OT: Mini´s first Time
THRILLER/KOMÖDIE/NEO-NOIR: USA, 2006
Regie: Nick Guthe
Darsteller: Alec Baldwin, Nikki Reed, Carrie-Anne Moss, Jeff Goldblum, Luke Wilson
Mini (Nikki Reed) ist ein kleines durchtriebenes Luder mit viel Spaß daran, Dinge zum ersten Mal zu tun. So fängt sie auch rein aus Jux an für einen Escort-Service zu arbeiten. Einer ihrer ersten Freier ist ausgerechnet ihr Stiefvater (Alec Baldwin). Dies ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affäre, bei der nur noch ein unliebsame Störfaktor in Form von Mini´s alkoholkranker Mutter (Carrie-Anne Moss) aus dem Weg geräumt werden muss...
Für seinen Debütfilm MINI´S FIRST TIME hat sich der Drehbuchautor & Regisseur Nick Guthe viel vorgenommen. Der Film verbindet eine klassische Noir-Story im Geiste von Billy Wilders FRAU OHNE GEWISSEN (1944) mit dem schwarzen Humor und der poppigen Erotik eines Filmes wie BOUND (1996) mit einer ebenso unterhaltsamen, wie bösen Gesellschaftssatire wie AMERICAN BEAUTY (1999) und packt das Ganze dann in die Form eines subversiven Teenie-Thrillers wie ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE (2007). So oder so ähnlich wird jedenfalls Nick Guthes Masterplan ausgesehen haben, doch in wieweit geht dieses Konzept tatsächlich auf?
Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass der Cast äußerst gediegen ausgefallen ist: Alec Baldwin überzeugt als Martin, der ebenso langweilige, wie verdorbene Stiefvater und Mann der versoffenen und verkoksten High-Society-Egomanin Diane (Carrie-Anne Moss), welche wiederum nur äußerst wenig bis gar kein Interesse für ihr durchtriebenes Töchterchen Mini (Nikki Reed) aufbringt. Im Umfeld dieser trauten Familie finden sich unter anderem der von Jeff Goldblum schön schleimig dargestellte Nachbar Mike und ein wenig später der unliebsame Dauergast Garson, der die Ermittlungen in diesem Fall leitet und den Luke Wilson wunderbar als eine Art modernen Columbo verkörpert.
Doch der eigentliche Blickfang des Films ist wie zu vermuten die titelgebende Mini, welche von der Kamera ausgesprochen sexy und bevorzugt in Großaufnahme ins Bild gesetzt wird. Doch wenn ich hier von "sexy" spreche, dann sollte besser niemand eine heiße Erotik wie z.B. bei BASIC INSTINCT (1992) erwarten. Schließlich haben wir es hier mit einem kleinen Teenie-Luder zu tun und da muss man in Hollywood natürlich sehr darauf achten, dass so ein Film für das anvisierte Teenie-Publikum auch tatsächlich freigegeben wird. Damit das Ganze trotzdem noch so richtig prickelnd wird, wurde die nicht vorhandene Nacktheit durch ein paar mäßig lustige Fetisch-Einlagen ersetzt. Doch diese sind ebenso harmlos und blutleer wie der gesamte Film geraten.
Dabei soll hier jetzt keineswegs der Eindruck entstehen, dass MINI´S FIRST TIME ein völlig missratener Film geworden ist. Ganz im Gegenteil vermag der an Plottwists sehr reiche Streifen über seine gesamte Laufzeit hinweg recht gut zu unterhalten. Und auch nicht nur Nikki Reed alias Mini ist äußerst nett anzuschauen, sondern der ganze Film besticht durch eine äußerst farbintensive Pop-Optik, welche zumindest mir ausgesprochen gut gefällt.
Aber um noch einmal an den Anfang dieser Kritik zurückzukommen: Dieser wilde Genre-und Stilmix geht letzten Endes leider nicht wirklich auf, da hier offensichtlich versucht wurde, es zu Vielen gleichzeitig Recht zu machen. Nicht nur der Sex ist hier so harmlos wie im amerikanischen Kabelfernsehen. Auch der angepeilte rabenschwarze Humor funktioniert nicht wirklich in einem Film, der zugleich auch noch ein Feelgood-Movie sein möchte. So ist das Gesamtergebnis ein Film, den man sich durchaus mal zwischendurch ansehen kann, der aber letzten Endes nicht wirklich über ein durchaus solides Mittelmaß hinauskommt.
MIN´S FIRST TIME ist eine erotische Neo-Noir-Gesellschaftssatire für amerikanische Teenager. Das passt in etwa so gut wie Charles Bukowski und alkoholfreies Bier. Das Ergebnis ist zwar gut bekömmlich, aber leider auch ganz schön fade.