OT: Paganini Horror
HORROR: Italien, 1989
Regie: Luigi Cozzi
Darsteller: Daria Nicolodi, Jasmine Maimone, Pascal Persiano, Maria Cristina Mastrangeli
Satan, Paganini, Girlband, Videodreh, Spukhaus, Blitz und Donner, Mord und Totschlag ...
Ein völlig entgeistertes "What the f..." dürfte dem alten Teufelsgeiger Paganini entfahren, wenn er im großen Konzertsaal des Jenseits dieses Spätwerk von Luigi Cozzi zu Gesicht bekäme. Sich selbst als zotteliger Mantel & Degen-Schlitzer in einem aberbilligen Spukhaus-/Slasherfilmhybrid zu sehen, der aus einer Zeit stammt, in der das einst so große und kultige italienische Horrorkino im Staube lag und in seinen letzten Zuckungen nur noch Trash fürs Spätprogramm leichenwässerte, hat wohl selbst einer, der einst einen Pakt mit dem Teufel schloß, nicht verdient. Obwohl - vielleicht ist ebendies die Strafe, die der maliziöse Zwiefachgehörnte ins Kleingedruckte aufnehmen ließ, als Paganini zu Lebzeit seine Seele für musikalischen Ruhm verkauft hat: Der Lächerlichkeit preisgegeben in PAGANINI HORROR - DER BLUTGEIGER VON VENEDIG. Wie diabolisch ...
Als sei dies der Schmach noch nicht genug, behauptet das dreiste Drehbuch doch tatsächlich, dass dieser käsige Popsong, den die Girlband einmal sogar in Form eines grausam dilettantischen Musikvideos zum Besten gibt, auf einer von Paganinis Partituren basiere. Was wohl den Tatbestand der groben Beleidigung erfüllt, indes das erwähnte Musikvideo längst verdrängt geglaubte Erinnerungen an die unsäglichen Songs Al Festas und die entsetzlichen Clips mit seiner angetrauten Stefania Stella wachruft; schaut & hört besser nicht nach in FATAL FRAMES.
Irgendwie traurig, dass am Ende der Karriere des eigentlich grundsympathischen Argento-Adepten Luigi Cozzi ausgerechnet ein solches Machwerk stehen muss. Dabei hatte es einst mit dem Regiedebüt im Rahmen von Argentos Kurzfilmsammlung DOORS INTO DARKNESS und dem grimmigen Giallo THE KILLER MUST KILL AGAIN so vielversprechend begonnen.
PAGANINI HORROR ist jedoch nur ein wirrer Kauderwelsch aus billigen Blitzeffekten, zweitklassigen gialloesken Morden und einem viel mehr unfreiwillig komischen denn satanischen Teufelsgeiger; zusammengerührt in einer drittklassigen Geisterbahnatmosphäre; garniert mit einer saudämlichen Synchronfassung. Während Daria Nicolodi noch professionelle Miene zum unwürdigen Spiel macht, irrt der arme Donald Pleasance beinahe schon mitleiderregend durch den Film.
Zugegeben: Mit Sixpack und ganz viel lustigen Keksen lässt sich auch aus PAGANINI HORROR etwas trashige Erheiterung wringen; doch das dürfte wohl kaum Ziel der Übung gewesen sein. Zumal uns Signor Cozzi in dieser Hinsicht bereits mit ASTARON grundversorgt hat.
Nein. Bei aller Liebe. PAGANINI HORROR ist leider und letztlich nur ein weiterer Nagel von vielen, die Ende der Achtziger in den Sarg des einst so stolzen und großen italienischen Horrorfilms getrieben worden sind. Das kann nicht mal die rosarote Trashbrille verhehlen. Gründe für den Niedergang dürften bei vielen italienischen Genreproduktionen nach 1988 die einfach nicht mehr vorhandenen Mittel gewesen sein. Im Falle von PAGANINI HORROR liegt es aber auch ganz wesentlich am kreuzdämlichen Skript, der indisponierten Regie und den teils miserablen schauspielerischen Leistungen.
Hätte Paganini seinerzeit nur mal das Kleingedruckte gelesen...
Hört ihr wie der Teufel lacht? Vor vielen hundert Jahren hat der Geiger Niccolo Paganini einen Pakt mit dem Herrn der Finsternis geschlossen. Virtuoses Spiel gegen Seele. Nun kommt das Kleingedruckte jenes teuflischen Vertrages zur Geltung. Satan suchte den italienischen Filmemacher und Argento-Adepten Luigi Cozzi heim, ließ diesen (fast) alles vergessen, was ihm sein Mentor einst beigebracht hat und zwang ihn lediglich mit einem Mikrobudget ausgestattet PAGANINI HORROR zu drehen. Ein hanebüchenes, wirres Machwerk, welches den alten Teufelsgeiger, drittklassige Geisterbahnatmosphäre, käsige Popsongs und ein bisschen Splatter in einem aberbilligen Spukhaus-/Slasherfilmhybriden zusammenwürfelt. Hört ihr die Jugend auf youtube lästern? Sie sind über den alten Trailer von PAGANINI HORROR gestolpert und asoziieren den Namen Paganini nicht mehr mit dem virtuosen Teufelsgeiger, sondern mit einem unfreiwillig komischen Schlitzer ausm Schundhorrorfilm von Vorgestern. Kommt davon, wenn man das Kleingedruckte nicht liest. Aber hört ihr auch, wie ich weine? Weil der einst so große und stolze italienische Horrorfilm ein solches Ende, wie es ihm in den ausgehenden Achtzigern widerfahren ist, um nichts in der Welt verdient hat.