DRAMA: USA, 2004
Regie: Todd Solondz
Darsteller: Ellen Barkin, Jennifer Jason Leigh
Palindrome sind Worte, die sich von vorne wie von hinten gleich lesen. Wie Aviva. Doch das Palindrom steht hier auch als Gleichnis auf das Leben selbst. Wir können uns selbst nicht entkommen. Wir hoffen darauf, dass es besser wird. Dass wir selbst besser werden. Doch wir bleiben immer wir selber.
Acht Personen verkörpern Aviva: 2 Frauen, 4 Mädchen zwischen 12 und 14, ein Junge und ein 6-jähriges Mädchen. Das funktioniert unerwartet gut. Episodenhaft reiht Solondz die Etappen dieser Geschichte aneinander. Die Avivas wechseln sich ab. Aviva wird zur Allegorie. Es könnte jede sein, sie löst sich von ihrem Abbild, wird zum Sinnbild.
Todd Solondz verwendet eigentlich die gleiche Strategie wie bei "Happiness": Er fängt mit der Erzählung dort an, wo man sich wunderbar mit den Personen identifizieren kann. Dann reizt er die Empathie so weit aus, bis sie bricht. Jeder hat seine Gründe. Der Zuseher fühlt mit. Und wird gleich mit den Abgründen bekannt gemacht.
Palindromes ist eine melancholische Gesellschaftsstudie, mit fabelhaften, glaubwürdigen Dialogen, die zwar ganz schlicht sind, aber genau deswegen bestechen. Im Film blitzt gut und gerne Ironie auf, der Grundton ist aber bitter.
Ein Muss für Leute, die Fassaden gern bröckeln sehen. Und nach dem Kino auch gern mal nachdenken.