OT: Akumu Tantei
HORROR: JAPAN, 2006
Regie: Shinya Tsukamoto
Darsteller: Ryûhei Matsuda, Hitomi, Shinya Tsukamoto, Masanobu Andô
Eine mysteriöse Handynummer; und etwas, das Lebensmüde in deren Träume abschlachtet - darum geht es im Premierenfall einer jungen Kommissarin bei der Mordkommission. Und die zieht den NIGHTMARE DETECTIVE zurate; einen jungen Mann, der die Gabe hat, in die Träume seiner Mitmenschen "einzudringen". Bald bekommen die beiden in ihren Träumen ebenfalls Besuch vom Schlächter -
KRITIK:Wenn ein Film von mörderischen Träumen handelt, denkt man schon automatisch an die NIGHTMARE ON ELM STREET-Reihe. Doch freilich ist Shinya Tsukamotos Herangehensweise an die Materie eine gänzlich andere; und so nebenbei gesagt ist dieses verstümmelte blutverschmierte Klingen schwingende Ding, welches in NIGHTMARE DETECTIVE die Träume von Selbstmordkandidaten heimsucht, grausiger und Furcht erregender als Freddy Krueger zu besten Zeiten.
Es wird behauptet, dass NIGHTMARE DETECTIVE Tsukamotos bislang größtes Zugeständnis an den Mainstream ist. Nun, dieser Film ist längst nicht so sperrig und speziell wie - sagen wir mal - HAZE oder TETSUO, aber ihn als eingängige Filmkonsumentenkost zu bezeichnen, wäre völlig falsch.
Denn auf Mindfucks und asiatische Abseitigkeit muss in diesen 102 Minuten definitiv nicht verzichtet werden. Und dazu gibt es dann die geballte Ladung Depression, wenn Tsukamoto die japanische Großstadt einmal mehr als krankmachenden, freudlosen Moloch darstellt, der seine Kinder frisst.
Dies erzeugt eine Stimmung, die da vielleicht doch eine Spur zu suizidgefährdet flirrt, um wirklich gefällig zu sein. Und da eignet sich auch der Held konsequenterweise kaum als Identifikationsfigur. Wer sich unter dem NIGHTMARE DETECTIVE einen hehren Polizisten mit übersinnlichen Fähigkeiten vorstellt, der in den Träumen seiner Schutzbefohlenen für Recht und Ordnung sorgt, sollte diese Erwartungshaltung ganz schnell über Bord werfen.
Tsukamotos NIGHTMARE DETECTIVE ist nämlich ein junger, extrem labiler Mann, der unter seiner Gabe leidet und viel zu kaputt, todessehnsüchtig und deprimiert für einen strahlenden Helden ist. Zumal Ryûhei Matsuda mit seinem Spiel nicht gerade reiche Sympathienernten einfährt.
Anyway, originell isses, duster isses und in den Alptraumsequenzen ist NIGHTMARE DETECTIVE furioser, blutiger und harter Horror.
Regisseur Tsukamoto spielt ebenfalls mit. Sein Part ist - wie immer - der der kranken, Schmerz gepeinigten und mörderischen Figur; eine Rolle, die ihm quasi auf den Leib geschnitten ist.
In der japanischen Großstadt wimmelt es von deprimierten Seelen und die bekommen im Schlaf Besuch von einem Traumschlächter. Im Ergebnis ist dies natürlich alles andere als ein Gute-Laune-Film, sondern hat was von der Untergangsstimmung in einer Suizidgefährdeten-Selbsthilfegruppe. Keine Überraschung; schließlich ist NIGHTMARE DETECTIVE das Werk von Shinya Tsukamoto. Und der geht schließlich per se ohne rosarote Brille aus dem Haus. Der uncool kaputte Held ist gewöhnungsbedürftig, doch die dosiert eingesetzten Alptraumsequenzen sind furios in Szene gesetzter angstschweißtreibender Horror.