OT: ...4 ...3 ...2 ...1 ...morte
SCI-FI-EUROSPY: I/D/E, 1967
Regie: Primo Zeglio
Darsteller: Lang Jeffries, Essy Persson, Pinkas Braun
Perry Rhodan fliegt in geheimer Mission zum Mond. Dort findet er eine außerirdische Rasse vor, die zwar geistig hochentwickelt ist, jedoch körperlich verfällt. Rhodan soll zusammen mit ihnen auf der Erde einen Arzt aufsuchen, der die Krankheiten kuriert. Doch auf der Erde haben Gangster von der Sache Wind bekommen und wollen in den Besitz der außerirdischen Technologie kommen.
Perry Rhodan - das sind 2600 Heftromane innerhalb von 50 Jahren, ungezählte Handlungssträhne, die von einem Team ersonnen, weiterentwickelt, verworfen, wieder aufgenommen werden. Die Gründer unter der Federführung von K.-H. Scheer (der aufgrund seiner Vorliebe, Konflikte militärisch lösen zu lassen, liebevoll Kanonen-Herbert genannt wurde) hatten sicher trotz der eindeutig kommerziellen Ausrichtung der Heftreihe niemals mit einer solchen Dauerpräsenz gerechnet.
Dennoch erstaunt es, dass Perry Rhodan seine Abenteuer bislang fast ausschließlich in gedruckter Form erlebt. Neben einigen Amateurversuchen gibt es nur eine einzige Verfilmung, und die Liebesbeziehung zwischen dem Perry Rhodan auf Zelluloid und seiner treuen Leserschaft ist - na sagen wir - etwas gespannt. Es ist schon faszinierend, die Verrisse der Fans zu lesen, die sich vom Film verraten fühlen. Die Autoren haben sich für den Film bei den Fans sogar entschuldigt.
Soweit man die Entstehungsgeschichte des Films rekonstruieren kann, war das Fanfiasko aber bereits beim Urknall zu erkennen. Es mangelte schlicht an einschlägiger Sci-Fi-Erfahrung. Keiner der Beteiligten hatte vorher oder hinterher etwas mit dem fantastischen Film zu tun. Und Geld war natürlich auch keins vorhanden. Mario Bava hätte vermutlich daraus trotzdem einen Klassiker gezaubert. Ihm wäre zwar die Geschichte egal gewesen, aber Perry Rhodan wäre in einem delierenden Farbenrausch eingetaucht. Nur war Bava eben nicht an Bord.
Dafür zeichnet sich Sergio Donati für das Drehbuch verantwortlich. Unter anderem. Man mag gar nicht glauben, dass Donati hieran tatsächlich beteiligt war. Ein Mann, der sonst die Vorlagen für Sergio Leone und Sergio Sollima lieferte. Aber vermutlich wurde seine Arbeit auch von den anderen genannten und ungenannten Autoren verwässert. Das Drehbuch orientiert sich zwar grob an den ersten drei Romanen und den eingeführten Charakteren, interpretiert diese aber in ganz andere Richtungen.
Nach 30 Minuten ist der Science-Fiction-Anteil dann endgültig abgehakt. Perry Rhodan wird zum Superagenten. Ein paar Kloppereien, ein paar Superwaffen, einige hübsche Krankenschwestern. Hoppala. Sogar der Bundesbösewicht der 60er Jahre Pinkas Braun mimt hier wieder mal den Schurken. Kurz, wäre der Film unter dem Titel KOMMISSAR X UND DREI BLAUE UFOS in die Kinos gekommen, gemerkt hätte es kein Mensch. Halten wir also für die Nachwelt fest: PERRY RHODAN taugt als Perry-Rhodan-Verfilmung vermutlich wenig.
Damit stellt sich dann die Universalfrage: Wat soll der Quatsch? Ah, wir kommen wir den wahren Qualitäten des Films schon näher. Also "Frisierhauben aufsetzen!" und ab damit. Denn wenn der Film eine Existenzberechtigung hat, dann als lupenreiner Trash. Ach, was rede ich da.
Thora: "Wie primitiv von Ihnen!"
Rhodan: "Ich bin auf Stufe 4. Und ich könnte - wenn Sie wollen - noch tiefer gehen!"
Essy Perrson als Thora ist ein echter Hingucker. In den besten Momenten schimmern Erinnerungen an Marisa Mells Auftritt in DIABOLIK durch. Eigentlich soll sie ja Kommandantin eines Raumschiffs sein. Aber ein irdischer General - ganz klar ein Mann mit Computernerven - erkennt gleich den Widerspruch einer solch kühnen Behauptung: "Unmöglich! Wir wissen doch alle, dass Frauen in technischen Dingen unbegabt sind!".
Herrlich. Ein einziger Satz, und sämtliche Political Correctness ist wie weggeblasen, vermutlich wurde sie "durch eine Interferenz mattgesetzt". Dafür darf Thora dann unfreiwillig einen Striptease hinlegen, der selten mit passenderer Sabbermusik unterlegt wurde - Hamm Hamm Hamm - und am Ende kriegt sie Kinder. Ja, manchmal kam in mir der Verdacht auf, dass ihr Raumschiff nicht ganz umsonst die Form eines Ofens hat.
Überhaupt atmen die Effekte den Charme der Augsburger Puppenkiste. Und der Mond ist nichts anderes als der schwarze Vulkansand auf Teneriffa. Dort hat man dann auch gleich die Wüstenszenen auf der Erde nachgestellt, budgetsparend, you know? Bei der Landung auf dem Mond werden die Sterne übrigens für einen Moment zu spät eingeschaltet. Kein Scherz. Aber egal, wartet die Roboter ab. Wenn man die gesehen hat, glaubt man ohnehin alles.
60ies Trash-de-Luxe mit einem selten coolen Soundtrack. PERRY RHODAN hat mit Science-Fiction wenig, mit Perry Rhodan noch weniger, aber viel mit einem 60er-Jahre-Agentenklopper zu tun, dem am Ende ziemlich die Puste ausgeht. Dafür fliegen die Raumofen am Angelhaken, die Sterne gehen zu spät an, die Explosionen sind ein Witz und vor allem
"Der Computer spielt total verrückt!" - "Da muss einer 'n warmes Bier reingegossen haben."