OT: Mio Caro Assassino
GIALLO: ITALIEN, 1971
Regie: Tonino Valerii
Darsteller: George Hilton, Pierro Lulli, Salvo Randone, William Berger
Vor Jahren sorgte ein schreckliches Verbrechen für Aufregung: Ein kleines Mädchen wurde gekidnappt und bei der Lösegeldübergabe wurde auch noch deren Vater entführt. Die Leichen der beiden wurden schließlich in einem stillgelegten Bunker im Brachland gefunden, während den Tätern nie dingfest gemacht werden konnte. Heute scheint ein Privatdetektiv kurz vor der Lösung des Falls zu stehen. Doch bevor er sein Wissen mit jemand teilen kann, wird er von einer Baggerschaufel enthauptet. Um den Mord aufzuklären, muss Inspektor Peretti den alten Entführungsfall wieder aufrollen. Was sich schwierig gestaltet, denn ein Killer räumt jeden Zeugen gnadenlos aus dem Weg, der der Polizei nützen könnte
KRITIK:Am Anfang dieses feinen Giallo aus den frühen Siebzigern steht der für Aufsehen sorgende Baggerschaufelmord und auch später gibt es noch ein relativ blutiges Intermezzo mit einer tragbaren Kreissäge. Doch auch wenn MY DEAR KILLER die Genrepflichtkür mit dem schwarz behandschuhten Mörder mit Hingabe erfüllt, hat er neben den Tötungsszenen einen recht interessanten Crime Plot zu bieten. Wobei der Entführungsfall den weitgehend doch sehr selbstzweckhaften (aber natürlich gern genommenen) Morden fast noch die Show stiehlt. Bei einer Gelegenheit wird es auch richtig unangenehm. Nämlich dann, wenn dieser Giallo genretypisch in den schmutzigen Gewässern menschlicher Abgründe fischt und den Finger in einer kurzen, aber schmerzhaften Sequenz in die Wunde Kindesmissbrauch legt.
Zum Schluss darf der diesmal als Polizist agierende Genrestar George Hilton (DER KILLER VON WIEN, DER SCHWANZ DES SKORPIONS) in schönster Hercule Poirot-Manier alle Verdächtigen um sich scharen. Dann zelebriert er zwar kein Fest des Scharfsinns, wie man dies aus den britischen Whodunits kennt, aber die Auflösung ist dann doch bemerkenswert schmissig in Szene gesetzt worden.
Bei der Inszenierung hat Tonino Valerii (der sich nach MY DEAR KILLER übrigens Bud Spencer [mit DER DICKE UND DAS WARZENSCHWEIN] und Terence Hill [mit MEIN NAME IST NOBODY] zuwandte) mehr auf solides Handwerk denn überbordenden Style gesetzt. Soll heißen, dass der Ausstoß an atemberaubenden Szenen und Kamerafahrten etwas unter dem Genredurchschnitt liegt.
Eine Enthauptung mit der Baggerschaufel eröffnet einen neuen Mordreigen, dessen Wurzeln in einem zurückliegenden Fall von Kindesentführung liegen. - Ein interessant gestalteter Kriminalplot mit feierlicher Aufklärung der Whodunit-Frage am Ende und ein paar kruden Mordszenen davor sind die Stärken dieses überzeugenden Genrebeitrags von Tonino Valerii, in welchem George Hilton diesmal den starken Arm des Gesetzes verkörpern darf.