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Orgy of the Dead

Orgy of the Dead

NUDIE-CUTIE/HORROR: USA, 1965
Regie: Stephen C. Apostolof
Darsteller: Criswell, Fawn Silver, Pat Barrington, William Bates

STORY:

Nacherzählen kann man, wenn überhaupt, die ersten fünf Minuten: Ein junges Paar kommt von der Straße ab und landet auf einem Friedhof. In den restlichen 85 Minuten schauen sie Toten zu, die verdammt sind, für ihren Meister namens Criswell nackt zu tanzen.

KRITIK:

Criswell: "The Time is short."

Ghoulita: "Time for what? Is there time?"

Durch das 1980 erschienene Buch Golden Turkey Awards wurde die Welt mit einem Schlag auf den Filmemacher Ed Wood aufmerksam. Er erhielt nicht nur posthum die Auszeichnung als schlechtester Regisseur aller Zeiten. Auch sein Opus Magnum PLAN 9 AUS DEM WELTALL wurde zum schlechtesten Film seit Menschengedenken gekrönt.

Damit hatte Ed Wood endlich einen Namen. Gleichzeitig wurde damit aber auch die Sichtweise auf Ed Wood für mehrere Jahrzehnte vorgegeben. Es dauerte lange, bis ein Umdenken einsetzte. Denn Ed Wood genügte vielleicht nicht den konventionellen Ansprüchen der Filmästhetik. Aber er schuf einen ganz eigenen, filmischen Kosmos aus Vampirdamen, Ghouls und Angorapullis.

Richtet man den Blick einmal weg von den wackelnden Kulissen, den Tag-Nacht-Gleichen, den unbeholfenen Als-ob-Spezialeffekten, dann sieht man das Werk eines Besessenen: Filme, die - unter enormen Schwierigkeiten - mit viel Herzblut und einem unverkennbaren Willen, der Welt seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken, gedreht wurden.

Dazu scharte er nicht nur einen kleinen, festen Stamm vor und hinter der Kamera um sich. Auch seine Geschichten ähneln sich thematisch zunehmend. Zwischen seinen Filmen besteht ein roter Faden, der in seinem Drehbuch zu ORGY OF THE DEAD wieder aufgenommen wird.

Dabei darf man kein Drehbuch im üblichen Sinne erwarten. Ed Wood bereicherte vielmehr den gerade boomenden Nudistenfilm um eine sehr exzentrische Version. Dazu hält er sich nicht lange mit einer Exposition auf, sondern kommt zügig zur Sache. Für den Zuschauer bedeutet das allerdings den totalen Stillstand. Einmal in die Falle getappt, muss er sich zehn Tänze in voller Länge anschauen - vom Goldgirl bis Ghoulita. Ob man diese Endlosschleife als komplette Verarschung oder mutiges Kunstwerk versteht, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen.

Eine derart narrative Verweigerungshaltung ist natürlich eine Herausforderung, die in jedem Fall tagesformabhängig ist. Nur wenn man akzeptieren kann, dass die Geschichte einfach nicht weitererzählt wird, öffnet sich der Film für den Zuschauer. Dann aber sieht er ein geradezu psychedelisches Spektakel, das den Griff in den Apothekenschrank überflüssig macht. Nach einer guten Stunde ist man vor der Leinwand genauso benommen wie die offenbar unter Valium stehenden Darsteller.

Stephen C. Apostolof nimmt das Drehbuch durchaus ernst und setzt es im Rahmen der Möglichkeiten zwar schnell, aber ohne die berüchtigten Inszenierungsfehler um, die bei Ed Wood einfach dringeblieben wären. ORGY OF THE DEAD ist daher gleichzeitig die Antwort auf die Frage, wie denn ein Film von Ed Wood ausgesehen hätte, wenn er etwas sorgfältiger gearbeitet hätte. Und wenn seine Persönlichkeit etwas gefestigter gewesen wäre.

Denn dem zunehmenden Druck (und dem zunehmenden Scheitern) wich Wood durch zunehmenden Alkoholkonsum aus. Natürlich wurde auch bei den Dreharbeiten zu ORGY OF THE DEAD in großen Mengen gebechert. Deutlich hör- und sichtbar lallt Criswell seinen Text von Tafeln ab, die Ed Wood höchstpersönlich hochhielt. Aber Wood wäre zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage gewesen, Regie zu führen. Man hätte ihn ohnehin nicht mehr gelassen.

Dafür aber sah Ed Woods seltsame Welt nie besser aus. Und auch nie bunter.

Orgy of the Dead Bild 1
Orgy of the Dead Bild 2
Orgy of the Dead Bild 3
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FAZIT:

"Torture! Torture! It pleasures me!" ORGY OF THE DEAD ist eine bizarre Begegnung mit Ed Woods Universum. Ein Nichtfilm, denn die eigentliche Geschichte endet kurz nach dem Titelvorspann. Dafür sehen wir in einer Enlosschleife mehr oder minder seltsame Figuren, die sich ein Stelldichein auf dem Friedhof geben und sich ausziehen. Sinn macht das nur, wenn man keinen Sinn erwartet.

WERTUNG: 7 von 10 Whipped Pussycats
TEXT © Marcel
Dein Kommentar >>
Johannes | 06.10.2016 16:30
Texttafeln hochhalten ist doch auch eine sehr ehrenvolle und wichtige Aufgabe. Ohne Texttafeln hätte z. B. Stefan Raab schon 10 Jahre früher aufhören müssen... :D
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