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Nightmare Beach

Nightmare Beach

GIALLO/SLASHER: ITALIEN, 1988
Regie: Umberto Lenzi
Darsteller: Sarah Buxton, Nicolas De Toth, Lance LeGault, John Saxon

STORY:

Es ist Spring-Break-Time und Tausende von Studenten fallen in Floridas Strände ein, um einmal so richtig die Sau rauszulassen. Doch in einem dieser Küstenorte geht ein geheimnisvoller Killer um, der die saufenden und rumhurenden Studies bevorzugt mit seinem mal flugs zum elektrischen Stuhl umfunktionierten Motorrad röstet. Auf einem elektrischen Stuhl röstete kurz zuvor auch der Anführer der örtlichen Rockerbande. Der hatte bis zum Ende seine Unschuld beteuert und vor seinem Tode alle an seinem Prozess Beteiligten verflucht. Ist gar er von den Toten auferstanden, um als motorisierter Sensemann seine Rache in die Tat umzusetzen?

KRITIK:

Mit seinem 1988 gedrehtem NIGHTMARE BEACH reitet der italienische Regisseur Umberto Lenzi auf der Welle der amerikanischen 80er Teenie-Horrorfilme. Der Film spielt nicht nur in den USA, sondern ist auch viel mehr ein trashiger Slasher, als ein kunstvoll inszenierter Giallo (zu den Unterschieden beider Genres hatte ich mich bereits ausführlich in meiner Kritik zu dem ebenfalls 1988 gedrehten PHANTOM OF DEATH von Ruggero Deodato augelassen).

Und so atmet NIGHMARE BEACH ganz den bierseligen Geist seiner amerikanischen Teenie-Zielgruppe. Das beginnt bereits bei der Musik. Zwar hat Ex-Goblin Claudio Simonetti das Titelthema beigesteuert, doch dies unterscheidet sich nicht radikal von dem ansonsten dominierenden Metal. Und die Inszenierung ist zwar überdurchschnittlich gut, aber zugleich auch alles andere als innovativ.

Doch was an dem Film am meisten auffällt, ist die völlige Abwesenheit von irgendwelchen echten Charakteren. Stattdessen wird NIGHTMARE BEACH fast ausschließlich von stereotypen Abziehbildern bevölkert. - Da gibt es die sauffreudige und notgeile Dumpfbacke und den introvertierten, gebrochenen Antihelden, die unschuldige Schönheit und das scharfe Luder, die asozialen Rocker und den knüppelharten Bullen. Und entsprechend dämlich fallen auch die meisten der entsprechenden Dialoge aus.

Aber gerade hier offenbart NIGHTMARE BEACH seine heimliche Stärke. Der Film nimmt sich selbst zu keiner Minute ernst, überlässt es jedoch dem Zuschauer, dies für sich zu erkennen. Und so werden die einen nur über die grassierende Dumpfheit stöhnen, während sich der Italokenner köstlich amüsieren kann. Denn auch wenn sich Lenzi offenbar vollkommen den Bedingungen des amerikanischen Marktes ergibt, so grenzt seine radikal überzogene Umsetzung schon an eine Persiflage.

In dieser Hinsicht besonders köstlich: John Saxon als stahlharter Cop. Der guckt nicht nur stählerner als der Terminator, sondern hat auch immer den passenden, zynischen Spruch parat. Als er z.B. die Unterkunft der Rocker durchsucht, machen diese ihn für den Tod ihres Anführers verantwortlich. Seine mit einem fiesen Grinsen vorgetragene Antwort: "Ja, ich habe ihn rösten sehen. Er stank, als ob man Scheiße verbrennt! Ich denke bald sehe ich auch noch euch alle rösten!"

Dabei ist dieser Cop hier nicht der harte, aber gerechte Vertreter von Law & Order, sondern ein korruptes Schwein, das selbst das Gesetz bricht, um die Interessen des Bürgermeisters durchzusetzen. Dem ist nämlich sehr daran gelegen, die Morde um alle Fälle zu vertuschen, da diese die verabscheuten, aber gut zahlenden feiernden Studenten vertreiben könnten. In NIGHTMARE BEACH haben eigentlich alle Vertreter der Obrigkeit mächtig Dreck am Stecken.

So schmuggelt Lenzi fast unbemerkt so einiges von der Subversivität des kritischen italienischen Kinos der 70er Jahre in sein Exploitation-Flick hinein. Und am Ende sind die Scheusale die Guten und die Vertreter von Recht und Ordnung die wahren Schweine. Auch das für den amerikanischen Slasher typische Motiv einer "gerechten" Bestrafung "sündiger" Teenies wird in NIGHTMARE BEACH auf ironische Weise gebrochen.

Nightmare Beach Bild 1
Nightmare Beach Bild 2
Nightmare Beach Bild 3
Nightmare Beach Bild 4
Nightmare Beach Bild 5
FAZIT:

Umberto Lenzis NIGHTMARE BEACH ist auf den ersten Blick ein reichlich derber, nur mäßig spannender und auch noch ziemlich billig wirkender Teenie-Slasher. Doch anstatt mehr schlecht als recht zu versuchen, mit amerikanischen Geld einen europäischen Film zu erschaffen, hat Lenzi hier ein amerikanisches Genre bis an die Grenze zur Parodie getrieben und zusätzlich mit einer guten Dosis italienischen Sarkasmus gewürzt. Das Ergebnis ist zwar weit von seinen alten Meisterwerken entfernt, weiß bei ausreichender ironischer Distanz, jedoch trotzdem gut zu unterhalten.

WERTUNG: 6 von 10 Höllenritte auf dem extra heißen Bock
TEXT © Gregor Torinus
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