ACTION/DRAMA: USA, 2014
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Kit Harington, Carrie-Anne Moss, Emily Browning, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Kiefer Sutherland
Die Römer haben sein Volk und seine Familie abgeschlachtet. Überleben konnte der Junge nur, weil er sich unter einem Leichenberg versteckt hielt. Jahre später muss Milo (Game of Thrones-Schönling Kit Harington) in der staubigen Arena von Pompeji um sein Leben kämpfen. Die junge Geldadels-Tochter Cassia (Emily Browning) hat ein Auge auf den ölverschmierten Oberkörper des feschen Gladiators geworfen. Das sieht der intrigante Senator Corvus (Kiefer Sutherland) gar nicht gerne, beansprucht er doch die junge Frau für sich. Und da ist noch der Vesuv, der unheilvoll vor sich hin grollt und die eine oder andere Lavafontäne in die Luft spuckt ...
"Bist bsoffen", war der erste Kommentar eines Facebook-Freundes, nennen wir ihn Rodja, als ich wagte, nach dem Kinobesuch meiner Freude über diesen reizvollen Spektakelfilm Ausdruck zu verleihen. Nein, definitiv nicht. Ich gehe niemals betrunken im Kino - vereinzelte Mutbierchen zählen nicht - und es gelingt mir im Allgemeinen auch ganz gut, illuminierte Facebook-Statusmeldungen zu unterlassen. Kommt nämlich selten was Gscheites dabei raus.
POMPEII 3D hat mir getaugt. Wirklich. Nicht, dass Regisseur Paul W.S. Anderson - nicht zu verwechseln mit Paul Thomas Anderson - ein großer Geschichtenerzähler wäre. Man beleidigt das Drehbuch sicherlich nicht, wenn man es mit dem Adjektiv "unkompliziert" versieht. Aufs Wesentliche reduziert. Mit beträchtlichem Camp-Faktor. Wo selbst die Barbaren in einer herrlich naiven Wohlklang-Kunstsprache parlieren, als wären sie in einem Montessori-Kindergarten mit frühkindlicher Sprachförderung aufgewachsen.
Die große Kunst des Paul W.S. Anderson, dem wir neben den So-lala-Resident Evil-Filmen auch den beachtlichen EVENT HORIZON zu verdanken haben, entfaltet sich ohnedies mehr in gekonnten, das 100 Millionen-Dollar-Budget perfekt ausreizenden CGI-Effekten. Natürlich in 3D. Anders als der Autor dieser Zeilen besitzt Anderson ein beträchtliches räumliches Vorstellungsvermögen. Soll heißen: Die dritte Dimension wird hier tatsächlich sinnvoll und raumfüllend ausgenützt.
Der Film zeichnet sich auch durch eine beträchtliche Härte aus. Was insofern überrascht, als ich den ersten RESIDENT EVIL-Film als erschreckend blutleer und antiseptisch in Erinnerung hatte. Gut, POMPEII ist kein zweiter GLADIATOR, aber mit der kruden Quersumme aus CONAN, SPARTACUS, DANTE'S PEAK, 2012 - und - haha- TITANIC lässt sich's doch ganz komfortabel untergehen.
Und ja, ein großartig romantisches Schlussbild gibt's auch noch, mit Umarmungen und Liebesschwüren und Küssen im Ascheregen - glücklicherweise aber ohne den gleichlautenden Casper-Song. Wäre ich besoffen gewesen, hätte ich wohl vor Freude geweint. Die Wertung, über die ihr auch jetzt sicher wieder ur-aufregen werdet, sollte aber auch einer nüchternen Prüfung standhalten.
An den amerikanischen Kinokassen ist Paul W.S. Andersons POMPEII ja leider genau so abgesoffen wie das antike Pompeji nach der großen Flutwelle. Unverdienterweise, wie ich meine. Fette, raumfüllende 3D-Effekte, forcierte Härte und eine ungewöhnliche Besetzung - hier spricht übrigens der Emily Browning-Fanclub-Leiter - wären doch schon mal drei gute Argumente für einen entspannten Kinobesuch.
In diesem Sinne: "Kannst du die Kraft meiner Götter spüren?"