PSYCHOTHRILLER: GB, 1970
Regie: Nicolas Roeg
Darsteller: Mick Jagger, James Fox, Anita Pallenberg, Michèle Breton
Chas (James Fox) liebt seinen Job. Als Schuldeneintreiber eines Londoner Mafia-Clans darf er nach Herzenslust prügeln, foltern und bei Bedarf auch morden. Bis Chas eines Tages zu weit geht. Er muss untertauchen. Die Flucht endet im labyrinthartigen Landhaus des Rockstars Turner (Mick Jagger). Dort regiert aber nicht das Faustrecht, sondern Love, Peace, Sex, Drugs und Rock n Roll. Eine völlig neue Erfahrung für Chas ...
KRITIK:... und keine besonders angenehme, so viel darf verraten werden.
1969 entstand dieser faszinierende Klassiker des britischen Kinos, der heute, 40 Jahre später, wie von einem anderen Stern wirkt. Und das nicht nur, weil hier ein blutjunger, vollkommen Falten-freier Mick Jagger über den Bildschirm hüpft.
Zugegeben: Eigentlich war Jagger immer schon ein schiacher Hund. Aber die animalische, sexuell aufgeladene Ausstrahlung dieses Mannes ist der Hammer.
Kein Wunder, dass das stockkonservative britische Establishment in den Stones den Untergang des Abendlandes sah.
Dieser Film dreht den Spieß kurzerhand um: Der ach-so böse Rockstar führt eine vergleichsweise solide Existenz,
während das brave Bürgertum mit der Kriminalität gleichgesetzt wird. Chas Gangsterkollegen sind allesamt lustfeindliche, kleinkarierte Spießbürger mit dem geistigen Horizont eines Gartenzwergs. Wunderbar, wie Chas seinen Freunden berichtet, wo er untergeschlüpft ist: "Langhaarige, Künstler, Hascher. Freie Liebe. Aber es macht mir nichts aus..."
Doch er soll sich nicht täuschen. Kurze Zeit später wird er "lustige Schwammerln" essen, mit Mick Jagger im Bett landen und sich selbst nicht mehr wieder erkennen. Armer Gangster, wärst du doch zuhause geblieben bei deinen braven bürgerlichen Mörder-Kollegen!
Produzenten und Presse reagierten mit nacktem Unverständnis. Der Film verschwand im Archiv, wo er im Laufe der Jahre zum Geheimtipp und Midnite Movie-Klassiker heranreifte.
Regisseur Nicolas Roeg, der einige Jahre später mit Wenn die Gondeln Trauer tragen der große Durchbruch gelang, lieferte ein in jeder Hinsicht erstaunliches Debut ab.
Roeg teilte sich die Regie mit Donald Cammell. Folglich zerfällt der Film in zwei stilistisch unterschiedliche Teile: Klassisches Gangster-Movie in der ersten Hälfte, psychedelischer Sex, Drugs und RocknRoll-Cocktail in der zweiten. Ratet mal, was mir besser geschmeckt hat ;-)
Ein subversiver, seinerzeit angefeindeter Klassiker des britischen Kinos erblickt nach 40 Jahren das Licht der DVD-Regale. Mick Jagger liefert eine passable Performance, und Regisseur Nicolas Roeg schrieb danach mehr als nur ein Mal Filmgeschichte.