlichkeit durfte also schon im Vorfeld gerechnet werden, aber RATS - NIGHT OF TERROR entpuppt sich letzten Endes - Unglaublich, aber wahr! - als noch dämlicher als befürchtet. Was die Sache filmkritisch betrachtet zwar nicht besser, aber auf jeden Fall unterhaltsamer macht.
Dabei ist noch nicht entschieden, wer nun das größere Scherflein zur grandiosen unfreiwilligen Komik dieser italienischen Endzeit-Nagetierkatastrophe beigetragen hat.
Sind es die Ratten, die in ihren Angriffsszenen eher vor den Darstellern davonlaufen als zu ihnen hin und die sich mehr für eine zufällig auf dem Boden herumliegende Kaffeetasse interessieren als für die Knallchargeuse, die sich zwei Meter weiter neue Locken in die Frisur kreischt oder dann doch unser lustiges Endzeit-Ensemble, welches diesmal aus einer besonders untalentierten Kohorte italienischer Jungdarsteller besteht; die zu allem Überfluß auch noch lächerlicher gekleidet sind als es Mötley Crüe Anfang der 80er waren.
Merke: In der Endzeit trägt man die Nuttenstiefel über den Flecktarnhosen.
Strenggenommen stellen die 3,6 Punkte auf der imdb fast schon eine Überbewertung dar, aber andererseits hat dieser ganze, grenzdebile Schlocksinn dann doch einige unvergessliche Momente zu bieten.
Ihr werdet euch zum Beispiel ewig an dieses hinterfotzige Rattenvieh erinnern, das sich des Nachts unten in den Schlafsack der nacktschlafenden Moune Duvivier hineinknabbert und am nächsten Morgen aus deren Mund wieder zum Vorschein kommt. Oder an Alex McBrides explodierende Lederjacke. Und an diese völlig willenlose, beknackt-geniale Schlusspointe. Kleine, idiotische Späßchen wie die Szene, als die farbige Geretta Geretta einen Sack Mehl über den Kopf bekommt, nur um danach wie ein gedoptes Rumpelstilzchen freudig "I'm white! I'm white!" skandierend herumzutanzen, gibt es gratis zum Fremdschämen obendrauf.
PS: Der deutsche Verleihtitel von RATS lautet THE RIFFS III - DIE RATTEN VON MANHATTAN und auch in der (wie immer köstlich schundigen) deutschen Synchronisation versucht man krampfhaft eine Verbindung zu Enzo G. Castellaris kultigen, aber kaum minder trashigen Endzeitfilmen herzustellen. Was dreister Etikettenschwindel ist: Weder im Original noch in der von mir gesehenen amerikanischen Fassung von RATS gibt es einen Bezug zu den RIFFS. Abgesehen natürlich von der peinlichen italienischen Endzeitmode.
Nach dem Nuklearen Winter balgen sich eine Gruppe fürchterlich gekleideter Schundmimen, die so etwas wie Endzeitkrieger darstellen sollen, mit einer struppigen Kanalratten-Übermacht in einer Hotelruine und scheitern als Kammerjäger grandios. Dazu spielt Filmkomponist Luigi Ceccarelli auf seinem Keyboard Beerdigungsmärsche... - Von den Machern von HÖLLE DER LEBENDEN TOTEN und ZOMBIE IV - DIE LETZTEN MENSCHEN. Damit seid ihr vorgewarnt. Euch erwarten Ratten, Knallchargen und Endzeit-Schlock bis sich das Gehirn freiwillig abschaltet. Plus zwei Szenen für die Ewigkeit. Im wahren Leben ein grottenschlechter Film; in bierseliger - Pardon- in sehr bierseliger Runde jedoch ein Heidenspaß.