HORROR: USA, 1973
Regie: Saul Bass
Darsteller: Nigel Davenport, Michael Murphy, Lynne Frederick
In der amerikanischen Wüste verhält sich eine Ameisenkolonie nicht nur aggressiv,
sondern auch auffällig intelligent. Indem sie all ihre natürlichen Feinde vernichtet,
breitet sie sich schnell aus. Zwei Wissenschaftler sollen dem beunruhigenden Phänomen auf den Grund gehen
und fordern die Ameisen heraus.
Kurz darauf haben die Männer den Kontakt zur Außenwelt verloren und werden in ihrer kleinen Forschungsstation
inmitten der Wüste von Abermillionen Ameisen belagert.
Und ihnen wird viel zu spät bewusst, dass die winzigen Feinde nicht nur aggressiv, intelligent,
sondern ihnen auch noch weit überlegen sind
Im Tierhorrorgenre - egal ob die Bestien nun Grizzlybären, Krokodile oder Schnecken sind - schwimmen die Plots
ermüdend oft die Erfolg versprechenden Routen des WEISSEN HAIs ab, was die Geschichten häufig vorhersehbar
und austauschbar macht.
Nicht so die Ameisen aus der PHASE IV. Was kein Wunder ist; schließlich sind sie schon zwei Jahre bevor
Spielbergs Killerfisch Amitys Strände unsicher gemacht hat, aus ihren Hügeln gekrabbelt.
Und nicht nur deshalb ist PHASE IV in vielerlei Hinsicht absolut einzigartig im Genre.
Die Story zum Beispiel ist nicht nur verteufelt originell ausgetüftelt,
sondern darüber hinaus auch nicht allzu abwegig; schließlich ist bekannt,
dass Ameisen nicht gerade zu den dummen, unorganisierten Lebewesen auf dieser unserer (?) Erde zählen.
Und Saul Bass stellt die Ameisen in seinem Film nicht nur als gefräßige, schwarze Punkte dar,
sondern gewährt dem Zuschauer mit äußerst beeindruckenden, im allerbesten Dokumentationsstil
gehaltenen Bildern faszinierende Einblicke in die Welt dieser Insekten.
Das verleiht dem Film etwas beängstigend Realistisches und macht ihn zu einem (Tier-)Horrorfilm,
der in Sachen beklemmender Wirkung seinesgleichen sucht.
Aber nicht nur mit seinen wirklich grandiosen Insektenaufnahmen
(wo wir in extremen Großaufnahmen den Ameisen beim Fressen, Arbeiten, Verenden oder Angst verbreiten und ihrer Ehrfurcht gebietenden Königin beim Eierlegen und Unheimlichsein zusehen können)
trumpft PHASE IV auf; er bringt auch sonst alles mit, was ein perfekter Genrebeitrag braucht.
Zum Beispiel eine erstklassige Besetzung, die sich auf ein paar wenige,
dafür aber hochinteressante Charaktere beschränkt, die es mit Abertausenden geschickt taktierenden Ameisen
zu tun bekommt und eine majestätische Regie, die das ungleiche und höllisch spannende Duell sowohl visuell als auch akustisch schlichtweg brillant in Szene gesetzt hat.
Am Ende der DVD-Ära hat dieser eher unbekannte,
aber mächtige Klassiker des SF-Horrorfilms endlich den Weg auf den Silberling gefunden.
Vorerst allerdings nur in den USA, so dass interessierte, europäische Fans mal wieder die Importwege nutzen müssen.
Aber die Mühe lohnt sich, denn PHASE IV gehört für mich neben DER WEISSE HAI und DIE VÖGEL
zur heiligen Dreifaltigkeit des Tierhorrorgenre.
Zwei Wissenschaftler und ein junges Mädchen erklären hochintelligenten Ameisen in der amerikanischen
Wüste den Krieg und müssen feststellen, dass ihre winzigen Gegner gewiefter,
gefährlicher und tückischer sind als angenommen.
Und dass sie darüber hinaus mehr als nur ein paar bitterböse Tricks auf Lager haben.
PHASE IV ist Tierhorror in Perfektion. Keine Klischees, kein Kitsch - dafür zeitlos faszinierende Bilder und Beklemmung pur.