THRILLER: USA, 2007
Regie: Randall Miller
Darsteller: Bryan Greenberg, Alan Rickman, Mary Steenburgen, Shawn Hatosy, Bill Pullman
Barkley Michaelson ist ein Loser wie aus dem Bilderbuch. Zumindest bläut ihm das sein Vater Tag für Tag ein. Denn im Gegensatz zu Barkley, der immer noch an seiner Arbeit über das unsinnige Thema Kannibalismus sitzt, hat es sein Vater sogar bis zu einem angesehen Professor, Fachgebiet Chemie, gebracht. Und um das Fass zum überlaufen zu bringen, soll Barkleys Vater nun auch noch der Nobelpreis verliehen werden. Doch schlimmer gehts immer: Barkley wird entführt und die Entführer wollen das Preisgeld. Klar, dass Barkleys Vater eigentlich keine Lust hat für seinen Taugenichts von Sohn zu blechen. Was er jedoch nicht weiß, der Entführer will mehr als nur Geld...
KRITIK:Es gibt Filme, die wollen zwanghaft cool sein. Also wird ständig geprotzt und nicht gekleckert. Das kann aber auch in die Hose gehen. Auch "Nobel Son" erliegt der Versuchung ein "hipper" Film zu sein. Allerdings kriegt der Film gerade noch die Kurve und mag sogar zu unterhalten. Zum größten Teil zumindest.
Bereits die überaus blutige Anfangssequenz zeigt die Richtung des Films auf. Hippe Beats, aufwendige Computeranimationen, moderne Videoclipästhetik, rasante Kamerafahrten, eine Stimme aus dem Off die bedeutungsschwangere Gedanken zum Besten gibt.
Danach macht der Film einen Zeitsprung und beginnt sogar Spaß zu machen. Auch wenn die Ausgangsidee jetzt nicht gerade taufrisch ist - erfolgreicher und egomanischer College-Professor der seine Frau nach Strich und Faden mit seinen Studentinnen betrügt und der seinen Sohn, ein nettes Weichei, runterputzt wo es nur geht - ist das Ganze nichts desto trotz spannend und macht Spaß, nicht zuletzt dank der frischen Umsetzung und einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Außerdem kommt der Film relativ schnell zur Sache, Durchhänger sind so gut wie nicht vorhanden. Dem geneigten Zuseher wird also recht kurzweilige Unterhaltung geboten.
Was den Film aber tatsächlich sehenswert macht, sind die schauspielerischen Leistungen. Alan Rickman und Co. schaffen es, ihren Klischeefiguren so was wie Leben einzuhauchen. Erstgenannter ist einfach herrlich als College-Professor mit übergroßen Ego. Wie er seine Umgebung ständig zusammenstaucht, sein Sarkasmus und sein zelebrierte Hochnäsigkeit - eine wahre Freude dem zuzusehen. Aber auch die anderen Darsteller liefern überzeugende Leistungen. Selbst die jungen Darsteller wie Bryan Greenberg und Shawn Hatosy schlagen sich wacker. Und für die Nebenrollen konnten illustre Namen wie beispielsweise Danny DeVito oder Bill Pullman verpflichtet werden.
Klar, dass man um selbst die Nebenrollen mit bekannten Namen besetzen zu können, entweder einen Regisseur braucht, der mit den Schauspielern befreundet ist, oder zumindest ein großes Budget. Bei "Nobel Son" dürfte wohl letzteres der Fall gewesen sein. Man kennt das ja, wenn in Filmen immer wieder bestimmte Automarken vorkommen. So fahren die Leute in Schweden meist Saab während in Deutschland jeder einen BMW hat. "Nobel Son" macht keinen Hehl daraus, von "Mini" gesponsert worden zu sein. Und um den Sponsor zufrieden zu stellen, wurde der kleine Flitzer gleich ein paar Mal in die Story eingebaut. Und die Szene wo der Mini minutenlang ferngesteuert (!) durchs Einkaufszentrum düst hätte wohl auch ein Werbefutzi nicht besser hingekriegt.
Dennoch ist der Film über weite Strecken lustig, herrlich böse und macht Spaß. Doch dann kommt halt der Schluss. Wie eingangs schon erwähnt, will der Film halt cool sein. Und was haben coole Filme? Genau: Einen Schlusstwist. Mit dem garantiert niemand gerechnet hat. Wie auch, verstößt er doch gegen jede Logik und die Charakterentwicklung wird gegen Ende auch schnell noch über Bord geworfen.
Dafür wurde aber zumindest beim Soundtrack nicht gespart. Für den Score zeigt sich kein geringer als DJ-Legende Paul Oakenfold verantwortlich, der unter anderem auch Songs von den Chemical Brothers and Groove Armada verwendet hat.
Könnte ein kleiner, fieser Thriller sein, ist es meistens auch, allerdings trübt nicht sonderlich gut versteckte Werbebotschaft und der an den Haaren herbeigezogene Schlusstwist das Filmvergnügen. Dennoch ist der Film im Großen und Ganzen recht unterhaltsam und besticht durch ein spielfreudiges Ensemble.