OT: Proie
TIERHORROR: Frankreich, 2010
Regie: Antoine Blossier
Darsteller: Grégoire Colin, Francois Levantal, Joseph Malerba, Fred Ulysse
Nachdem sie mit ihrer im Familienbetrieb geführten Düngemittelfirma Pestizide ins Grundwasser haben fließen lassen, müssen die Männer des Clans die eigene Sauerei während einer Wildschweinjagd ausbaden. Und wer nicht den hochaggressiven Keilern zum Opfer fällt, wird eben von der buckligen Verwandschaft umgebracht, denn Opa, Papa, Bruder und Schwiegersohn sind sich untereinander alles andere als grün...
Sicherlich ist es nachvollziehbar, wenn der Regisseur eines Öko-/Tierhorrorflicks den Mensch als größte Sau auf Erden darstellt, denn schließlich gehen wir weiß Gott nicht gerade verantwortungsbewußt mit unserer Umwelt um. Aber Antoine Blossier übertreibt.
Sein PREY ist alles andere als leichte Kost für Leute, die wackere Helden und sympathische Charaktere sehen wollen. Wenn Papa Oberarschloch mit Vater, Bruder und Schwiegersohn auf Wildschweinjagd in den finsteren, französischen Wald zieht, weiß man bei soviel geballter Antipathie wirklich nicht mehr, zu wem man halten soll: Zu den unsympathischen Kerlen im Jagddrillich oder doch besser zur durch unsauber im Bach entsorgten Pestizide zu gefräßigen, blutgierigen Bestien mutierten Wildschweinrotte.
Ich meine, den drei Pfundskerlen, die damals `75 auf Käpt`n Quints alten Kutter Orca Jagd auf einen großen Weißen gemacht haben; denen hat man gerne die Daumen gedrückt. Und selbst bei der SCHWARZEN MAMBA, wo wir auch Arschlöcher in der Leading Role hatten, lagen die Dinge anders: Schließlich hießen diese Arschlöcher Klaus Kinski, Oliver Reed und Susan (DIE FRATZE) George; Ergo: Arschlöcher mit Stil und nicht eine Ansammlung mehr oder weniger unbekannter und eher blasser französischer Darsteller, die mitten im finsteren Wald ein Familiendrama ausfechten wollen.
Andererseits bekommt PREY - der französische mit den Wildschweinen und nicht zu verwechseln mit dem südafrikanischen PREY mit den Löwen - durch den Verzicht auf Identifikationsfiguren eine schön fiese Note menschlicher Verderbtheit, in der sich Mutantenkeiler und menschlicher Jäger an Mordlust kaum mehr etwas nehmen... Und: Blossier gelingen durchaus einige packende, beklemmende Szenen mit den wildgewordenen Tieren.
Dabei greift er auf Spielbergs alten Trick 17 aus JAWS zurück. Bevor du irgendeine computeranimierte Wildsau durchs Dickicht preschen lässt, welche mit unrealistischer Asylum-Albernheit die Show unweigerlich ruinieren wird, zeige die Bestie besser niemals direkt.
Blossier verlässt sich lieber auf monströse Bewegungen, Schatten im nächtlichen Hochgras und auf eine bedrohlich-wütende Geräuschkulisse aus Grunzen, Röhren und Keilerbrüllen. Und fährt gut damit. Denn PREY bewahrt sich mit der Taktik der nicht sichtbaren Bedrohung seine Effizienz und einige überaus gelungene scary scenes.
Die Tatsache, dass PREY aus Frankreich stammt, ist diesmal allerdings keine Garantie auf überbordenden Splatter. Richtig blutig wird es zwar nicht, aber der Grundton des Films ist dennoch düster und grimmig. Ein fieses Ende nach 76 ungeschnittenen und damit recht kurzweiligen Minuten inbegriffen.
Eine Gruppe menschlicher Arschlöcher gegen eine Rotte tierischer Bestien und sich selbst im tiefen dunklen Wald...- Wildschweinterror aus Frankreich; der ohne sympathische Identifikationsfiguren auskommt, aber Gott sei Dank auch ohne unrealistische, computeranimierte Keiler. Auch wenn der französisch-deftige Splatter diesmal eher moderat gehalten wurde, ist der Grundton des Films ausgesprochen düster. Irgendwo fehlt dem zwischen Familiendrama und Tierhorror pendelnden PREY zwar das gewisse Etwas, doch die Tierattacken sind dennoch recht bedrohlich ausgefallen. Als "Animals on the rampage"-Fan kann man diese Wildschweinjagd durchaus mitnehmen...