SEXPLOITATION: USA, 1966
Regie: Russ Meyer
Darsteller: Babette Bardot, Pat Barringer, Sin Lenee, Darlene Grey
Russ Meyer lässt ein paar Puppen oben ohne tanzen. Und diesmal im - hrhm - seriösen Format einer einstündigen Reportage über topless dancers -
KRITIK:Eins vorweg. Eine Review aus dem Jahr 2010 kann einer Dokumentation über Oben ohne-Tänzerinnen aus dem Jahr 1966 (-und sei sie noch fünfmal von Russ Meyer-) nur schwerlich gerecht werden.
Was heißt hier eigentlich "Dokumentation"? Das "Mondo" im (übrigens coolen) Titel MONDO TOPLESS deutet es schon an: Man sieht sich weniger als informeller Beitrag, sondern viel mehr als Filmchen zur anspruchslosen Befriedigung voyeuristischer Publikumsbedürfnisse. Nur fünf Minuten lang gibt sich der Off-Sprecher vordergründig seriös, indem er ein wenig über die Stadt San Francisco referiert; bevor man ziemlich schnell und endgültig zum wahren Anliegen des ganzen Projekts kommt.
Eine illustre Auswahl Topless Dancers mit so klingenden Namen wie "Bouncy" Babette Bardot, Donna X oder Sin Lenee darf fortan bis zum Abspann Brust und Tanzbein zu Swing-, Jazz-, Rock- und Jam-Mucke schwingen. Dazu werden Auszüge aus Interviews mit den Damen eingespielt, die allerdings allesamt unter die Kategorie "Mein Gott, ist das uninteressant!" fallen. Es folgen Statements wie "Im Bett trage ich nie einen BH." Whoa! Stell dir vor, ich auch nicht!
Oder: "The playboy magazine don´t want me My bust-line was too big" Und nicht nur das, der Arsch war auch zu fett! Hört, hört: "Mein Höschen verschwindet manchmal in der Poritze " Okay, letztes Statement kam so nicht direkt vor, würde aber recht gut das "Niveau" dieser schonungslosen Stripperbeichten repräsentieren. Im Gegensatz zu den grässlichen Platitüden von Donna X, Darla Paris und Inge Schmuddelschlüpfer ist der Off-Sprecher ein richtiger Sonnenschein.
Wenn einer in diesen 60 Minuten das Zeug dazu gehabt hätte, aus MONDO TOPLESS eine schmissige Mockumentary zu machen, dann doch er - der unsichtbare Marktschreier, der Sleazeherold und Tittenpreiser mit der in unzähligen Grindhouse-Tröhlern geölten Stimme.
Wenn er spricht, ist Leben in der Bude! Er verkauft uns Kopenhagen als das europäische Sündenbabel ("Kopenhagen is the supreme scandinavian city for the pleasure seeker!") und stellt uns dort eine "Nordic Nymph" vor, die dann allerdings nicht viel mehr macht als mit zwei Puscheln vor ihren blanken Möpsen herumzufuchteln. Na, wie beeindruckend! Dagegen war die Szene, als die Olle in IN DER GEWALT DER ZOMBIES eine Sektflasche mit der Mumu entkorkt, ganz großes Entertainment
Und damit kommen wir der Crux von MONDO TOPLESS auch schon ziemlich nahe. Der Off-Schreier bellt und die Stripperinnen beißen nicht.
Wenn Russ Meyer seine Busenphantasien in eine Spielfilmhandlung packte - so wie er dies ab dem 68er VIXEN mit zunehmender Selbstironie getan hat -, waren die Resultate meist zeitlose Sexploitationklassiker, mit denen man wahrscheinlich noch im Jahr 2030 seinen Spaß haben wird. Denn diese Filme haben Charme, Witz und sind auf eine comichafte Art unwiderstehlich. Die Revue der Oberweiten (deren Bandbreite diesmal von gewohnt überdimensional bis Mäusefäustchen reicht) kommt in MONDO TOPLESS allerdings nur beschämend plump und viel mehr peinlich als sexy daher.
Zudem ermüdet der immer gleiche Ablauf (dudelndes Radio und dann Rumhampeln Topless) schon nach einer Viertelstunde, so dass selbst die kurze Laufzeit von 60 Minuten zur harten Geduldsprobe wird.
Allerdings ist MONDO TOPLESS - und das darf man nicht vergessen! - aus dem Jahr 1966. Und in dieser Zeit hatte eine nackte Frauenbrust auf einer Kinoleinwand ungefähr denselben empörenden Effekt wie heuer ein Cumshot im ZDF-Fernsehgarten hervorrufen würde. Damals galt das, was Meyer hier zeigt, demnach sehr wohl als Pornographie. Heuer jedoch könnte man das Ding einer ganzen Horde wild pubertierender Konfirmanden vorspielen und es würde sich kein Sackhärchen rühren.
Allerdings ist MONDO TOPLESS insofern bedeutend, als dass der Streifen Russ Meyers ersten Farbfilm darstellt.
Heutzutage wirkt Russ Meyers dokumentarische Busenschau aus dem Jahr 1966 einfach nur antiquiert und albern. Will nicht sagen: Gähnend langweilig und plump unerotisch. Schade, denn schließlich hat Russ Meyer es so gut wie kein zweiter verstanden, Möpse tanzen zu lassen. Schaut nach in UP! oder IM TIEFEN TAL DER SUPERHEXEN.
Doch dieser Karneval der dilettantischen Oben ohne-Tänzerinnen taugt allerhöchstens für Russ Meyer-Komplettisten und für ein paar Lachflashs in einer bekifften Männerrunde.