HORROR: GB, 2009
Regie: Anthony Waller
Darsteller: Adrian Paul, Kate Nauta, Meredith Ostrom, Arcadiy Golubovich
Forscher haben in der Sahara den größten Bohrer der Welt installiert, der tiefer ins Erdreich vordringen soll als es je ein Bohrer vor ihm vermocht hat. Gerade als die Forscher über Funk vermeldet haben, dass sie NINE MILES DOWN auf einen gigantischen Hohlraum gestoßen sind, bricht der Kontakt ab.
Ex-Bulle Jack und heute One Man Army einer Werkschutzfirma setzt sich in den Jeep, fährt hinaus in die Wüste, um in dem abgeschiedenen Forschungskomplex mal nach dem Rechten zu sehen. Die Station ist verwaist; die Wissenschaftler und Arbeiter scheinen verschwunden zu sein. Zurückgelassen wurden nur zwei Leichen im Kühlraum, ein in einem Pentagramm geopferter Schakal und mit Tierblut an die Wand geschmierte Okkultsymbole und Zauberformeln
Und eine scharfe Blonde, die sich als Wissenschaftlerin vorstellt und angesichts der zugespitzten Lage eine fast unverschämte Contenance bewahrt. Die verliert langsam unser einsamer Security-Held, als er spitz kriegt, dass das Forscherteam eigentlich nur aus Männern bestanden hat. Als sich die Dame immer undurchsichtiger gibt und Jack von unheimlichen Visionen gequält wird, erhärtet sich bei ihm der Verdacht
-
dass da jemand im wissenschaftlichen Leichtsinn dem Teufel ein Loch durchs Dach gebohrt hat. Und dass der Zwiefachgehörnte -eventuell in Gestalt einer blonden Versuchung- nun neun Meilen höher in der Forschungsstation Seelenfang im Außendienst betreibt.
Und tatsächlich scheint die Hölle den rachsüchtigen Geist von Jacks selbstmörderischer Frau, Blutduschen, Horrorvisionen und gar den Teufel selbst auf den zunehmend kriselnden Jack gespieen zu haben. Auch für uns Zuschauer hat sie ein paar böse Überraschungen parat. Denn von NINE MILES DOWN haben den Weg nach oben in unsere Wohnzimmer gefunden: Eine Legion gefallener Klischeeengel, die Dämonen der Vorhersehbarkeit, das Große Tier der Unlogik, die Buhlgeister des Plagiats und Jene, die erbärmliche Plots konstruieren.
Soll heißen, dass der neue Film von Anthony Waller, dem Regisseur der AMERICAN WEREWOLF-Fortsetzung zwar handwerklich sauber gemacht ist und auch den ein oder anderen zündenden Schockmoment liefert, aber inhaltlich lediglich Altbekanntes und Klischees aneinanderreiht.
Außerdem macht es sich das Drehbuch verdammt einfach, indem es sich seine Plottwists mit auffallend störender Unlogik zurechtsägt. Damit sich überhaupt ein Zwei Personen-Horrorkammerspiel entwickeln kann, hat man beispielsweise zu der simplen, obgleich nicht einleuchtenden Lösung gegriffen, dass die Polizei gerade keine Zeit (!) hat, sich um einen Verbrechensschauplatz mit 2 Leichen, mindestens 23 Vermissten und einer wichtigen Zeugin oder gar Tatverdächtigen zu kümmern.
Nein, die delegiert die Aufgabe eben an einen kleinen Wachmann einer Securityfirma weiter. Soll der doch mal ein, zwei Tage am Tatort die Stellung halten. Die Leichen liegen ja in der Kühlkammer; da werden also so schnell keine Beweismittel wegfaulen. Bekommt der gute Jack wenigstens Entsatz von seinem Arbeitgeber gesandt? I wo, die Kollegen stehen lieber zu viert ums Funkgerät herum und geben ihrem Mann vor Ort ein bisschen suspektes Feedback über die blonde Überlebende der Forschungsstation. Ich bin ja wirklich keiner, der bei einem Horrorfilm alles logisch fundiert erklärt haben will, aber NINE MILES DOWN knallt dem Zuschauer seine faulen Ausflüchte auf fast unverschämte Weise mit dem Holzhammer vor den Latz.
Außerdem hat man nicht bedacht, dass ein Zwei Personen-Stück nur mit guten Schauspielern und interessanten Charakteren funktioniert. Mit diesen Dingen kann Waller nicht wirklich dienen. Die Figuren sind flach und insbesondere der TV- HIGHLANDER Adrian Paul gibt eine äußerst magere Vorstellung als Securityman Jack.
Dass in NINE DOWN MILES so ziemlich alle greifbaren Horrorfilmschablonen Verwendung gefunden haben, wurde schon erwähnt, aber in einer Szene bedient Waller gar das ultimative Chauvinistenklischee und zeigt die Frau am Herd mit nichts als der Kochschürze am Leib. Allerdings erfüllt Kate Nauta das Klischee bei vollem Einsatz ihrer Schokoladenseite auf sehr anregende Weise mit Leben.
Was man dem Film zugute halten kann, ist dass er ohne viel Federlesens gleich auf dem Punkt kommt und unserem Mann vom Werkschutz eigentlich keine Verschnaufpause gegönnt wird. Es passiert immer irgendwie etwas; sei es die Erscheinung der toten Ehefrau am Fenster oder ein neuer dämonischer Anflug bei Kate Nauta. Schade, dass die letztendliche Auflösung des paranoiden Alptraums viele Handlungselemente im Nachhinein mehr als abstrus erscheinen lässt. Somit ist NINE MILES DOWN ein zwar Gas gebender, aber letztlich völlig unausgegorener Mischmasch aus Versatzstücken von Filmen wie EVENT HORIZON, SESSION 9, DARK SIDE OF THE MOON, THE BUNKER oder SHROOMS. Ein DVD-Abend mit den genannten Streifen dürfte dem Zuschauer mehr geben als dieser doch ziemlich unoriginelle Psycho-Horror.
Schade eigentlich, aus der Grundidee mit der angebohrten Hölle hätte man bestimmt mehr machen können
Wer zu tief ins Erdreich bohrt, braucht sich hinterher nicht zu wundern, wenn er irgendwann beim Teufel durch die Decke bricht. Und neben Tod und Teufel herrschen in NINE MILES DOWN paranoide Wahnvorstellungen und die Geister einer vergangenen Tragödie vor. AN AMERICAN WEREWOLF IN PARIS-Regisseur Waller dreht hier Elemente aus EVENT HORIZON, SESSION 9 und DARK SIDE OF THE MOON durch den Fleischwolf und herausgekommen ist ein unorigineller und arg konstruiert wirkender Paranoia-Horror. NINE MILES DOWN ist zwar handwerklich ordentlich in Szene gesetzt und gibt immer Gas, krankt aber an seinen völlig flachen Figuren und reiht letztendlich nur altbekannte Klischees aneinander. Schauspielerisch ist bei diesem 2- Personen-Kammerspiel auch nicht alles Gold, aber die eine Szene mit Kate Nauta am Herd stehend mit nichts am Leib außer einer engen Kochschürze hat den Skill, Hosen eng zu machen. Das gibt zehn Zipfelpunkte, während der Film selbst knapp an der Fünf scheitert. Aber dass das keiner meiner Frau verrät