A-CAPELLA-MUSICAL-KOMöDIE: USA, 2012
Regie: Jason Moore
Darsteller: Anna Kendrick, Anna Camp, Skylar Astin, Brittany Snow, Rebel Wilson, Adam DeVine
Beca (Kendrick) muss gegen ihren Willen, aber auf Wunsch ihres Vaters, an das Barden Collage. Lieber wäre sie ja DJane in L.A., doch ihr Vater ist der Meinung, dass sie zumindest einmal etwas gelernt haben sollte, bevor sie so einen Unsinn macht. Gut, dass er auf eben jenem College Lehrer ist. Beca, die eher eine Einzelgängerin ist, sieht sich auch noch dazu gezwungen, bei einem der unzähligen College-Clubs Mitglied zu werden und landet letztendlich bei der bislang nur mäßig erfolgreichen A-Capella-Mädchen-Band "The Barden Bellas" die unter der Leitung der ehrgeizigen Aubrey (Camp) steht. Diese will unter allen Umständen nationaler A-Capella-Champ werden und kämpft neben ihrem Ehrgeiz gegen die lässige A-Capella-Boy-Group "The Treblemakers" die unter der Führung des Unsympathlers Bumper (DeVine) schon mehrfacher Champion sind. Aber auch die "Treblemakers" haben einen Neuzugang, den zukünftigen Filmusik-Komponisten Jesse (Astin) und irgendwie funkt es zwischen Jesse und Beca, und das ein Love-Interest zwischen den konkurrierenden Gruppen entsteht, geht schon gar nicht.
"Wie ist dein Name?"
"Fat Amy!"
"Was? Warum nennst du dich selbst Fat Amy?"
"Bevor ihr ausgehungerten Schlampen es hinter meinem Rücken tut, mache ich das lieber selber!"
Sah und hörte ich so in der Vorschau und wusste, diesen Film muss ich sehen. Außerdem beschleicht mich manchmal das Gefühl, dass wir Männer von filmtipps.at (selbstverständlich hinter unserem Rücken) als blut- und tittenlechzende Horror-Nerds abgestempelt werden, was überhaupt nicht stimmt, wie ich mit dieser gefühlvollen Besprechung beweisen werde. Doch wenn ihr generell genau hinschaut, werdet ihr feststellen, dass Chef Harald leidenschaftlich gerne Vampirschmonzetten bespricht und unser Gore-Hound vom Dienst, Kollege Christian, auch schon mal gerne mystisch-romantische Horrorfilmchen bespricht. Glaubt ihr nicht? Dann schaut in den Kritik-Listen nach. Na ja, und ich - ich schaue Musicals mit Herz und Gefühl.
Was mich wieder zu "Fat Amy" bringt. Rebel Wilson heißt die, nun ja, leicht übergewichtige Frau, und wer sich auf youtube ihre Interviews bei Jay Leno und Konsorten ansieht, versteht, wie diese Schauspielerin im Film abgeht. Rebel Wilson ist sowieso der heimliche Star des Streifens, befindet zumindest Amerika und darum wird sie auch dort abgefeiert bis zum Gehtnichtmehr. Aber "Fat Amy" ist nur eine von Dutzenden liebenswerten Charakteren in diesem Film, wenn auch ein gewichtiger (sorry, konnt' ich mir jetzt nicht verkneifen).
Zum Glück hat der Film aber noch mehr zu bieten. Nämlich Musik. Das erste A-Capella-Musical der Filmgeschichte meines Wissens nach. Die Songs, die da durch die A-Capella-Kehlen gurgeln (ist übrigens nicht das einzige, was gurgelt) reichen von 1980er-Melodien bis hin zu David Guetta und Bruno Mars und sind in ihren Arrangements allesamt gut verträglich. Auch die Bezeichnung Komödie trägt das Ganze zu Recht. Auf angenehme, trockene Art und Weise rennt da der "Schmäh", dass es eine Freude ist, ohne in die untergürtellinienartigen Tiefen vorzustoßen, wie heute im Normalfall üblich.
Leider muss ich auch Abstriche machen. Zum Einen funktioniert die Liebes-Chemie zwischen Beca und Jesse nicht so wirklich und trägt auch manchmal zur Verwirrung bei, weil auf einmal scheinen die zusammen zu sein und keiner weiß, warum. Möglicherweise hat sich hier auch ein Cutter/eine Cutterin auf unziemliche Weise ausgetobt. Nichts Genaues weiß man, sorry.
Und das Zweite, was denn stört, ist die eher schwammige Weise der Positionierung. PITCH PERFECT ist was Eigenständiges und bräuchte sich darum auch nicht in nichtgreifenden Zitaten von BREAKFAST CLUB oder GREASE ergehen. Gleichzeitig wird eindeutig nach den pubertierenden GLEE-Fans geschielt, was auch die seltsame FSK9 (ich wusste gar nicht, dass es diese Klassifizierung überhaupt gibt) erklärt, wobei, für Neunjährige gehen die Gags vermutlich am Sinn vorbei. Aber bitte, sei's wie's ist, gute und leichte Unterhaltung ist allemal gegeben.
Seit Weihnachten 2012 im Kino.
Wer hin und wieder gerne Musicals guckt, ist hier nicht falsch beraten. Allerdings, wer dem gar nichts abgewinnen kann, schaut besser MANIAC oder so.
Auf alle Fälle saubere Unterhaltung mit noch relativ unverbrauchten Gesichtern und nettem Grundtenor. Ach ja, und lustig ist's auch.