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Mimic

Mimic

HORROR: USA, 1997
Regie: Guillermo del Toro
Darsteller: Mira Sorvino, Jeremy Northam, Josh Brolin, Giancarlo Gianinni

STORY:

Als im Umfeld der New Yorker U-Bahn und einer heruntergekommenen Kirche, die als geheimes, illegales Flüchtlingslager dient, immer mehr Menschen verschwinden und dafür abnorm große Schaben auftauchen, ahnt die junge Entomologin Susan, dass sie eventuell einen schwerwiegenden Fehler gemacht hat, als sie vor Jahren eine neue, genetisch veränderte Kakerlaken-Art zur Bekämpfung einer Seuche im Labor gezüchtet hat. Wie schwerwiegend und vor allem tödlich dieser Eingriff in die Natur tatsächlich ist, stellt sich jedoch erst heraus, als Susan und ihre Begleiter in den stillgelegten Schächten des New Yorker Untergrunds auf das Nest der mutierten Insekten und die weit größeren Alpträume, die darin lauern, stoßen...

KRITIK:

Als MIMIC damals 1997 erschienen ist, war ich noch ein junger, emsiger Gorebauer und viel zu sehr damit beschäftigt, die in Deutschland verbotenen Splatterfilme zu ernten. Ich steckte die meiste Zeit unter Ladentheken oder in anderen obskuren Kanälen und hatte einfach nicht die Muse, mich mit vermeintlicher Mainstreamkacke zu beschäftigen. MIMIC habe ich damals zwar trotzdem irgendwo, irgendwann bei einem Kumpel oder mit der Freundin gesehen, aber ziemlich schnell wieder aus dem Gedächtnis gestrichen. Überbordende Madenexzesse wie bei MERMAID IN A MANHOLE oder EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL hinterließen seinerzeit eben mehr Eindruck als mutierte Kakerlaken aus der Judas-Züchtung.

Diese Tage bin ich zufällig über den Director's Cut von Guillermo del Toros Hollywood-Debüt gestolpert und die Bluray wurde spontan verhaftet. Ich bereue den Kauf nicht. Im Gegenteil. Wenn ich mir die mitunter verhaltenen Reaktionen in den einschlägigen Datenbanken so ansehe, bin ich sogar der Meinung, dass noch viel mehr Menschen diesem erstaunlich starken Mutationshorror eine zweite Chance geben sollten.

Überraschend wie düster dieser Film doch über weite Strecken daherkommt. Nicht nur, dass er oft in regnerischen Nächten spielt; in halbdunklen Labors und Wohnungen; oder in stockfinsteren, dreckigen Kapellen, die als Elendsunterkünfte für illegale Einwanderer zweckentfremdet werden. Nein, er besitzt von der ersten Minute an auch eine bedrohliche Grundstimmung, die ebenso schwarz wie die Umgebung wirkt und es wundert nicht, dass uns del Toro alsbald und folgerichtig in die Unterwelt der New Yorker U-Bahn entführt. Drunten in den stillgelegten Tunnels und toten Schächten brütet nämlich die Judas-Züchtung. Dort gebiert die Evolution in Verbindung mit menschlichem Eingriff in die Natur Alpträume, die mich daran erinnern, dass del Toro unbedingt doch noch AT THE MOUNTAINS OF MADNESS verfilmen sollte.

Seine mutierten, mannshohen Kakerlaken, die auf bizarre Weise Menschen imitieren können, haben unbestritten etwas von den hybridenhaften Monstrositäten aus dem Lovecraft-Universum. Innsmouth lässt grüßen, wenn man Fisch durch Insekt ersetzt.

MIMIC verfügt über ein fabelhaftes Creature-Design, das auch tricktechnisch über weite Strecken überzeugt (und dies auch heute noch tut). Vor allem setzt es del Toro äußerst effektiv ein: Wenn diese insektoiden Mutanten mit den knöchernen Platten auf ihren Klauen groteske Travestien eines menschlichen Gesichts vorgaukeln, dann ist dies fast genauso erschreckend wie der Moment, wenn die mutierten Insekten diese Masken fallen lassen und ihre wahre Monstrositäten offenbaren.

Nach einer famosen, wahrlich alptraumhaften ersten Halbzeit, in der die Schaben selbst vor Kindern nicht Halt machen, ist MIMIC in der zweiten Hälfte ein actionlastiger, beinahe durchgängiger Showdown in der dunklen Tiefe des Manhattaner Untergrunds. Immer noch rasant, verdammt spannend, aber nun (leider) vermehrt mit den gewissen kleinen Zugeständnissen, die Hollywood dem Massenpublikum gerne macht, damit es nicht allzu verstört das Kino verlassen muss.

Angenehm grimmig für einen sogenannten "Mainstream"-Horrorfilm bleibt es trotzdem. Auch wenn ich es damals selbst nicht richtig kapiert habe: Ein Film, wo sich Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino, Giancarlo (THE BLACK BELLY OF THE TARANTULA, CASINO ROYALE) Giannini, Charles S. (ALIEN 3) Dutton und Josh Brolin in New Yorker U-Bahntunneln ein blutiges Stelldichein mit mutierten Killerkakerlaken geben, kann gar nicht mäßig oder gar schlecht sein. 

Mimic Bild 1
Mimic Bild 2
Mimic Bild 3
Mimic Bild 4
FAZIT:

Guillermo del Toros Hollywood-Debüt aus den späten Neunzigern erzählt von Kakerlaken, die in den stillgelegten Schächten der New Yorker U-Bahn munter Evolutionsstufen überspringen und unbemerkt zu intelligenten wie monströsen Menschenjägern mutieren. - Ein düsteres Setting sowie ein beeindruckend fieses Monsterdesign von Special-FX-Wizard Rob Bottin machen den Film zu einem recht grimmigen wie cleveren Stück (Mainstream)-Horror, der mit zunehmenden Alter wie ein guter Wein reift.

 

WERTUNG: 8 von 10 geänderten DNA-Strängen
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
toxic | 02.10.2013 02:09
Ein hervorragender Jahrgang mit Insekt in der Flasche.
Der Weinvergleich passt gut, denn mir ist es ähnlich ergangen wie Chris. Der Film ist ein "Grower". Hab ich schon eine Weile nicht mehr gesehen aber ein Directors Cut hört sich gut an, um die Erinnerung wieder aufzufrischen.
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Fedi | 30.09.2013 13:50
Mir hat der nie so gefallen... aber vielleicht geb ich dem noch mal eine Chance, nach dem Review.
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