Zusatztitel: Die wirklich wa, 2006
Regie: Dani Levy
Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth
1945 tobt der Zweite Weltkrieg bereits vor den Toren Berlins. Das Dritte Reich hat den Krieg verloren, doch noch will sich das Regime nicht geschlagen geben. Eine flammende Rede soll das Volk auf den Endsieg einstimmen. Doch der Führer (Helge Schneider) leidet an Depressionen und scheint nicht in der Lage, diese Rede halten zu können. Deshalb reaktiviert Propagandaminister Joseph Goebbels (Sylvester Groth), den jüdischen Professor Adolf Grünbaum (Ulrich Mühe). Dieser knüpft seine Mitarbeit aber an einige Bedingungen, etwa Freiheit für seine Familie.
KRITIK:Der Führer ist tot, lang lebe der Führer.
Der Kult um Adolf Hitler hat schon viele Projekte rund um das Dritte Reich und seinen
dämonischen Machthaber entstehen lassen. V
or allem in Deutschland stand in den letzten Jahren die ernsthafte Auseinandersetzung mit der
Vernichtungsmaschine des Nationalsozialismus im Vordergrund.
Ob Napola, Der Untergang, Der neunte Tag oder Der letzte Zug,
düstere und ernste Dramen prägten die Kinolandschaft.
Dani Levy - der mit Alles auf Zucker! einen großen Erfolg verbuchen konnte -
wagt sich auf die Ebene der satirischen Betrachtung des Führers
und begibt sich somit auf Terrain von Charlie Chaplin, Ernst Lubitsch und Roberto Benigni.
Dass dieses Unterfangen gelingen könnte,
dafür bürgt die Besetzung von Universaltalent Helge Schneider als Adolf Hitler.
Doch bereits hier endet leider der Mut zur Groteske.
Die Ausgangslage wäre vielversprechend,
doch während Ulrich Mühe seinen jüdischen Professor mit viel moralischem Gewissen anlegt,
liegt es an Sylvester Groth und Helge Schneider,
die satirischen Aspekte auszuarbeiten.
Tatsächlich schafft es Groth, den Propagandaminister als schmierigen und hinterhältigen Lügner darzustellen,
während Helge Schneiders Hitler ein gestörter Jedermann mit tragischer Kindheit ist.
Diese Art der "Vermenschlichung" reduziert das "absolut Böse"
auf eine menschliche Banalität, die auch in Der Große Diktator spürbar war,
doch Levy geht in Mein Führer nicht weit genug.
Es bleibt bei einem krakeelenden Führer, der bei aller Menschlichkeit,
allzu viele Kalauer produziert.
Anstatt beißenden Witzes, plätschert Mein Führer gefällig dahin -
ohne dabei auf moralische Fragen zu vergessen,
die durch die Familie Grünbaums ins Zentrum gerückt werden -
und stützt sich auf die Leistungen seiner Darsteller,
die allesamt zu überzeugen wissen.
Dazu kommen technische Mängel, wie der wenig überzeugende Einbau von Archivmaterial,
die das Sehvergnügen etwas trüben.
Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler gehört zu den ambitioniertesten Projekten des Schweizers Dani Levy und ist zugleich sein zahnlosester Film geworden.