FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Mond

Mond

DRAMA: A, 2024
Regie: Kurdwin Ayub
Darsteller: Florentina Holzinger, Andria Tayeh, Celina Antwan, Nagham Abu Baker

STORY:

Nach einem verlorenen Kampf ist die Karriere der MMA-Kämpferin Sarah (Florentina Holzinger) zu Ende. Sarah ist auf Jobsuche. Da kommt ein lukratives Angebot aus Jordanien gerade recht: Sarah soll als Personal Trainer die drei Töchter einer steinreichen Familie im Kampfsport unterrichten. Doch bald kommen Sarah erste Zweifel, was ihren neuen Job anbelangt: Die protzige Villa der Auftraggeber liegt irgendwo in der Pampa, die drei Teenager zeigen auffallend wenig Interesse am Training, und überhaupt geht hier einiges nicht mit rechten Dingen zu. Die Situation wird bald sehr unangenehm ...

KRITIK:

Mit einigen Wochen Verspätung nun auch MOND, den zweiten Spielfilm der jungen kurdischstämmigen Regisseurin Kurdwin Ayub gesehen. Man sollte sich weder vom Trailer noch von der Inhaltsangabe täuschen lassen: Was sich nach sperrigem Sozialdrama anhört, entpuppt sich als unter die Haut gehender Mix aus Thriller und Coming-of-Age-Drama.

Auch wenn vordergründig wenig Explizites passiert, schafft es der Film von Anfang an, eine schwer fassbare Stimmung von Verunsicherung und schleichendem Unbehagen aufzubauen. Die aus Wien angereiste Kampfsportlerin Sarah (Florentina Holzinger in ihrer ersten Filmrolle) findet sich in einem Szenario wieder, wo junge Frauen in einer Art Goldenen Käfig gefangen gehalten werden. Und wo hinter verschlossenen Türen offenbar üble Dinge passieren.

Ohne etwas spoilern zu wollen: Das Geschehen kulminiert in einer unfassbaren Szene, die ich als eine der beklemmendsten Momente des Filmjahres überhaupt einordnen würde.

Der auch handwerklich sehr gut gemachte Film lebt auch von seinen Casting-Coups: Die Choreographin und Performancekünstlerin Florentina Holzinger (ich nehme an, ihr habt die Festwochen-Eröffnung 2021 oder das Theaterstück OPHELIA'S GOT TALENT im Volkstheater gesehen) überzeugt mit einer unglaublichen physischen Präsenz. Aber auch die drei Teenager (darunter die im arabischen Raum sehr bekannte Schauspielerin/Influencerin Andria Tayeh) spielen ausnehmend gut.

Dass der Film die Erwartungshaltungen an einen Thriller letztlich unterläuft und eine Kämpferin in der Hauptrolle NICHT alles kurz und klein schlagen lässt, sondern in die Passivität drängt, mag vielleicht irritieren. Es ist aber der realistischere Ansatz. Und es gibt ja ein offenes Ende ...

Der Film läuft wie gesagt schon einige Wochen in den österreichischen Kinos und sei Euch verspätet dringendst ans Herz gelegt. Ebenfalls eine Empfehlung: Der FM4 Film Podcast, wo Florentina Holzinger und Kurdwin Ayub - trotz der tonnenschweren Thematik des Films - angenehm locker und unpretentiös über die Dreharbeiten in Jordanien plaudern. Beklemmend freilich, wie Kurdwin Ayub zählt, dass ihre Mutter, die als Ärztin im Irak gearbeitet hat, mit genau solchen Verletzungen zu tun hatte, wie sie im Film vorkommen. Das Gezeigte ist also keineswegs fiktional. Und passiert in dieser Weltgegend immer wieder.

Mond Bild 1
Mond Bild 2
Mond Bild 3
Mond Bild 4
FAZIT:

Ein spätes, beklemmendes Highlight des Kinojahres 2024: Der österreichische Film MOND der jungen kurdischstämmigen Regisseurin Kurdwin Ayub.

WERTUNG: 8/10
Dein Kommentar >>