OT: La nuit de la mort!
HORROR: FRANKREICH, 1980
Regie: Raphael Delpard
Darsteller: Isabelle Goguey, Charlotte de Turckheim, Betty Beckers, Michel Flavius
Üblicherweise sehen wir Horrorfreaks ja Zombies beim Gedärme-aus-Bauchhöhlen-Zerren zu; doch in Delpards NIGHT OF DEATH! sind es die Senioren in einem Altersheim, die Gutmunching betreiben. Denn um dem Tod ein Schnippchen schlagen zu können, benötigen die betagten Damen und Herren junges Fleisch. Und Martine, die neue Pflegerin, ist nicht nur sehr nett, sondern auch jung, knackig und einfach appetitlich -
KRITIK:Es ist schon erstaunlich, aber auch irgendwie wunderbar. Manchmal gibt es doch noch Filme, die sämtliche Radare von Fans und Experten des Horrorgenres umfliegen, fast 30 Jahre lang in keinem Filmlexika und Sachbuch erwähnt werden; nur um plötzlich von einem von aufmerksamen Liebhabern betriebenen Label zu Tage gefördert zu werden. Im Fall von Raphael Delpards Debüt NIGHT OF DEATH! (welches übrigens JUSTINE DE SADE-Regisseur Claude Pierson produziert hat) waren es die Jungs von Synapse Films, die dieses völlig untergegangene Kleinod des französischen Horrorfilms dem sicheren Nichts entrissen haben.
Von manchen fälschlicherweise für einen Zombiefilm gehalten, hat LA NUIT DE LA MORTE! zwar auch ein bisschen was von den in den frühen Achtzigern schwer angesagten Guts and Gore-Einlagen auf Lager, aber die lassen sich in der Fertigkeit der Effekte eher mit dem Niveau der Splattereien in Jean Rollins LIVING DEAD GIRL als mit den Fulciesquen Blutexzessen aus dieser Zeit vergleichen. Anno 1980 war Frankreich eben noch nicht die Splatterweltmacht wie heuer.
Aber egal: NIGHT OF THE DEATH! ist trotz einiger kruder Ausweidungs- und Kannibalismusszenen sowieso nicht direkt dem Splattergenre zuzurechnen. Der Film lebt viel mehr von seiner makabren Story. Und die wird hier mit einer Hand für Atmosphäre, etwas schwarzem Humor, einem Eimer voll Kutteln, vielen seltsamen, hinterhältigen alten Leuten und Laurent Petitgirards unheimlichen Score nach allen Regeln der Kunst zelebriert.
Das Tempo ist natürlich französisch-gemäßigt, aber man hat schon wesentlich langatmigere Genrebeiträge aus Frankreich gesehen. NIGHT OF DEATH! wirkt irgendwie so, als hätte Jean Rollin während seiner Splatterphase den Irrenhaus-Horror von DON´T LOOK IN THE BASEMENT mit Elementen des Menschenfresseroutposts RAVENOUS gekreuzt, und auf seine ureigene stimmige, unaufgeregte Art und Weise auf Film gebannt.
Dies ergibt bedrohliche Szenen in einer düsteren Altersresidenz, ein blutig-finsteres Finale sowie einen wunderschönen Chanson zum Abspann. Danke, Synapse, für die Umsicht und danke dafür, dass die Quelle des guten alten 70er/80er Jahre-Eurohorrors anscheinend nie zu versiegen scheint
Cannibal Altersheim! - Den Eurocult-Götzen sei Dank wurde dieses makabre und atmosphärische Kleinod aus der goldenen Zeit des europäischen Horrorfilms von einem umsichtigen Label den Klauen der Vergessenheit entrissen und in bester Qualität auf DVD gepresst. Auf dass dieser Silberling all diejenige erfreuen wird, die ihren Horror am liebsten italienisch, spanisch oder französisch mögen und die 70er und 80er Jahrgänge bevorzugen Könnte sein, dass auf moderne Gemetzel eingestellte Horrorfans während der NIGHT OF DEATH! akut in den Tiefschlaf fallen, aber ich für meinen Teil habe jede Sekunde dieses herrlichen Films genossen