OT: Trick or Treat
HORROR: USA, 1986
Regie: Charles Martin Smith
Darsteller: Marc Price, Tony Fields, Lisa Orgolini, Gene Simmons
Die Kids auf der Highschool haben keine Ahnung von Musik - und folglich wird der junge Metal-Fan Eddie (Marc Price) tagtäglich gedemütigt und verprügelt. Zu allem Unglück kommt auch noch sein Idol, der Metal-Sänger Sammy Curr bei einem Hotelbrand ums Leben. Der coole Radio-DJ Nuke (Gene Simmons) spendet Trost und Rat - und schenkt Eddie das letzte, unveröffentlichte Sammy Curr-Album. Eddie spielt die Platte Tag und Nacht - auch rückwärts und wer in den Achtzigern aufgewachsen ist, weiß, was das bedeutet. Plötzlich steht der untote Metaller im ungelüfteten Jugendzimmer und unterstützt Eddie beim längst fälligen Rachefeldzug gegen die Popperschweine
KRITIK:Klarer Fall von Film gucken aus nostalgischen Gründen: Lange Haare, enge Jeans, ausgesucht grausliche T-Shirt-Motive, Musikkassetten, Walkmen, KISS-Poster auf der Wand und hunderte Vinyl-Alben fein säuberlich im Regal geordnet. So sah sie aus, die Welt des juvenilen Metal-Freaks in den Achtzigern.
TRICK OR TREAT oder RAGMAN, wie der Film damals auf VHS-Kassette (noch mal Nostalgie ;-) hieß, entstand zu einer Zeit, als Evangelikale und Sittenwächter in den Heiligen Krieg gegen Schund, Schmutz, Pornographie und Gewaltverherrlichung in der Rockmusik zogen.
Der Film lässt natürlich keine Gelegenheit aus, sich über die Moralisten lustig zu machen. Ein kleiner Höhepunkt ist der Auftritt des alten Fledermauskopfabbeissers Ozzy Osbourne, der als Fernsehprediger mit zornbebender Stimme lustige Song-Texte Marke "I'm gonna drive my long steele missile / down on your love channel / deep, deep, you beg for more" vorliest und scharfsinnig schlussfolgert: "To me, this describes a sexual act."
Ach, und ich dachte, das wäre Poesie ;-)
In einer leider viel zu kurzen Nebenrolle sehen wir einen weiteren Rock-Promi, nämlich KISS-Sänger und Zungen-Akrobat Gene Simmons, der als cooler Radio-DJ die Hölle losbrechen lässt, wie man damals so schön gesagt hat.
Auch wenn sich keine weiteren bekannten Namen auf der Besetzungsliste finden, machen alle Beteiligten ihre Sache recht gut. Der Film scheint seine Charaktere ernst zu nehmen und sich um Authentizität zu bemühen - durchaus eine Seltenheit im Teenie-Horror-Sektor der Eighties.
Klar, der Horror-Plot um den untoten Satansbraten-Rocker auf Rachefeldzug, der aus der Gitarre die obligatorischen blauen Neonblitze abschießt, ist mäßig spannend und - sind wir uns ehrlich - auch ein bissl kindisch. Aber erfreulicherweise nimmt sich das Filmchen selbst nicht gerade bierernst, wie folgende Szene zeigt, die ich hier kurz spoilern möchte:
Um sich zu materialisieren, braucht der satanische Rachegeist seine Musik. Und natürlich Strom. Was meidet er also wie der Teufel das Weihwasser? Richtig - Wasser. Weil: Kurzschluss-Gefahr. Wissen wir noch aus dem Physikunterricht. Und wo ist immer Wasser vorhanden? Richtig - in der Kloschüssel. Und wo greift der High Voltage-Rocker versehentlich rein, dass es ihn beinahe zerfetzt? Genau
Recht unterhaltsames Achtziger-Jahre-Horrorfilmchen um einen Jugendlichen, der ob seiner Metal-Leidenschaft zur Aussenseiter-Rolle verdammt ist und Besuch aus dem Jenseits erhält. Hört sich trashig an, ist es stellenweise auch, fängt aber das Lebensgefühl der Dekade erstaunlich authentisch ein. Glaubt mir, ich kann das beurteilen ;-)
In diesem Sinne: "Wenn die Kids darauf abfahren, besteht die Gefahr, dass sie pervers werden!"