OT: Reipu zonbi: Lust of the dead
SEXPLOITATION: JAPAN, 2012
Regie: Naoyuki Tomomatsu
Darsteller: Alice Ozawa, Asami, Yui Aikawa, Saya Kobayashi, Fukuten
Durch irgendeine Strahlenbelastung mutieren die männlichen Bewohner Tokios zu vergewaltigenden Zombies. Eine Gruppe laufender Fetische verbarrikadiert sich in einem Tempel und trifft dort auf einen jungfäulichen Otaku, der nicht infiziert wurde. Als die titelgebenden Rape Zombies den Tempel angreifen, droht die Situation zu eskalieren.
Wie heißt es so schön: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert. Da meine Rezensionsliste hier auf FILMTIPPS.at eh mehr als ausreichend mit moralisch verwerflichem Material gefüllt ist, das mich auf Lebzeiten und darüber hinaus auf die Schwarze Liste der EMMA befördern dürfte, kann ich auch noch einen Film wie RAPE ZOMBIE: LUST OF THE DEAD hinzufügen. Nicht, dass es da draußen nicht härtere Filme gäbe, aber zumindest ist das hier kein Titel den man auf dem Wohnzimmertisch liegen lässt, wenn die Schwiegereltern zu Besuch kommen.
Die Idee eines Zombiepornos ist nun auch nicht neu, da gab es vor einigen Jahren mal einen Hardcorefilm, aber die Japaner müssen immer gleich eine Schippe obendrauf schlagen und die rammelnden Zombies gleich noch zu Vergewaltigern machen. Das könnte sleazig-trashige Unterhaltung bedeuten, oder aber unschönen Fake Rape Porn mit „Handlung“. So oder so - wenn man möchte, kann man in RAPE ZOMBIE: LUST OF THE DEAD sehr viel hineininterpretieren.
Gerade in Bezug auf die japanische Gesellschaft ist das gezeigte Szenario sehr aussagekräftig. Wie es mit dem Frauenbild des gemeinen Japaners bestellt ist und welchen Platz die Frau in Gesellschaft einnimmt, ist ja schon mal ein Thema für sich. Aber sagen wir es einfach mal so - es hat sich in den letzten 40 Jahren nicht wirklich gewandelt. Da mutet der Ausbruch der Zombieseuche gar kathartisch für den japanischen Mann an. Endlich darf er den bescheidenen Rest an Hemmungen ablegen und sich die dummen Weiber so richtig vornehmen.
Diese These untermauert die sexuell sehr aufgeladene Inszenierung der fraglichen Szenen, die jeglichen künstlerischen Anspruch missen lassen. Natürlich war das japanische Sexploitationkino schon immer wenig zimperlich und es mag sich komisch anhören, wenn ich als alter Pinky Violence-Freund die Moralkeule schwinge. Aber, es geht mir darum, dass viele Regisseure damals noch einen gewissen Anspruch an sich selbst, aber auch das Publikum stellten. Daher waren solche Szenen eher Teil einer richtigen Handlung. Natürlich ging es auch zum großen Teil darum nackte Haut und Sex zu zeigen, aber dafür waren sie mit einer gewissen künstlerischen Finesse inszeniert.
Ein Shunya ITO, aber auch ein Norifumi SUZUKI wären sich zu schade gewesen, bloß die Kamera drauf zu halten und den Scheiß fürs notgeile und perverse Publikum einfach abzulichten. Das ist der große Unterschied zwischen zum Beispiel SASORI - SCORPION und RAPE ZOMBIE: LUST OF THE DEAD, die beide mit thematisch gleichen Szenen aufwarten. Jeder der den Titel RAPE ZOMBIE – LUST OF THE DEAD liest, und sich dann den Film ansieht, weiß natürlich worauf er sich einlässt, das ist klar. Mir geht es eher darum, dass die Art der Inszenierung extrem plump ist und offen und primär nur dazu dient ein bestimmtes Publikum anzusprechen, das schon die Hose offen hat, bevor der Film überhaupt anfängt. Im Gegensatz zum – heutigen – Publikum der alten Sexploitation-Klassiker, denen es vornehmlich um abseitige Unterhaltung gehen dürfte.
Wo wir grad beim Thema sind - handwerklich ist RAPE ZOMBIE: LUST OF THE DEAD auch nicht gerade ein Meisterstück. Das fängt schon damit an, dass sich schrecklich gefilmte Passagen im Found Footage-Stil abwechseln mit "normaler" Kameraführung, die allerdings wirkt als hätte der Kameramann einen amtlichen Tremor und sich dazu noch zugekokst und Speed eingeworfen. Ständig zittert und wackelt die Kamera. Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass da Dilettanten am Werk waren. Aber wäre es so schwer gewesen, die Kamera einfach auf ein Stativ zu stellen? Das wäre zwar langweilig, aber ansehbarer. Die Dynamik, die sie mit einigen netten Spielereien erreichen, wird eben durch das Rumgewackel schnell wieder kaputt gemacht. Vor allem in den „Sex“-Szenen könnte man meinen, der Kameramann würde Breakdancer fahren.
Dazu kommt eine teils miserable, teils akzeptable Beleuchtung. Da die ganze Chose auf Digital Video aufgenommen wurde, trägt das nicht gerade zu einem ästhetischen Gesamtbild bei. Die Ausstattung ist auch eher spartanisch, aber zweckmäßig. Der Shinto-Tempel sieht von außen recht schick aus, der Innenteil ist mit Sicherheit in irgendeinem Lagerhaus gedreht worden. Dafür gibt es die ein oder andere Außenszene und ganz ehrlich - wohl nur in Japan kann man, ohne Probleme auf offener Straße, eine Szene drehen in der lauter Zombies mit runtergelassener Hose über Frauen herfallen. Und ich denke mal nicht, dass das Filmteam eine Drehgenehmigung hatte um die Straße großräumig abzusperren.
Vor kurzem hat die Neverhorst Film Company ihren neuesten Kurzfilm BRENNPUNKT NEVERHORST III auf YouTube veröffentlicht und die CGI mit der die Jungs da gearbeitet haben, ist in etwa auf dem dem selben Niveau wie die Effekte in RAPE ZOMBIE. Für ein kleines Trashfilmchen, das sich eh nicht ernst nimmt, passt das auch wunderbar. Aber für eine professionelle DTV-Produktion ist das schon eher beschämend. Die SFX sind eh kaum vorhanden, beschränken sich auf etwas Blutgespritze und sind handwerklich absolut anspruchslos.
Erschreckend ist, dass die Japaner es schaffen selbst in dem so einfach wie platten Filmchen RAPE ZOMBIE den Figuren einen Hintergrund zu geben und ihnen mehr Tiefe zu verleihen als manche Vorabendserie es nach 2000 Folgen noch nicht schafft. Natürlich ist da nicht allzu viel - aber immerhin kann man die einzelnen Figuren auseinanderhalten.
Nicht so gut steht es um den Humor, denn der ist eher grenzwertig. Nicht zwangsläufig weil die Pointen auf Kosten der Frauen gehen, sondern hauptsächlich einfach weil er scheiße ist. Der unmännliche Otaku, der nicht mal dann einen weggesteckt kriegt, wenn vier heiße Weiber inmitten einer Zombieapokalypse mit ihm eingesperrt sind, mag zwar gar nicht so unrealistisch sein, ist aber äußerst unlustig - vor allem, wenn er so übertrieben und aufgedreht dargestellt wird wie hier.
Das mag natürlich auch am Schauspieler liegen (den Namen konnte ich nicht eindeutig identifizieren), der den Otaku so nervtötend spielt, dass ich ihn am liebsten den Zombies zum Fraß vorgeworfen hätte. Ansonsten sind die darstellerischen Leistungen von "nicht der Rede wert" bis "okay" einzuordnen. Wobei die Darstellerinnen gerade in den soft-erotischen Szenen (in denen niemand über sie herfällt) ungefähr so sexy wirken wie alter Aal der kalten Kaffee trinkt. Den Schnuckligkeitsbonus bekommt ohnehin nur Asami. Und die hat bei mir eh ein Stein im Brett, seit ich sie persönlich kennenlernen durfte.
In diesem Sinne: "Roar, grrr, grunz"… oder so ähnlich.
Puh, einen Film wie RAPE ZOMBIE abschließend zu bewerten ist relativ schwer. Sicher ist eins: Der Film ist schmierig ohne Ende, dazu natürlich reichlich trashig – zum guten Teil allerdings zu gewollt schlecht –, was ihn fast sogar unterhaltsam macht. Aber auf der anderen Seite sind die Szenen in denen die titelgebenden Rape Zombies zuschlagen für meinen Geschmack zu hart auf den sexuellen Kick hin inszeniert, was mich bei einer japanischen Produktion wenig wundert, mich aber unangenehm an die Hardcoreeskapaden in NAZI LOVE CAMP 27 erinnert.
Nun bin ich bei weitem kein Moralapostel, aber selbst wenn wir den eben angesprochenen Aspekt einmal außen vor lassen, ist RAPE ZOMBIE trotz seiner kurzen Laufzeit zum Großteil immer noch verdammt langweilig und mitunter gar mächtig nervig. Wie das Teil vier Fortsetzungen bekommen konnte, wundert mich, ergibt aber in Japan mit Sicherheit irgendwie Sinn.