OT: Nymphomaniac
DRAMA: B/D/DK, 2013
Regie: Lars von Trier
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Christian Slater, Jamie Bell, Uma Thurman, Willem Dafoe
Kapitel 1: The Compleat Angler
Kapitel 2: Jerôme
Kapitel 3: Mrs. H
Kapitel 4: Delirium
Kapitel 5: The Little Organ School
Kapitel 6: The Eastern and the Western Church (The Silent Duck)
Kapitel 7: The Mirror
Kapitel 8: The Gun
The most sexual Film Ever Made? I beg your Pardon? Lars Von Triers brandneue Komödie ist eine verschmitzte moralische Lehrgeschichte, ein intellektuelles Duell und die feine Coming of Age-Beobachtung einer körperlich determinierten Panik-Suche nach individuellem Ausdruck und nach persönlicher Auskerbung in einer Welt der Second Hand-Erfahrungen und Avatare.
Forget the Bullshit über eine Trilogie der Depression! Sieht man seine letzten drei Filme überhaupt als Trilogie, ist es ein Triptychon über die Traumata des menschlichen Triebwesens innerhalb des Beengungsspaliers unseres neo-repressiven und politisch korrigierenden Zeitalters. Behandelte da der nach wie vor missverstandene ANTICHRIST als Onkel Larschens letztes großes Meisterstück Ego, Selbstsucht, Aggression und der bis auf ein paar schöne Sphären und Bilder leider ziemlich dröge MELANCHOLIA die Fallsucht, Passivität und Verlorenheit des neo-modernen Menschen, lädt NYMPHOMANIAC zutiefst feuchtfröhlich und verschlagen spirituell zu einer Sinnsuche über Sexualität als letztes Refugium der körperlichen Auslebbarkeit. Da geht´s dann aber eher um FUCK CLUB im Sinn von FIGHT CLUB, Erdung, Lebensgier, keine Daseinsabwendung.
Klar kennt man den getriebenen Passionsgang der Hauptfigur schon irgendwie aus BREAKING THE WAVES. Aber hier ficken sich gnadenlos beide Weltbilder im horizontalen Zweikampf ohne Gewinner, Apollo und Dionysos, zu oft auch falsch als männlich und weiblich oder als "Master and Servant" konnotiert.
Die Fickerfahrungen raisonierende Little Miss Pasolini Charlotte Gainsbourg versus Old Dirty Man Peter Greenaway alias Seligmann Stellan Skarsgaard, der ständig die Vögel-Anekdoten durch die Kulturgeschichte querassoziierende, impotente Bourgeois versus die Proleten-Jeanne D´Arc zur heiligen Vagina.
Zusatzkenntnisse über Ingmar Bergman und Tarkowskij sind auch schwer zu empfehlen um das Kino-Puzzle voll zu enträtseln. Und bloß nicht vom Vintage Seventies-Sexploitation-Look täuschen lassen. In seinem höchst vergnüglichen hasensprüngigen Erzähl-Parcours aus hochintellgentem Hirn-Porno und subversivem Geblödel, seiner Episodenhaftigkeit und unerwarteten Komödiantik ist NYMP()MANIAC im Trier-Werk wohl RIGET/THE KINGDOM am nähesten. Nur ohne Geister. Außer denen in der Hose.
Only RAMMSTEIN hätt nicht sein müssen: Die hab ich auch Good Ole David Lynch nie verziehen. Und wenn der Film etwas beendet, dann die infamen Gerüchte über Lars Von Triers Frauenfeindlichkeit. Denn niemals wie sonst sagt NYMP()MANIAC, ganz Pasolini im Herzen, schlussendlich eines aus: MÖSE SIEGT!
In diesem Sinne: "Perhaps the only difference between me and other people is that I've always demanded more from the sunset. More spectacular colors when the sun hits the horizon."