TRASH: USA, 1959
Regie: Edward D. Wood Jr.
Darsteller: Gregory Walcott, Vampira, Mona McKinnon, Duke Moore, Tom Keene, Carl Anthony
Ein paar Aliens wollen den Menschen ihre Botschaft vermitteln. Da die jedoch nicht zuhören wollen, erwecken die Aliens schließlich die Toten zum Leben... und Bela Lugosi... oder so. Auf jeden Fall torkeln eine ganze Menge talentfreier Nasenbären über einen Friedhof und der eine oder andere geht dabei auch drauf. 'Ne riesige Verschwörung in Bezug auf UFOs gibt's auch noch, oder so... aber wer kann dem schon ganz folgen. Auf jeden Fall ganz, ganz großes Kino, nech.
KRITIK:Plan 9 from Outer Space. Ein Film, ein Phänomen, Kult und nach Ansicht einer breiten Masse der schlechteste Film aller Zeiten. Wirklich viele Worte braucht man im Prinzip über Ed Woods größtes Werk eigentlich nicht zu verlieren, ein Werk, das so ziemlich jeder Cineast kennen dürfte. Ich tu's aber trotzdem - so einfach kommt ihr mir schließlich nicht davon, hrhr.
Damit also auch diejenigen, die mit PLAN 9 FROM OUTER SPACE nicht vertraut sind, eine Ahnung davon bekommen was uns noch erwartet, ein kleiner Einblick in des neunten Plans Geschichte. Wer jetzt der Meinung ist, das schon zu kennen, der darf sich anerkennend auf die Schulter klopfen, und selbstverfreilich die nun folgenden erklärenden Absätze überspringen - hey, aber wenn ihr dann was verpasst, Pech gehabt.
Alle die jetzt weiterlesen, erfahren nun, dass Plan 9 from Outer Space gar fast offiziell als der schlechteste Film aller Zeiten angesehen wird und so auch munter gehandelt wird - klar, als Meisterwerk des Kinos kann man den nicht mal den dümmsten Michael Bay-Fans verkaufen. Seinen Ruf weg hat dieses Kleinod cinematographischen Dilettantismus ca. seit 1979, als Harry und Michael Mevded das Buch "The Golden Turkey Awards" herausbrachten und den schlechtesten Filmen aller Zeiten in ihrer jeweiligen Kategorie ein Denkmal - eben jenen goldenen Truthahn - setzten. So wie sich THEY SAVED HITLER'S BRAIN seine Klatsche und Auszeichnung als Most Brainless Brain Movie of All Time abholte, so wurde PLAN 9 FROM OUTER SPACE nun also der Schlechteste Film aller Zeiten - nun ja, besser eine Auszeichnung als keine Auszeichnung... Tom Green holt sich seine goldenen Himbeeren schließlich auch immer persönlich ab, newa.
Somit ward der Nimbus der absoluten Grottigkeit geboren und Ed Wood, jr. galt fortan als der schlechteste Regisseur aller Zeit der - who would've guessed, eh - für den schlechtesten Film aller Zeiten verantwortlich zeichnete. Dabei hatte Eddie all das nie beabsichtigt, was ihn letztlich dazu trieb war einzig der unglückliche Umstand, dass der Gute hin und hergerissen war zwischen Geschäftssinn und künstlerischer Ambition. Will heißen, Ed Wood verstand sich durchaus mehr als Regisseur denn als Geschäftsmann und schaffte es trotz aller Rückschläge immer wieder an seinen Visionen festzuhalten. Allerdings war der Gute auch ständig finanziell klamm wie Wäsche die man im Herbst zum Trocknen auf die Terrasse hängt.
So kam es denn schließlich auch, dass er sich daran setzte und heutiger Besprechung vorliegendes Machwerk fabrizierte. Denn wenn man schon einige Minuten Filmaterials mit dem kurz darauf verstorbenen Bela Lugosi als Vampirfürst sein Eigen nennen kann, dann sollte man auch etwas daraus machen. Und so machte Eddie eine Baptistengemeinde als Financiers klar - und versprach dafür von den Einnahmen aus dem Film einen Bibelfilm zu drehen - und taufte flugs die gesamte Mannschaft - eine weitere Auflage der Gemeinde und angeblich trug Wood dabei ein richtiges Kleid - und begann um die wenigen Einstellungen die er von Lugosi hatte, eine - nennen wir's netterweise einfach mal so - Geschichte zu werkeln. Irgendwas mit Vampiren und Zombies und Ufos und... naja, reicht ja auch. Schreit ja eigentlich nach dem Stoff aus dem die wahren Meisterwerke sind - aber wie wir in all den Jahren des Schundfilmkonsums gelernt haben, das muss noch lange nichts heißen.
Was dann jedoch dabei rauskam ist genau das, ein Meisterwerk. Ein Meisterwerk negierten Talents, Anti-Kunst, ein Sammelsurium unfassbarer Verbrechen am Medium Film. Vor allem aber eins - verdammt unterhaltsamer Schwachfug. So darf sich der Zuschauer an der - ich mutmaße nun einfach einmal - größten Ansammlung an Filmfehlern der Filmgeschichte freuen. Da wechseln sich Tag und Nacht munter ab, gerne auch schon mal in der selben Szene. Da fahren Leute in dem einen Auto los und kommen in einem völlig anderen an, da laufen Leute durch die Gegend und gleich darauf nochmal durch die Gleiche und gleich darauf noch mal und gleich ...
Überhaupt bietet Plan 9 from Outer Space das exzessivste Materialrecycling das mir je untergekommen ist. Selbst Lucio Fulci hat mehr Material für seine Zombieschinken gedreht und der hat ja auch gerne mal die selbe Einstellung drölfzigfach, gerne auch in völlig anderen Filmen, wiederverwendet - wobei, Franco ist da ja auch so ein Kandidat für.
Gut, man mag Wood verzeihen, dass Lugosi immer wieder in der selben dämlichen Pose auf'm Friedhof rumsteht und dann - einem alten, verwirrten Mann gerecht werdend - von Dannen taumelt. Er hatte ja nur die paar Aufnahmen, aber diese Einstellung mehrfach in eine Verfolgungsjagd einbauen? You need guts for that, mate.
Aber hey, passt wunderbar zu den Spezialeffekten. Die werden zwar nicht recycled, sind aber für die Tonne. Ja, meine Güte, jeder Fünfjährige könnte mit 'nen bisschen Pappe und Papas Kamera mit Videoaufnahme-Funktion die realistischere Ufo-Invasion filmen. Zumindest würde man keine Bindfäden sehen, oder Spiritus der auf Papp-Ufos an Bindfäden verbrennt und ein Flammeninferno sondergleichen darstellen soll. Und dann blitzen die auch noch. Warum jetzt genau? Kann wahrscheinlich nicht mal Ed Wood erklären, sie tuns aber. Und die völlig talentbefreiten Nasenbären, die da durch die Gegend hüpfen oder schlurfen oder beides zusammen - manchmal torkeln sie auch - werden von eben jenen Lichtblitzen brutalst zu Boden geworfen. Böse Ufos. Wer wohnt aber bitteschön auch direkt neben dem Friedhof? Und fährt dann noch mit dem Auto vorbei?
Ja? Klar, die geistig inkompetenteste Charakterschar seit ... seit ... bitte einfach einen beliebigen D'Amato-Streifen einsetzen, dann passt das schon. Gespielt von der Gruppe untertalentiertester Nasenbären, die mir seit laaaanger Zeit untergekommen ist - und ich habe erst vor kurzem THE LAST MATCH - DER LETZTE FIGHT gesehen und FRAUENGEFÄNGNIS hab ich mir auch mal wieder gegönnt. Aber, einfach nur pauschal verurteilen ist ja zu einfach, gehen wir deshalb mal ein wenig genauer drauf ein.
Fangen wir mit dem großen Star des Films an - Bela Lugosi. Der macht nicht viel. Er sieht verwirrt aus, guckt'n bisschen komisch in die Sonne, schwingt den Umhang und sucht das Weite. Das darf er dafür wie bereits erwähnt gut und gerne drölfzig Mal machen. Macht er ja auch ganz schön, nur eben nicht überzeugend. Für einen Horrostreifen war's ja schon gedacht, zieht aber nicht. Wobei man an dieser Stelle natürlich berücksichtigen muss, dass der Beste ja aus dem Stummfilmmilieu stammt und dementsprechend dessen schauspielerische Konventionen tieeeef verinnerlicht hatte - will heißen, übertriebene Darstellung und extrem extreme Gesichtsausdrücke. Der Mann ist 'ne Legende, wollen wir nicht drauf rum hacken, amüsieren wir uns lieber drüber. Passt.
Eine Entschuldigung für ihre schauspielerischen Eskapaden - wobei, streichen wir das "schauspielerisch" gleich mal wieder raus - haben seine Kollegen jedoch nicht wirklich zu bieten. Will heißen, die dürften eigentlich nicht, was sie da taten. Nämlich völlig orientierungslos durch die Botanik taumeln und die völlig sinnbefreiten Dialoge in "Wann machen wir'n Schluss?"-Manier auf die Bühne zu spucken.
Nun, Vampira macht indes das, was Vampira so macht - sie stellt ihre Taille zur Schau und wankt die Hände nach vorn gereckt durch's Set. Business as usual könnte man da schon sagen, unterscheidet sich im Endeffekt ja auch nicht viel von ihrer Rolle als - nun ja - Vampira in ihrer Fernsehsendung bevor sie schließlich abgesägt wurde. Kann man auch gerade noch mal 'nen Auge zudrücken, tut nämlich keinem weh.
Tor Johnson - wenn das mal nicht ein Name von einem Namen ist - macht alldieweil eine eher voluminösere Figur - rein körperlich gesehen, newa. So schauspielerisch betrachtet ist das Ganze doch eher unteres Unterfeld, aber wenigstens als Alien-Zombie-Tüp kann er dann zeigen was er wirklich drauf hat. Das gleiche wie Vampirella, im Endeffekt, aber naju, wir wollen ja mal nicht so sein, er macht wenigstens halbwegs weg, was er da als Polizeiinspektor für eine Gülle zusammengespielt hat.
John Breckenridge ist - das muss man ihm lassen - mit Sicherheit immerhin der schwulste Invasor aus dem Weltall, der mir je untergekommen ist. Und, ich kann mich irren, aber mir scheint doch eine gewisse Würde von ihm auszugehen - will heißen, er scheint immerhin seinen Frieden mit seiner dümmlichen Rolle und dem Auftritt in diesem Trugbild eines Films gefunden zu haben. Ist ja auch was wert.
Kommen wir letztlich noch zur Scream Queen des Film, Mona McKinnon, die tut, was eine Scream Queen nun mal so tut - schreien. Wenn auch nur ein bisschen. Also, so ein ganz kleines bisschen. Also eigentlich, nur einmal kurz ... so ein bisschen. Aber wegrennen, das kann sie - gerne auch mehrmals an der selben Stelle vorbei, aber das liegt ja nicht in ihrer Hand, da hatte Ed den Daumen drauf. Wofür sie allerdings was kann, ist ihr Spiel und das ist in etwa so grottig wie der Rest des Films, will heißen so überzeugend wie der von allen gemochte Onkel, der sich zu Weihnachten als Santa verkleidet - Christkind kennt ja eh keiner mehr, danke Coca Cola - und die Kinder beschenkt. Anderer Vergleich? Dann ist ihr Spiel in etwa so überzeugend wie das Set.
Pappkreuze und Bäume, die selbst einer kleinen Frau nur bis zur Schulter reichen. Selbst das Friedhofsgebäude - was soll das eigentlich sein? Eine Kirche? - ist in etwa so groß, dass sich die ganze Meute bücken muss um durch die Tür zu kommen. Ähm, passt. Die Szene vom Bombardement der Feindraumschiffe ist etwa ebenso überzeugend zusammengeschustert. Der General steht vor einer grauen Wand - jawoll, eine stinknormale graue Wand. Währendessen werden Filmaufnahmen zwischengeschnitten, die unverkennbar aus dem Korea-Krieg stammen - du meine Güte, da laufen sogar Einheimische im Hintergrund rum... von den eigentümlichen Behausungen mal ganz zu schweigen - während die ganze Chose ja offensichtlich in Kalifornien spielt. Oh, und der Tüp der die Nebelmaschine bedient hat, dürfte zwischendrin auch mal einen Kaffee holen gewesen sein - freilich ohne das Ding vorher abzuschalten. Also ganz ehrlich, so viel Nebel gab's ja nicht mal in THE FOG - NEBEL DES GRAUENS zu sehen.
Verschleiern, dass die ganze Gurke die mitunter schlechteste Kameraarbeit seit Jess Franco präsentiert, konnte das allerdings auch nicht. Nicht die kleinste Bewegung hat Willian C. Thompson hinbekommen. Alles starr und steif abgefilmt, entsteht so der Eindruck ein abgefilmtes Theaterstück anzuschauen. Ich meine, klar, kleines Budget, nicht mit heutiger vergleichbarer Kameratechnik - aber du meine Güte, selbst Jess "Ich halt drauf und zoom mal kurz unscharf rein, das wird schon passen und sieht verdammt künstlerisch anspruchsvoll aus" Franco hat es hier und da geschafft, die Kamera mal ein Stück weit zu bewegen oder auch mal zu schwenken. Aber wollen wir nicht allzu hart sein, vermutlich war für Schwenks schlichtweg kein Raum, immerhin hörte das Set augenscheinlich 'nen Meter links und rechts jenseits des Bildausschnitt auf.
Und wir hören mit Meckern auf und zwar hier. Fehlen nur noch die letzten großen Worte einer jeder Rezension, das
Ich bin dreist. In etwa so dreist wie Ed Wood der uns den eben besprochenen Hobel tatsächlich als Film verkaufen wollte. Als guten Film - aber im Endeffekt, tun sie das nicht alle? Und ebenso wie der gute Mann unverhohlen Szene für Szene wiederverwertete, verwerte ich eben schon geschriebenes völlig dreist weiter, kopiere mich selbst und sage zu PLAN 9 FROM OUTER SPACE folgendes. Es ist ein Meisterwerk. Ein Meisterwerk negierten Talents, Anti-Kunst, ein Sammelsorium unfassbarer Verbrechen am Medium Film. Vor allem aber eins - verdammt unterhaltsamer Schwachfug. Ja, das ist er wirklich, der neunte Plan aus dem Weltall.
Aber ist er denn nun auch der schlechteste Film aller Zeiten? Jein, kann man klipp und klar sagen. Sicher, er ist schlecht. Auf handwerklicher Ebene ein totaler Rohrkrepierer, eine Gurke sondergleichen, ein mit absoluter Unfähigkeit aller Beteiligter zusammengeschustertes Machwerk, Show-Reel absoluter Talentbefreiung. Aber - jahaa, jetzt kommt das große Aber - damit ist PLAN 9 FROM OUTER SPACE nicht alleine. Man denke nur an all die D'Amatos, Schnaas und Tauberts dieser Welt, die genau jenes auch fabrizierten. Abgrundtief schlecht verbrochene Machwerke, denen jedoch eins abgeht. Herzblut. Genau das hatte Ed Wood jedoch zu Hauf in seine Werke gesteckt und man merkt es ihnen an. Das Resultat ist nämlich vor allem eins - absolut und unglaublich unterhaltsam. PLAN 9 FROM OUTER SPACE ist die pure Definition von Trash, verkörpert das Dogma "so schlecht, dass es schon wieder gut ist" in absolut perfekter Weise. Er ist der Film aller Filme, die Dreifaltigkeit des Schundfilms, das "Mein Kampf" der Trashfilmbewegung. Ansehen ist Pflicht - schon allein der filmhistorischen Bildung wegen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich denn und überlasse Fox Mulder die letzten Worte:
"This movie is so profoundly bad in such a childlike way that it hypnotizes my conscious critical mind and frees up my right brain to make associo-poetic leaps (...)".
Kann man so stehen lassen.