SEX/HORROR: I, 1977
Regie: Joe D'Amato
Darsteller: Laura Gemser, Gabriele Tinti, Nieves Navarro, Donald O'Brien
Während einer Undercover - Reportage in einem Irrenhaus entdeckt die immer rallige Journalistin Emanuelle, dass eine der Verrückten eine echte Kannibalin aus dem Amazonasgebiet ist. Daraufhin erhält die verwegene Reporterin von ihrem Chefredakteur den Auftrag, zusammen mit dem Anthropologen Lester in den Dschungel zu ziehen, um dort die letzten Menschenfresser ausfindig zu machen. Zunächst jedoch trifft die Expedition auf den Großwildjäger Mackenzie und dessen (ebenfalls immer willige) Gemahlin. Und dann kommen die Nackten endlich unter die Kannibalen
KRITIK:Wenn Joe D´Amato, der alte Schwerenöter einen Kannibalenfilm dreht und die Hauptrolle an BLACK EMANUELLE Laura Gemser vergibt, dann kann man die Uhr danach stellen, dass wir alle fünf Minuten mit Softsexgeturne "beglückt" werden.
Es vergeht eine Dreiviertelstunde bis jeder mit jedem einmal das Vergnügen hatte, bis dann endlich Blood and Guts in Form von abgeschnittenen Brustwarzen, Ausweidungen und graphisch in Szene gesetzten Kannibalensnacks an der Tagesordnung stehen.
Ganz am Ende gibt es noch den obligatorischen erzwungenen Gangbang zur Abrundung der vielen Sexszenen, deren Bandbreite von "nett anzuschauen" bis "nervig" reicht.
Nackte Haut sehen wir öfters als bluttriefendes Gedärm; trotzdem funktioniert die Sex and Horror - Mischung in NACKT UNTER KANNIBALEN besser als jene in dem etwas später entstandenen IN DER GEWALT DER ZOMBIES, wo D´Amato Soft- und Hardcore mit dem Zombie-Genre kreuzt.
Das mag daran liegen, dass wir in NACKT UNTER KANNIBALEN mehr Gore zu sehen bekommen. Oder die attraktiveren Frauen. Vielleicht auch daran, dass Laura Gemser hier von ihrem damaligen Ehemann Gabrielle Tinti und Donald O´Brien (ZOMBIES UNTER KANNIBALEN) unterstützt wird, die sowohl als auch kultige Gesichter des italienischen (S)Exploitationkinos sind.
Oder ist es dieser Score, ein Wechselbad aus Dschungelsounds und laszivem "Sweet Sensation" -Gesäusel, welchen man selbst als Schwermetaller kaum noch aus dem Ohr kriegt? Wahrscheinlich spielen all diese Punkte mit hinein, dass NACKT UNTER KANNIBALEN irgendwie ein unterhaltsames Filmchen ist.
NACKT UNTER KANNIBALEN ist gewiß keine hohe Filmkunst. Vielleicht noch nicht einmal ein guter Exploitation - Flick. Aber er macht irgendwo Spaß und deshalb gilt wohl eher eine Faustregel wie diese: Wer einen richtig schockenden und herausragenden Kannibalenfilm sehen will, schaut CANNIBAL HOLOCAUST. Wer eineinhalb Stunden einfach nur Kannibalen und nackte Haut haben will, guckt sich eben NACKT UNTER KANNIBALEN an. Und das geneigte Publikum wird auf seine Kosten kommen.