ACTION: USA, 2012
Regie: David Koepp
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Michael Shannon, Dania Ramirez, Wolé Parks, Aasif Mandvi
"No brakes, no gears", Fahrradkurier Wilee (Joseph Gordon-Levitt) führt ein Leben auf der Überholspur. Seinen Kick holt er sich wenn er durch den Großstadtdschungel New Yorks rauscht, immer mitten durch den Autoverkehr und über rote Ampeln. Doch sein letzter Auftrag hat es in sich: Wilee soll eigentlich nur einen Briefumschlag nach Chinatown bringen. Und wird plötzlich von einem Psychopathen der ihm dem Umschlag abnehmen will (Michael Shannon) und der Polizei gejagt...
Im Internet findet man diverse Videos, die Fahrradkuriere und andere Adrenalin-Junkies dabei zeigen, wie sie mit fast 100 Sachen durch die Straßen rasen, immer zwischen den Autos hindurch oder mit Vollgas auf Kreuzungen zu.
Solche Videos dürfen sicher dem Image der waghalsigen Messenger zuträglich gewesen sein, und seitdem die Hipster die Biking-Mode und Messenger-Taschen für sich entdeckten, ist es sowieso cool ein Fahrradkurier zu sein. Und Fixies, also Fahrräder die ohne Gangschaltung und meist auch ohne Bremsen auskommen, sind zwischenzeitlich auch zu einem teuren Trend geworden.
Klar, dass die Fahrradkuriere früher oder später auch in Filmen Einzug halten würden. Obwohl Filme die im Milieu der Fahrradkuriere spielen ja nichts Neues sind.
Kenner des österreichischen Films werden sich vielleicht noch an Stefan Ruzowitzkys Kinodebüt "Tempo" erinnern, ein Film der die Geschichte eines jungen Fahrradkuriers der sich in Wien durchschlägt, erzählt. Premium Rush ist natürlich etwas rasanter und cooler als Tempo. Aber auch unrealistischer.
Premium Rush setzt vor allem auf Action und coole Stunts. Die meisten Boten, vor allem Wilee, sind Maniacs, die auch gerne mal Taxler attackieren, wenn sie von ihnen geschnitten werden. Dadurch kommt natürlich schon von Anfang an recht ordentliches Tempo in die Geschichte. Aber was erwartet man schon von einem Film der damit beginnt, dass Joseph Gordon-Levitt zur Musik von "The Who" ins Bild geschleudert wird.
Schnelle Schnitte und Rückblenden sorgen für zusätzlichen Drive. Ein nettes Gimmick ist auch, dass Wilee immer wieder vor brenzligen Situationen vor seinem inneren Auge mögliche Wege über eine Kreuzung (inklusiver schmerzhafter Konsequenzen) durchspielt, bevor er sich für einen entscheidet.
Joseph Gordon-Levitt überzeugt vor allem mit einer ungeahnten Körperlichkeit. In einem Interview nannte er den Film auch mal den härtesten Film denn er je gemacht habe, "physically". Außerdem scheint es als hätte Gordon-Levitt ein ziemlich hartes Training vor dem Film absolviert, so durchtrainiert wie er in Premium Rush wirkt und aussieht. Beachtlich ist auch, dass er viele seiner Stunts, nicht immer ohne Verletzungen, selbst gemacht hat. Schauspielerisch bleibt von Wilee wenig hängen, was jedoch eher dem Drehbuch geschuldet ist.
Wer charakterliche Tiefen erwartet ist in "Premium Rush" sowieso fehl am Platz.
Michael Shannon hat es mit seiner Rolle als durchgeknallter Bösewicht schon weitaus interessanter erwischt. Auch wenn seine Performance teilweise schon sehr over-the-top war, so bleibt bei einem als Zuseher das hohe Lachen seiner Figur noch länger hängen. Außerdem macht Shannons verrückte Performance einfach Spaß.
Rasanter Actionfilm über einen Fahrradkurier, der durch einen eigentlichen simplen Auftrag plötzlich in Teufels Küche landet. Beindruckente Stunts und Computeranimationen trösten über die eigentlich recht dünne (und klischeebeladene) Story hinweg. Premium Rush ist cooles Popcorn-Kino vom feinsten und stellt auch nie den Anspruch mehr zu sein. Der Film will Spaß machen, that's it. Und im Großen und Ganzen gelingt es dem Film, trotz einiger kleinen Längen und vielleicht einigen coolen Sprüchen zu viel. Und als Draufgabe gibt es noch eine herrlich durchgeknallte Performance von Michael Shannon.