DRAMA: USA, 2004
Regie: Jacob Aaron Estes
Darsteller: Rory Culkin, Josh Peck, Carly Schroeder, Trevor Morgan, Scott Mechlowicz, Ryan Kelley
Weil er seinen jüngeren Bruder drangsalierte, wollen Rocky und seine Kumpels dem unbeliebten Einzelgänger George eine Lektion erteilen. Sie locken ihn auf eine Bootstour. Bevor sie ihn jedoch eine Abreibung verpassen können, bekommen die jüngeren Gruppenmitglieder Mitleid mit George. Die Aktion wird also abgeblasen. D och nicht alle sind damit einverstanden und Georges Anwesenheit sorgt zunehmend für Unmut. Die Stimmung ist bis zum Zereissen gespannt und beim "Wahrheit- oder Pflicht" spielen kommt es zu einem folgenschwerem Unglück
KRITIK:"If you could snap your fingers right now and he would drop dead in his tracks, would you do it?,
wird Sam (Rory Culkin) zu Beginn des Films gefragt.
Sam schweigt. Ist ja auch keine einfache Frage.
Auch wenn Sam keine Antwort gibt, weiß der Zuseher dass Sam vermutlich schon mal mit dem Gedanken gespielt hat.
Doch Sam will seinem Peiniger eigentlich nicht wirklich Leid zufügen,
er will ja gar nicht, dass er stirbt. Er will nur in Frieden gelassen werden.
Dass George einfach Ruhe gibt, einfach verschwindet oder sonst was macht.
Dass die Quälereien aufhören.
Doch die Welt ist nicht so einfach. Man kann nicht mit dem Finger schnipsen und alles ist gut.
Exemplarisch für die komplizierte Welt wird in MEAN CREEK eine Gruppe von Jugendlichen eingeführt,
an deren Beispiel gezeigt werden soll, dass die Dinge weder einfach noch schwarz und weiß sind,
dass eine simple Einteilung in Gut oder Böse nicht funktioniert.
Viele der Figuren haben einen problematischen Hintergrund,
stammen aus komplizierten Familienverhältnissen.
Und natürlich sind auch die unterschiedlichsten Charaktertypen in der Gruppe vorhanden,
die, wie es sich für ein feinfühliges Jugenddrama gehört, auch eine ordentliche Einführung erhalten.
Schon früh lassen sich Spannungen erkennen und auch die Hierarchie innerhalb der Gruppe ist schnell abgesteckt.
Trotz alledem ist es spannend den Figuren und dem Film zu folgen
und zu beobachten wie sich die Geschichte und die Gruppe weiterentwickelt.
Eingebettet ist das ganze in schöne Bilder, die ebenso wie die ruhige Flussfahrt
im Gegensatz zur düsteren Geschichte stehen. MEAN CREEK ist kein netter Jugendfilm für Zwischendurch,
schließlich geht um so komplexe Themen wie den Verlust der Unschuld,
um Toleranz, um den Unterschied zwischen Richtig und Falsch und darum sich innerhalb einer Gruppe zu behaupten.
Erzählt wird das ganze in einer Geschichte, die ohne einen drohenden Zeigefinger auskommt
und auch romantische Verklärungen sucht man vergebens.
Dreh- und Angelpunkt des Films ist sicherlich George,
der nicht nur bei der Gruppe sondern auch beim Zuseher einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt,
schließlich pendelt er ständig zwischen brutalen Schläger, der Leute nur zum Spaß schikaniert
und einsamen Jungen auf der Suche nach Freunden und Verständnis hin und her.
Er ist mal nett, kann zuvorkommend sein und legt sogar von Zeit zu Zeit das Verhalten unbedingt dazugehören
zu wollen zu Tage, schikaniert oder ärgert im nächsten Moment aber schon wieder jemanden.
Sicher, die Geschichte ist nicht mehr ganz taufrisch,
aber dank der guten Umsetzung und der durchwegs überzeugenden Schauspielern allemal sehenswert.
Einfühlsames Jugenddrama das ohne die große Moralkeule zu schwingen und ohne romantische Verklärung von Gruppendynamik, vom Verlust der Unschuld und dem Zeitpunkt Verantwortung zu übernehmen, erzählt.