ACTION/KOMÖDIE: USA/D, 2007
Regie: Uwe Boll
Darsteller: Zack Ward, Dave Foley, Chris Coppola, Michael Benyaer
Vom Sozialamt ignoriert, von Pleitegeier bedroht und von der wenig liebreizenden Ehefrau permanent gedemütigt: Das Schicksal meint es nicht gut mit unserem Helden, der einen Wohnwagen im Trailerpark der schönen US-Kleinstadt Paradise City bewohnt. Kein Wunder, dass er eines Tages Amok laufen wird. Doch bis dahin muss er sich u.a. mit penisförmigen Puppen, sexorientierten Sekten und todesmutigen Taliban herumschlagen...
KRITIK:"Schlechtester Regisseur der Welt". "Son of Ed Wood". "Deutschlands Mann fürs Grobe". Regisseur Uwe Boll hat viele Namen. Keiner davon ist schmeichelhaft.
Selbstverständlich wurde auch die auf einem indizierten Game basierende Satire Postal - wie jeder Boll-Film bisher - von Kritikern in der Luft zerrissen:
1 von 10 Punken auf filmstarts.de und filmering.at, der obligate
humorlose Totalverriss im Kurier, und unsachliche, hasserfüllte Kommentare, wohin man blickt und klickt.
Fakt ist aber: Uwe Boll ist mitnichten der schlechteste Regisseur der Welt - auch wenn das diverse Mainstream-Filmseiten (und nur diese!) immer und immer wieder behaupten. Weniger Hollywood-verseuchte Medien wie dasmanifest.com oder die Filmzeitschrift deadline wissen nämlich den guten schlechten Geschmack des Dr. Boll durchaus zu würdigen.
Eine gewisse Offenheit für grenzwertigen Humor vorausgesetzt, wird man tatsächlich recht solide unterhalten:
Uwe Boll schlägt sich mit der Subtilität eines Holzhammers auf die Weltpolitik ein,
pinkelt Osama Bin Laden und George W. Bush ans Bein, reißt nicht immer geschmackvolle Witze über
Moslems, Juden, Chinesen, Nazis und Behinderte und beweist in einem Cameo auch Mut zur Selbstironie.
Der berühmt-berüchtige "Nazigold"-Sager wanderte allerdings zu den Deleted Scenes,
ebenso wie ein paar andere verbale - ahem - Ausrutscher. Der Wachturm-"Witz" ist ja nun wirklich nicht besonders gelungen...
Natürlich ist Boll kein Borat, natürlich zündet nicht jeder Gag, natürlich gibt es Längen. Einige sogar.
Und auch der angekündigte Tabubruch bleibt weitgehend aus,
zumal Boll gerade in Sachen Sex- und Gewaltdarstellung relativ schaumgebremst zur Sache geht.
Trotz Bodycount im dreistelligen Bereich wär da noch mehr drin gewesen, meint der kleine dreckige Sex- and Crime-Saubartl in mir.
Doch so grottenschlecht, wie einen eingangs genannte "Qualitätsmedien" glauben machen wollen, ist der Film nun wirklich nicht.
Das gar nicht so geringe Budget von 15 Millionen Dollar wurde in ein sehr farbenfrohes Set-Design und nette Special-Effects investiert.
Bolls Kameramann Mathias Neumann leistet tadellose Arbeit und sorgt für hübsche breitwandige Kino-Bilder.
Ja, man könnte glatt von einer eigenen visuellen Handschrift sprechen. Von wegen schlechtester Regisseur der Welt.
Dank hoher Gag-Frequenz und einiger ausgesprochen unterhaltsamer Szenen wird dem geneigten Brachialhumor-Freund zumindest nicht langweilig.
Wer gerne mal Tromaville besucht und den South Park-Vätern Trey Parker / Matt Stone einen Altar gebaut hat,
kann die DVD bedenkenlos ins Regal stellen.
Splendid bringt dieses Kleinod niveauvoller Unterhaltungskunst in einer schicken Special Edition.
Als Extras gibt's einen launigen Audiokommentar des Meisters, die angesprochenen Deleted Scenes, ein paar Videoclips der harten Jungs von Anthrax und Blind Guardian,
sowie einen Blick behind the Scenes.
Uwe Bolls Versuch einer Politsatire: Auch wenn der angekündigte große Skandal ausbleibt,
sorgt Bolls Rundumschlag gegen die Political Correctness nach 9/11
dank hoher Gag-Dichte und einiger sehr unterhaltsamer Momente für solide Unterhaltung -
sofern man schwer pubertären "Unter-der-Gürtellinie"-Humor zu schätzen weiß.
Die Grenzen des guten Geschmacks werden jedenfalls lustvoll in alle möglichen Richtungen verschoben...
Aber genug gefaselt jetzt, schaut Euch diesen Trailer an!
Oder den hier...