OT: Mutants
ZOMBIESPLATTERMUTANTENFILM: F, 2009
Regie: David Morlet
Darsteller: Hélène de Fougerolles, Francis Renaud, Nicolas Briançon
Um der mutantischen Zombieapokalypse zu entfliehen, versucht sich ein junges französisches Paar zu einer Militärbasis durchzuschlagen. Gestrandet in einem Waldkrankenhaus kann der Freund dann schnell zum Feind werden...
Eine gewisse Affinität zu Zombiefilmen lässt sich nach einem kurzen Blick auf die von mir verfassten Filmtipps kaum mehr abstreiten. Aufgrund meines Zombiefanatismus riet mir meine Freundin - eine Psychiaterin - unlängst zum Besuch einer selbigen. Okay, ich hatte mich geweigert eine der oberen Etagen des Wiener AKH zu betreten, da ich vermutete, mich bei einer anstehenden Zombieinvasion am denkbar ungünstigsten Ort zu befinden und muss daher wahrscheinlich noch froh sein, dass sie mich nicht sofort für eine Therapie angemeldet und mit Psychopharmaka vollgepumpt hat.
Naja jedenfalls habe ich schon den ein oder anderen Zombiefilm (aufmerksam) gesichtet und bin mir sicher: Auch wenn es sich bei den umtriebigen Wesen dieses Streifens konsequenterweise um Mutanten handelt. Diese Mutanten sehen aus wie Zombies, sie bewegen sich wie Zombies, sie fressen wie Zombies, also sind sie Zombies. Ergo ist MUTANTS ein Zombiefilm, allerdings mit Mutanten. Klar?!
Und weil ich eben eine gewisse Erfahrung mit dieser Art von Filmen habe, so wundern mich die teilweise sehr üblen Kritiken die David Morley (aka David Morlet) für seinen mutantischen Zombiefilm erhält. Na klar, die Fabel ist nicht neu, die Intrige dünn, aber die Art und Weise wie das vorliegende Sujet umgesetzt wird, hat mich dann doch sehr beeindruckt. Morley (HOME SWEET HOME) und Louis Paul Desanges (VERTIGE), verantwortlich für das Skript, verschieben hier den Fokus vom zombietypischen "Chase & Escape" hin zu einer figurativen Darstellung der mutantischen Evolution. Leider wird dieses Kalkül dann doch nicht mit letzter Konsequenz verfolgt, was sich zwar zugunsten des Schau-, allerdings sehr zulasten des Mehrwerts auswirkt und MUTANTS jedenfalls angekreidet werden muss.
Apropos Schauwert, einen Zombie/Mutantenfilm, der dermaßen großartig abgefilmt wurde, habe ich selten gesehen. Die Kinematografie von Nicolas Massart (Kameraassistent bei DIE PURPURNEN FLÜSSE) beinhaltet natürlich den genretypischen Massiveinsatz dynamischer Wackelkamera-, wartet aber ebenso mit pointiert-bewegungsarmen Einstellungen auf. Vor allem einige sehr originelle Kamerapositionierungen führen zu wirklich intelligenten Bildern aus verschiedensten Blickwinkeln. Diese teilweise sehr ungewohnte Ästhetik, jedenfalls für eine solche Art von Film, ergänzt sich hervorragend mit der oben erwähnten Fokusverschiebung.
Die größte Stärke des Films sehe ich allerdings im Tondesign. Was hier bei, beziehungsweise nach der Aufnahme geleistet wird, verdient Güteklasse A. Der intradiegetische Atmosphärenton zerfließt zur extradiegetischen Tonatmosphäre. Rasante Musiktracks wechseln sich mit stoischen Kompositionen ab und wo es angebracht ist, da kann es auch mal richtig bumsen. MUTANTS ist also wirklich sehr schön anzuhören.
Just kommt mir dann doch eine Vermutung warum die Bewertungen so schlecht ausfallen. Aufgrund meiner mehr als bescheidenen Französischkenntnisse habe ich mich natürlich auf deutschsprachige Rezensionen beschränkt und nehme nun einfach einmal an, dass die meisten dieser auch von Menschen geschrieben wurden, die den Film in der deutschen Fassung gesehen haben. Leute, das dürft ihr nicht! Die deutsche Synchro ist dermaßen übel, dass sie es wirklich schafft auch den gesamten Film schlecht zu machen. Schon nach wenigen Minuten hatte ich bemerkt, dass hier irgendetwas nicht passt und habe dann nochmals mit der OmU-Fassung gestartet und siehe da, alles ist besser! Sogar die schauspielerische Leistung, die auf Deutsch als richtig übel bezeichnet werden könnte, ist dann plötzlich ganz in Ordnung.
Zum Schluss dieser Kritik noch der Hinweis darauf, dass es sich bei MUTANTS auch um einen Splatterfilm handelt, zumindest was einige sehr explizite Darstellungen von Blut und Leichen anbelangt. Vor allem die Blut(Bilder) sind dabei manchmal derart künstlerisch gestaltet, sodass sie, zumindest mich, an Bilder von Herman Nitsch erinnert haben.
Wie so oft gilt: MUTANTS erfindet das Genre nicht wirklich neu, und doch bringt er durch die Verschiebung seines inhaltlichen Fokus, weg von der reinen Zombie(Mutanten)Flucht hin zum Zombie(Mutanten)Werden, einen gewissen Mehrwert für dieses. Kinematografisch einwandfrei und tontechnisch große Klasse, ist MUTANTS, (nur in der französischen Originalfassung) ein echt guter Zombiefilm, allerdings mit Mutanten. Klar?!