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Master of the Universe

Master of the Universe

DOKUMENTARFILM: D/A, 2013
Regie: Marc Bauder
Darsteller: Rainer Voss

STORY:

Rainer Voss, einer der ehemals führenden Investmentbanker Deutschlands, erzählt seine Geschichte. Und gibt uns damit Einblick in die undurchsichtige Finanzwelt.

KRITIK:

Monumental zieht uns die Dokumentation von Marc Bauder hinein in diese Parallelwelt. Die Kamera überfliegt die funkelnden Wolkenkratzer Frankfurts. Hinterlegt mit klassischer Musik erschafft Bauder vor unseren Augen diese Welt, die geprägt ist von Prunkbauten, in denen hoch oben der König thront und über sein Volk herrscht. Diese Weltlenker der heutigen Zeit: Master of the Universe. Was einst der König war, sind nun die Investmentbanker, so wie Rainer Voss.

In seiner aktiven Zeit jonglierte er mit Millionen. Startete in einer Zeit des Umbruchs. Eine Zeit in der Hosenträger tragende Yuppies von Amerika nach Deutschland kamen und zeigten wo´s langgeht. Wenn Voss von seinen Anfängen erzählt, dann merkt man den Wehmut in seinen Worten. Es war eine gute Zeit, doch dann ist "die Finanzwirtschaft der Realwirtschaft voraus gelaufen".

Nach der anfänglichen epochalen Stimmung inszeniert Bauder den Rest des Films sehr clean und setzt dabei ausschließlich auf die eindringlichen Worte von Voss. Die beiden befinden sich in einem ausrangierten Bürogebäude, mit Blick auf die Skyline von Frankfurt. Einst beherbergten die Räume eine Bank, seit dem Zusammenschluss zweier Banken jedoch steht das Gebäude leer. Und so zieht Voss durch einen einst herrschaftlichen Bau, der nun bröckelt. Der König hat ausgedient.

Einen besseren Ort könnte ich mir tatsächlich nicht vorstellen für diesen eindringlichen Dokumentarfilm. Spiegelt er doch auf so vielen Ebenen die derzeitige Lage wider. Die nüchterne Inszenierung des Films unterlegt Bauder mit einfachen Klängen, klaren architektonischen Bildern, die nur durchbrochen werden von Rainer Voss. Auf einen Offkommentar verzichtet der Regisseur vollkommen. Dem sehr objektiven Blick stellt Bauder einzig Nachrichtenausschnitte gegenüber, die von Zeit zu Zeit das Weltgeschehen auf den Finanzmärkten illustrieren.

Voss schafft es tatsächlich Einblick in diese abstrakte Welt zu geben. Da redet dieser Mann, der früher 100.000 Euro im Monat verdiente, von Dingen die sich uns niemals völlig erschließen werden. Geht es doch selbst den Investmentbankern so: "Niemand weiß bis in die letzte Konsequenz wie die Industrie funktioniert." Und ganz geheuer ist selbst ihm das nicht: "... das will ich jetzt nicht aufgezeichnet haben ..." Schwarzblende. Weiter an anderer Stelle.

Wie ein gestürzter König läuft Voss durch das zerstörte Imperium. Ein bisschen wehmütig, ein bisschen nachdenklich, ein bisschen verängstigt. Einst lebte er in dieser Welt und kannte auch nur diese: "Ein geschlossenes System, wo man sich immer weiter von der Wirklichkeit entfernt." Die Kinder gehen in den gleichen Kindergarten, man verbringt den Urlaub am selben Ort wie die Kollegen, Firmenfeiern sind immer Familienfeiern. Die Bank kümmert sich um dich, solange du dich um sie kümmerst. Der Bezug zum kleinen Volk da draußen geht völlig verloren. Man lebt nur noch in dieser irrsinnigen Parallelwelt.

Und mit seiner Klarheit, seiner einfachen Inszenierung schafft es Bauder, dass sich der Zuseher vollkommen aufs Wesentliche konzentriert. Nichts darf ablenken, die Worte Voss´ stehen im Mittelpunkt. Sind sie doch so wichtig. Den ein oder anderen mag diese Nüchternheit vielleicht etwas langweilen, lauscht man allerdings aufmerksam, tut man sich an mancher Stelle sehr schwer den lange offen stehenden Mund endlich wieder zu schließen. Natürlich wissen wir über bestimmte Dinge mittlerweile mehr oder weniger Bescheid, aber wenn da einer von den Oberen plötzlich auspackt, dann wird das spannender als jeder Thriller.

Und menschlich wird es auch. Erkennt doch Voss, dass er von dieser schönen Welt, von dieser glorreichen Zeit erstklassig hinters Licht geführt wurde. Die große Familie befördert dich schneller mit einem Arschtritt nach draußen als du heute Besitzer einer Aktie bist: 22 Sekunden! So wenig wie man also nun Unternehmensbeteiligter ist, genauso wenig kannst du dich auf die Familie Bank verlassen.

Master of the Universe gibt einen unverblümten Einblick in das Leben eines Investmentbankers und offenbart uns ganz nebenbei diese abstrakte Welt ein stückweit. Durch seine sehr zurückgenommene Inszenierung und seinen klaren Blick schafft es Regisseur Bauder Wissen zu vermitteln, dass das doch uns alle betrifft. Auch wenn wir am Ende ähnlich verlassen dastehen wie Rainer Voss in seinem Thronsaal, aus dem sich die Kamera leise zurückzieht und schließlich mit wieder monumentaler Klassik im Schwarz verschwindet. "Warum passiert nichts? Weil niemals jemand mit etwas anfängt!"

Master of the Universe ist am 11.4.2014 bei Arsenal Film auf DVD erschienen. Das Bonusmaterial enthält sehr informative Hintergrundgespräche mit Regisseur Marc Bauder und Darsteller Rainer Voss. Außerdem den Trailer und eine Trailershow.

Master of the Universe Bild 1
Master of the Universe Bild 2
Master of the Universe Bild 3
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Master of the Universe Bild 7
FAZIT:

Der ehemalige Master of the Universe Rainer Voss erzählt ehrlich und offen von seiner aktiven Zeit als Investmentbanker. Als er noch hoch oben im Thronsaal herrschte. Einblicke aus einer abstrakten Parallelwelt, die Regisseur Marc Bauder nüchtern und mit klarem Blick inszeniert.

WERTUNG: 9 von 10 verlassenen Bürogebäuden
TEXT © Nicky
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