HORROR: Italien, 1966
Regie: Mario Bava
Darsteller: Giacomo Rossi-Stuart, Erica Blanc, Max Lawrence
Die kleine Melissa stirbt bei Festivitäten ihres Heimatdorfes, weil niemand auf ihre Hilferufe reagiert hat. Kurz darauf kommt ein tödlicher Fluch in Gestalt eines kleinen, gespenstischen Mädchens über die Dorfbewohner
KRITIK:Beim Stichwort Geist dürfte dem Filmfreund im RING-Zeitalter sofort das Bild einer blassen jungen Frau
asiatischer Herkunft mit langen schwarzen Haaren vors geistige Auge treten,
die bei Bedarf die glatten Brunnenschächte hinauf - oder aus Spülbecken hinausklettern kann.
Doch früher war das auch mal anders. Da waren die Schreckgespenster noch blond gelockt,
trugen Kleidchen und hörten auf den Namen Melissa. Waren aber trotzdem creepy wie Hölle.
Womit wir mitten in den Sechzigern und bei Mario Bavas OPERAZIONE PAURA wären.
Die einzigen Dinge, die ich an diesem Film ernsthaft bemängeln muss,
hat nicht einmal der Regisseur zu verantworten.
Denn das sind der dämliche US - Titel KILL, BABY
KILL!
und der noch dämlichere deutsche Titel DIE TOTEN AUGEN DES DR. DRACULA.
Der erstere ist einfach nur plump und würde vielleicht einem Titten starrenden Russ Meyer-Roadmovie
gerecht werden, aber nicht diesem wunderbaren Gruselfilm und der andere ist schlichtweg erstunken und erlogen.
Denn an der OPERAZIONE PAURA nehmen weder Vampire noch deren Chef teil und überhaupt,
wo zum Teufel hat der alte Karpatenfürst denn plötzlich den Doktor her?
Anyway, für´s Protokoll sei festgehalten,
dass OPERAZIONE PAURA derweil unter den oben genannten Alternativtiteln auf dem Markt kursiert.
Auch wenn diese noch so irreführend sind;
dahinter verbirgt sich selbstverständlich dasselbe sinistre Meisterwerk.
Nichts anderes ist OPERAZIONE PAURA. Klassischer Grusel in Perfektion.
Eine gotische Lektion. Verdammt nahe dran am Ideal.
Von der ersten bis zur letzten Sekunde kreiert Mario Bava eine ähnlich bedrohliche und
auswegslose Stimmung wie beim "Wurdalak"-Part aus seiner DREI GESICHTER DER FURCHT-Anthologie.
Unentwegt klingt unheilschwangere Musik aus den Boxen,
während uns die phantastische Inszenierung von einem ausgesucht düsteren Set zum nächsten führt.
Sei es nun der nächtliche Friedhof, verwinkelte Dorfgassen oder die unheimliche Villa Graps.
Die Detailverliebtheit der Ausstattung ist einfach beeindruckend.
Weil der Film darüber hinaus völlig frei von altersbedingten Peinlichkeiten ist,
besitzt er somit einen wesentlichen Indikator eines Klassikers - nämlich Zeitlosigkeit.
Somit ruft die düstere Grundstimmung des Streifens heute das gleiche Unbehagen wie damals hervor.
Mario Bava führt die OPERAZIONE PAURA mit tatkräftiger Unterstützung eines bösen blonden Mädchens zum
vollen Erfolg und garantiert ein Maximum an (un-)wohligen Schaudern.
Mehr Gothic Horror geht eigentlich nicht und wenn man dafür nicht die Höchstnote zücken darf,
dann nirgends im klassischen Gruselgenre.