DRAMA: USA, 2006
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Hugh Jackman, Michael Caine, Scarlett Johansson
The Prestige erzählt die Geschichte zweier Magier - geeint wie verfeindet durch ihr Streben nach der perfekten lllusion.
KRITIK:Als Kind war ich großer David Copperfield-Fan. Am meisten beeindruckt hat mich damals sein Gang durch die chinesische Mauer. Naiv wie ein Kind nunmal ist, verband ich damals diese Illusion natürlich mit echter Magie.
Hätte ich nicht irgendwann dank inflationärer Gschichteldruckerei wie Christkind, Osterhase & Co seitens der Erziehungsberechtigten gerafft, dass die Erwachsenen in ihrer Wanderslust wohl zu oft in Bergregionen vorgedrungen sind, wo die Luft ziemlich dünn wird - dann, ja dann wäre dieser Film und sein zentraler Zaubertrick ("The Transported Man") wohl ein Schock für mich gewesen. Na gut, eine Falltür wird es bei Copperfield wohl kaum gewesen sein - aber in jedem Fall Beschiss.
Lange bevor allerdings Copperfield aus Zauberei eine Industrie machte, gab es bereits große Zauberer wie Robert Angier und Alfred Borden. Nun, die Tricks wurden schon damals von anderen erfunden (großartig als Cutter: Michael Caine), aber Präsentation und Ausführung waren damals wie heute Chefsache. Und der Ehrgeiz um die Gunst des Publikums ist die treibende Kraft, immer perfektere und immer riskantere Zaubertricks vorzuführen.
Genau dies mündet aber bereits zu Beginn im Tod von Roberts Geliebter, den Alfred zu verantworten hat und die Freundschaft der beiden Männer in ewige Feindschaft und einen erbitterten Konkurrenzkampf wandelt.
Christopher Nolan inszeniert entsprechend düster - Bild und Ton, Dialoge und Szenerie sorgen für eine erdrückende Stimmung im Kinosaal und transportieren so eindrucksvoll die depressive Handlung.
Selbige ist tiefgründig, vielfältig und vor allem nahezu nervenzereissend spannend. Nolan kennt kein Erbarmen mit dem Publikum und unterstreicht dies durch laufende Zeitsprünge um jederzeit klar zu machen, dass alles auf ein bitteres Ende hinausläuft. Etwas wie Hoffnung gibt es in diesem Film nicht. Hier findet man nur Neid, Missgunst, Rache und Gier.
In beeindruckenden Szenen vermittelt der Film die Gefühle der Kontrahenten. Wenn Robert es zwar geschafft hat, Alfred's Meisterstück, den "Transported Man", zwar zu kopieren, aber das Finale des Tricks unter der Bühne verbringen muss während sein - besoffener - Doppelgänger den Applaus einheimst - dann bleiben keine Fragen nach einem "warum" oder "wieso" offen. Eine großartige Story, ein perfektes Drehbuch und eine Regie, die ihresgleichen sucht vermitteln hier in einer großen Gesamtkomposition alles, was man über die Charaktere und ihre Motivation wissen muss, ohne es einem direkt auf die Nase zu binden.
Diskussionswürdig ist bestenfalls, ob es die Geschichte nötig hatte, Sci-Fi-Elemente einzubauen. Man kann sich, ob der ansosnten brutalen Realitätsnähe des Films, hierbei schon leicht missgeleitet fühlen, zumal es selbst aus dramaturgischen Mitteln völlig unnotwendig erscheint. Das Finale hätte sich auch ohne Anleihen bei einer bestimmten Original-Enterprise-Folge ebenso realisieren lassen.
Ob Bereicherung oder eher unnotwendige Dramatisierung in der Buchvorlage - hier dürfte der persönliche Geschmack entscheiden.
Aber eines ist sicher: es ändert nichts daran, dass Christopher Nolan nach dem großartigen Memento und der zwar nicht perfekten, aber sicherlich besten Batman-Verfilmung erneut eine ganz starke Empfehlung für die Liste jener Regisserue, die definitiv mehr Filme machen sollten, abgegeben hat.
Ein Start in das Filmjahr 2007, wie er besser nicht sein könnte. Ein schonungsloser Kontrahenten-Film mit einem faszinierenden wie auch spannenden Thema. Eine unbedingte Empfehlung!