KOMÖDIE: DEUTSCHLAND, 1982
Regie: Siggi Götz
Darsteller: Thomas Gottschalk, Mike Krüger, Rainer Basedow, Denise Bielmann
Mike und Tommy betreiben den äußerst erfolgreichen Piratensender Powerplay. Mikes Schwester erkennt das Potential des Programms und hilft ihnen sich mit Werbung zu finanzieren, sowie mit einem Ami-Van mobil zu bleiben. Dem Unterhaltungschef des Bayrischen Rundfunks Dr. Müller-Hammeldorf sind die beiden natürlich ein Dorn im Auge. Daher versucht er sie mit allen Mitteln aufzuhalten. Doch die beiden Äther-Rebellen sind ihm immer einen Schritt voraus.
Mit PIRATENSENDER POWERPLAY begeisterten Mike Krüger und Thomas Gottschalk unter der Regie von Siggi Götz das deutsche Kinopublikum. So sehr, dass nach diesem schelmischen Filmchen noch drei weitere folgen sollten, angefangen mit DIE SUPERNASEN. Während beim Nachfolger - geschrieben von Mike und Tommy - noch zwei, drei Schippen Klamauk draufgeschlagen wurden um sich in die Regionen der Blödel-Exploitation vorzuwagen, geht es hier noch relativ konventionell zu.
Es dürfte heutzutage ziemlich schwierig sein für die Supernasenfilme ein neues Publikum zu gewinnen, zumindest eines, das den Film nicht mit einer ach so hippen Trash-Attitüde rezipiert. Aber gerade mit PIRATENSENDER POWERPLAY dürfte die neueste Generation so ihre Problemchen haben. Das liegt vor allem daran, dass Mike und Tommys Kampf gegen den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk stark in seiner Zeit verankert ist.
Wer mit Shoutcast und Youtube aufgewachsen ist, wird es schließlich schwer haben nachzuvollziehen, wieso es ein Problem sein soll, sein eigenes Programm auszustrahlen. Warum sogar die Polizei nach den beiden Ätherpiraten fahndet. Heutzutage reicht ein Klick und das eigene Radioprogramm oder der eigene (Fernseh-)Sender stehen im Netz, für ein Millionenpublikum, bereit. Warum sollte man da bis 15 Uhr warten um gute Musik und seine Lieblingssendung zu hören?
PIRATENSENDER POWERPLAY haftet etwas Politisches an, weil Siggi Götz' Drehbuch den späteren Boom der Privatsender - ohne es zu wissen - vorweg nimmt und in gewisser Weise einer Generation ein Sprachrohr geliefert hat, die nicht mehr hören wollte was die Öffentlich-Rechtlichen ihnen vorsetzten. Es ist daher ein nicht uninteressanter Fakt, dass Thomas Gottschalk zur Zeit der Produktion für den Bayrischen Rundfunk als Moderator arbeitete - und auf Grund seiner etwas unkonventionellen Sendekonzepte, dem Vernehmen nach, nicht gerade beliebt bei seinen Vorgesetzten war.
Siggi Götz erzählt eine relativ stringente Geschichte, was vor allem im direkten Vergleich mit dem Nachfolger DIE SUPERNASEN offenbar wird, aber dennoch könnten die einzelnen Sequenzen immer wieder auch für sich stehen. Es ist das immer gleiche Spiel von Sendung, Verfolgung und Entkommen, dabei geraten unsere beiden Helden Tommy und Mike aber in zunehmend abstrusere Situationen, da ihnen die Ordnungshüter immer dichter auf den Fersen sind.
Letztlich ist das Establishment allerdings nicht in der Lage die beiden Rebellen zu zerstören, weshalb die einzig mögliche Lösung zum Tragen kommt - die beiden müssen in das System integriert werden. Und so landen die beiden mit ihrer Sendung bei den Öffentlich-Rechtlichen und damit an dem Ort, an dem Thomas Gottschalk im echten Leben eh schon war. So leicht lassen sich Tommy und Mike aber nicht unterkriegen und deswegen schicken sie sich an, auch den Fernsehbetrieb aufzumischen. Mit dem Piratenfernsehsender Powerplay, der als allererstes den Film zeigt, den wir gerade gesehen haben - PIRATENSENDER POWERPLAY.
Das passt wunderbar in den sowieso schon Realität und Fiktion vermischenden Film, schließlich sind Tommy und Mike nichts weiter als abstrakte Alter Egos von Thomas und Mike. Einige offensichtlich improvisierte Szenen und die Tatsache, dass Krüger und Gottschalk sich selbst nachsynchronisiert haben, verstärken den entrückten Eindruck, den Götz' Film sowieso schon hinterlässt.
In diesem Sinne: "Hallo Jungs und Mädels! Warum muss es denn immer Englisch sein? Elektrische Gitarren, Schlagzeug, ahh! Macht doch mal was Deutsches! Holt die Klampfe aus dem Schrank, macht es wie unser Mikey und singt vom deutschen M-M-M-M-Mädel!"
In PIRATENSENDER POWERPLAY kämpfen Mike Krüger und Thomas Gottschalk mit dem Schalk im Nacken gegen das Establishment und die Diktatur der Öffentlich-Rechtlichen. Dabei folgt das Buch von Siggi Götz einer relativ stringenten Handlung, weshalb die einzelnen stark episodischen Sequenzen sich doch gut in den Gesamtrahmen einfügen. Was mir vielleicht ein kleines bisschen abgegangen ist, ist das das angenehm-warme nostalgische Gefühl, das zum Beispiel DIE SUPERNASEN bei mir erzeugen - obwohl ich mit keinem der Krüger/Gottschalk-Filme besondere Kindheitserinnerungen verbinde. Das mag natürlich bei jedem anders sein, und dem Spaß tut es auch keinen Abbruch. Für Freunde doofer Sprüche und langer Nasen ist PIRATENSENDER POWERPLAY auf jeden Fall eine Empfehlung.