DRAMA: USA, 2017
Regie: Aaron Sorkin
Darsteller: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera
Aufgrund einer schweren Verletzung muss die aufstrebende Profisportlerin Molly Bloom (Jessica Chastain) ihre Karriere frühzeitig beenden und sich von ihrem Traum von der Goldmedaille bei den olympischen Spielen verabschieden. Sie beginnt, für einen Mann zu arbeiten, der in Kalifornien private Pokerspiele ausrichtet und lernt dabei jede Menge. Der fehlende Respekt ihres Vorgesetzten ist ein tägliches Gräuel für Molly, motiviert sie aber dazu, ihr eigenes Business aufzuziehen. Sie beginnt, Spiele mit hohen Buy-Ins zu veranstalten, bei denen selbst berühmte Schauspieler aus Hollywood einsteigen. Als sie nach New York zieht, steigen die Buy-Ins in unglaubliche Höhen und die Kundschaft wird immer exklusiver - und krimineller. Nachdem einige russische Spieler bei ihren Runden einsteigen, steht bald das FBI vor Mollys Tür.
Der Regisseur des Films, Aaron Sorkin, legte mit MOLLY'S GAME sein Regiedebüt vor, war davor jedoch bereits für seine Künste als Drehbuchautor (THE SOCIAL NETWORK, STEVE JOBS) bekannt. Ob ihm die Regiearbeit zu hundert Prozent gelungen ist, ist an dieser Stelle eine berechtigte Frage. Denn obwohl sein Talent als Autor auch in diesem Film wieder perfekt zur Geltung kommt, ist die Aufgabe des Regisseurs, die Geschichte mit visuellen Mitteln zu erzählen, eher fehlgeschlagen. Beinahe jede Szene wird akribisch von Molly kommentiert. Es gibt gar keine Notwendigkeit für Bilder, die für sich selbst sprechen. Geschrieben ist es ja großartig, aber manchmal könnte man meinen, man müsste nicht einmal auf den Bildschirm blicken, um die gesamte Story vollständig mitzuerleben. Ein Hörspiel-Film, sozusagen.
Abgesehen davon hat der Film einen sehr unterhaltsamen Vibe, der mit Sicherheit vielen Zusehern zusagen wird. Zwar würde ich ihn nicht als lustig im Sinne einer Komödie bezeichnen, doch die charmanten und intelligenten Kommentare der Pokerprinzessin darüber, wie sie den mächtigsten Männern der Welt ihr Geld abknöpft, bringen mich doch immer wieder zum Schmunzeln. Auch das Thema des Films ist sehr interessant. Die Welt des Pokers fasziniert schon seit vielen Jahrzehnten die Massen und wurde in Büchern und Filmen immer wieder thematisiert. Durch das Internet können heute mehr Menschen im Casino online spielen, als je zuvor. Vor allem durch das Live-Casino per Streaming geht etwas vom Glamour des Pokers auf die Spieler über, was ebenfalls zur Popularität des Kartenspiels beiträgt. Doch Mollys persönliche Einblicke in diese aufregende Welt der Stars und mächtigen Männer zeigen uns eine Seite, die wir bislang selten zu Gesicht bekommen haben. In dem von Männern dominierten Umfeld weiß sie genau, wie sie sich durchsetzen kann. Sie weckt die Aufmerksamkeit starker Persönlichkeiten, hält sich bei den Spielen jedoch gekonnt im Hintergrund und saugt alle Beobachtungen förmlich in sich auf. Ihr dabei zuzusehen und ihre Gedankengänge mitzuhören, ist äußerst spannend.
In der Rolle der Molly Bloom geht Jessica Chastain wirklich auf. Sie wirkt darin smart und sexy und gleichzeitig sehr authentisch. Die Schauspielerin wird nicht ohne Grund gerne in Rollen als Wissenschaftlerin wie in INTERSTELLAR gecastet, denn trotz ihres frischen Aussehens ist sie als hochintelligenter Überflieger einfach glaubwürdig.
Der Film wird in verschiedenen Zeiten erzählt. Einerseits durch Rückblenden zu Mollys Kindheit mit ihrem Vater (Kevin Costner), der ihre Karriere als Skifahrerin schon in jungen Jahren antreibt, andererseits spult Regisseur Sorkin auch einige Jahre vor und zeigt Molly in ihrer späteren Situation mit dem FBI. Dabei zeigt sich ein weiteres schauspielerisches Talent vom Feinsten, denn Mollys Anwalt Charlie Jaffey wird von dem großartigen Idris Elba verkörpert. Er will Mollys Fall zuerst genauso wie alle anderen Anwälte ablehnen, denn Mollys Bankkonten sind alle eingefroren und sie kann ihm nichts bieten. Doch Molly weiß, wie sie ihren Willen durchsetzt und so nimmt sich Charlie ihrer an. Die gemeinsamen Szenen der beiden sind das Highlight des Films, denn hier springt definitiv ein Funke über.
Bei Molly's Game wurde nicht gerade die beste Regiearbeit geleistet, denn der Film erzählt sich durch das ständige Voice-Over komplett von selbst. Mitdenken der Zuseher ist hier also nicht von Nöten. Trotzdem überzeugt der Film mit der großartigen schauspielerischen Leistung von Jessica Chastain und Idris Elba.