OT: I Nuovi Barbari
ACTION: I, 1982
Regie: Enzo G. Castellari
Darsteller: George Eastman, Fred Williamson, Giancarlo Prete
Wir schreiben das Jahr 2012: Ein Atomkrieg hat nahezu jedes Leben auf unserem schönen Planeten ausgelöscht. Was die Atombombe nicht geschafft hat, will ein Sektenguru namens One vollenden: Der finstere Plan lautet, die wenigen Überlebenden auszurotten, auf dass seine Templer-Sekte ungestört eine Herrenrasse gründen kann. Doch die mörderischen Sektenbuben haben die Rechnung ohne einen kampferprobten Einzelgänger namens Scorpion gemacht...
KRITIK:Italien ist ja eines der besten Länder der Welt: Wundervolles Essen, tolle Strände, reiches Kulturerbe und landschaftliche Schönheiten, wohin das Urlauberauge blickt.
Aber auch Filmfreunde richten begehrliche Blicke auf Bella Italia.
Erweist sich das Stiefelland doch als verlässlicher Lieferant von filmischen Absonderlichkeiten, die jedes Trash-Herz höher schlagen lassen. Vor allem in den goldenen Achtzigern. Da wurde auf jeder Welle mitgeritten. Ob Action, Horror, Polizeifilm, Western oder Science Fiction: Jedem Hollywood-Hit schoben die umtriebigen Produzenten in Cinecitta sofort ein Dutzend preisgünstiger Plagiate made in Italia nach. Im Windschatten von George Millers Mad Max 2 entstand dieser kunterbunte Endzeit-Actioner, der schon im Titel zwei Fehler aufweist.
"Metropolis 2000" ist insofern irreführend, als der Film praktisch zur Gänze in einer Schottergrube spielt. Und zwar im Jahre 2012, "als der Atomkrieg zu Ende ging", wie die obligatorische Erzählerstimme zu Beginn zu berichten weiß.
Aber würden Sie einen Film kaufen, der "Schottergrube 2012" heißt?
Dann doch lieber "Metropolis 2000", im Original "I Nuovi Barbari".
Besagte Barbaren lernen wir alsbald kennen: Es handelt sich um eine Bande verhaltensauffälliger Langhaarträger in gepolsterten Gummianzügen; die optische Quersumme aus Mötley Crüe und dem Michelin-Männchen. Der leicht tuntige - Verzeihung - homophile Eindruck täuscht keineswegs:
Ihr Anführer namens One, gespielt vom großen George Eastman, fickt unserem Helden zwecks Demütigung vor versammelter Mannschaft in den Hintern. Der Held, der auf den Namen Scorpion hört, sieht mit seiner Lockenpracht zwar ein wenig aus wie David Hasselhoff nach dem Atomkrieg. Doch DAS hat er nun wirklich nicht verdient.
Da kommt der unverwüstliche Fred Williamson als Bogenschütze mit kolossaler Rotzbremse
gerade rechtzeitig: Die üblen Folterknechte bekommen seine Pfeilbomben zu spüren, dass es nur so kracht. Mit salbungsvollen Worten richtet er unseren gebrochenen Helden wieder auf: "Wut ist ein guter Lehrmeister! Nutze deine Wut und vernichte deine Feinde!"
So geschieht es dann auch.
Dabei explodieren die Benzinkanister und fliegen Menschen, Maschinen und Mad Max-Karren durch die Luft, dass es eine Freude ist.
Nein, Leute, dieser Film ist wirklich nicht schlecht. Inszeniert hat Action-Routinier Enzo G. Castellari (KEOMA), ohne jeden Zweifel ein Meister seines Faches: Der Mann holt aus dem Budget in der Größe einer Thunfischpizza wirklich das Maximum heraus.
Die ultra-billigen Soundeffekte, der etwas nervige Synthie-Score und blöde Sprüche galore mildern das Vergnügen keineswegs.
Auch die Bildqualität ist exzellent, CMV hat sich selbst übertroffen. An Extras gibt es einen Audiokommentar von Signore Castellari.
Wie spät ist es? Endzeit! Preisgünstiges, im Windschatten von Mad Max II durch italienische Schottergruben rumpelndes Action-Spektakel mit beträchtlichem Unterhaltungswert. Freunde sinnfreier Achtzigerjahre-Action sollten zugreifen: Der Film ist erstmal uncut und in bester Qualität auf DVD erschienen. Definitiv eine der besten Veröffentlichungen der beliebten CMV-Trashcollection.